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Integrierte Versorgungspfade als strategisches Managementinstrument
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Published: | September 14, 2004 |
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Hintergrund
Die Finanzierungsprobleme der Sozialsysteme werden nicht nur in Deutschland thematisiert. Generell werden Einsparpotentiale unterstellt. Die Zauberwörter lauten Effizienz und Effektivität. Die Gesundheitspolitik versucht über Wettbewerbsanreize und ökonomischen Druck entsprechende Maßnahmen bei den Anbietern stationärer Leistungen zu initiieren. Dafür wurden mit dem GMG die Tore für eine transsektorale Versorgung geöffnet. Über die Instrumente „Integrierte Versorgung", „Medizinische Versorgungszentren (MVZ)" oder „ambulantes Operieren" werden für die Krankenhäuser Möglichkeiten geschaffen, ihre Angebote Sektoren übergreifend zu gestalten und in die vertragsärztliche ambulante Versorgung einzugreifen.
Parallel zur DRG-Einführung sind kontinuierlich die gesetzlichen Anforderungen an Qualitätsnachweise angehoben worden. Zu den Maßnahmen im Einzelnen zählen die Verpflichtung zum Aufbau eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements, Beteiligung an der externen Qualitätssicherung, Verpflichtung zur Veröffentlichung von Qualitätsdaten im Rahmen eines externen Qualitätsberichtes im Internet, Mindestmengen u.v.m.
Bei ihrem Bemühen, weitere Effizienzpotentiale zu schöpfen, transsektorale Angebote aufzubauen und zielgerichtet Qualität fördernde Maßnahmen einzuleiten stoßen die Krankenhäuser aber an traditionell gewachsene, strukturelle Grenzen. Organisationsformen im Krankenhaus, die sich an Abteilungen und Berufsgruppen orientieren, sind nur eingeschränkt in der Lage, die jetzigen komplexen Anforderungen zu bewältigen.
Lösungsansatz
Benötigt wird ein Instrument, welches geeignet ist, interne und transsektorale Versorgung von Patienten effizient zu organisieren und gleichzeitig Aspekte wie Patienten- und Qualitätsorientierung zu berücksichtigen sowie Kostentransparenz herzustellen. Unter dem Label Klinische Pfade erreicht das Gesundheitswesen eine Managementmethode aus dem Produkt- und Dienstleistungssektor, welche dort als (Geschäfts-) Prozessmanagement eingeführt worden war. Als Werkzeug und Methode sind Versorgungspfade geeignet, Prozesse oder Teilprozesse zu organisieren und zu optimieren. Ebenso können verschiedene Implementierungsstufen realisiert, kombiniert oder zu einem Ganzen integriert werden. Zu diesen Teilaspekten gehören 1. Optimierung von Abläufen (Kernelement von Versorgungspfaden), 2. Institutionalisierung eines qualitätsorientierten Ziel- und Kennzahlensystems, 3. IT-gestützte Workflow-Unterstützung, 4. Fallkostenkalkulation und Prozesskostenrechnung, 5. Reduktion von administrativem Dokumentationsaufwand. Die vollständige Implementierung von Versorgungspfaden ist aufwendig und personalintensiv. Durch einen pragmatischen Ansatz und ein ausgefeiltes Projektmanagement muss dieser Aufwand in Grenzen gehalten werden.
Ergebnis
Die steigenden ökonomischen Anforderungen erfordern gravierende Veränderungen (change management) der Organisationsstrukturen im Krankenhaus. Dazu gehören die Abkehr von einer Abteilungs- und Berufsgruppen orientierten Sichtweise ebenso wie der Wechsel von passiver Betriebsleitung hin zu einer proaktiv gestaltenden Unternehmensführung und konsequenter Prozessorientierung. Die Versorgungspfade sind dabei nur Werkzeug und Methode. Eine erfolgreiche Umsetzung wird wesentlich davon abhängen, ob es gelingt, die Rollen der Ärzteschaft in einer Prozessorganisation neu zu definieren und zu verteilen.
Literatur
- 1.
- Eichhorn, S., B. Schmidt-Rettig: Krankenhausmanagement, Schattauer, Stuttgart, 1. Auflage 2001
- 2.
- Schlaudt, H.-P.: Clinical Pathways. In: Beck M, Goldschmidt AJW, Greulich A et al..: Management Handbuch DRGs, Hüthig / Economica, Heidelberg, 1. Auflage 2003
- 3.
- Schmelzer, H.J., W. Sesselmann: Geschäftsprozessmanagement in der Praxis, Hanser, München Wien, 1. Auflage 2001