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„Breaking the Silence – was weißt Du über Gehörlosigkeit?“ Ein Kurskonzept an der Universität Witten/Herdecke
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Published: | July 30, 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Studiengänge der Gesundheitsberufe bieten trotz des bedeutenden Anteils schwerhöriger und gehörloser Menschen in der Gesellschaft [1] wenig Raum für die Auseinandersetzung mit den kommunikativen und sozialen Aspekten im Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe [2]. Dabei stellen sich den Studierenden viele Fragen wie zum Beispiel, wie man gehörlose Personen korrekt bezeichnet, zu Behandlungsmöglichkeiten, inwieweit Grundkenntnisse in Gebärdensprache zur besseren Verständigung hilfreich sein könnten und welche Unterstützung Hochschulen für Studierende mit Schwerhörigkeit/Gehörlosigkeit anbieten sollten. In einem erstmalig durchgeführten interprofessionellen Seminar an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) im Rahmen des Studium Fundamentale haben drei Studierende in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für die Ausbildung personaler und interpersonaler Kompetenzen im Gesundheitswesen dieser Thematik Raum gegeben.
Methoden: Der Kurs verfolgte Lernziele hinsichtlich der Unterscheidung verschiedener Typen von Gehörlosigkeit bzw. Schwerhörigkeit, der Beschreibung von Barrieren in der Kommunikation und deren Überwindung, der Bewertung von gesellschaftlichen und universitären Unterstützungsangeboten sowie dem Erlernen der Grundlagen der Gebärdensprache. In vier mehrstündigen Terminen mit insgesamt 22 Stunden wurde ein interprofessionelles Dozierendenteam eingesetzt. Die didaktischen Methoden umfassten Wahrnehmungspraktika, interaktive Wissens- und Fertigkeitsvermittlungen, Diskussionen, Videos und Hörbeispiele sowie ein gemeinsamer Austausch mit Betroffenen und der Gleichstellungsbeauftragten der UW/H zum Abschluss des Kurses. Leistungsnachweise erfolgten durch selbst gedrehte Videos, Referate und andere Formate (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Evaluation erfolgte onlinebasiert mit offenen Fragen in der Mitte und am Ende des Kurses sowie als Feedbackrunde im letzten Termin.
Ergebnisse: Am Seminar nahmen 25 Studierende und fünf Dozierende teil. An der Zwischenevaluation beteiligten sich 18 Studierende. Die Dozierenden kamen aus verschiedenen Fachdisziplinen (Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Hörtechnik und Audiologie, Sonderpädagogik) sowie den Selbsthilfeorganisationen CIV NRW e.V. und Deaf Ohr Alive NRW des CIV NRW e.V. Die positive Bewertung durch die Studierenden bezog sich auf den abwechslungsreichen Charakter des Kurses, die Mischung aus Theorie und Praxis, persönliche Geschichten von Betroffenen und die Kursorganisation. Verbesserungspotenzial wurde in der Länge der Termine und Vorträge sowie der Fülle medizinischer Fakten für Studierende außerhalb der Humanmedizin identifiziert.
Diskussion: Das positiv evaluierte Kurskonzept soll in modifizierter Form erneut angeboten werden. Die Beteiligten sehen darin einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung von Diversität und Inklusion, sowohl in der Gesundheitsversorgung als auch in der Ausbildung der Gesundheitsberufe.
Literatur
- 1.
- Döge J, Hackenberg B, Brien KO, Bohnert A, Rader T, Beutel ME, Münzel T, Pfeiffer N, Nagler M, Schmidtmann I, Wild PS, Matthias C, Bahr K. The prevalence of hearing loss and provision with hearing aids in the Gutenberg Health Study. Dtsch Arztebl Int. 2023;120:99-106. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0385
- 2.
- Kruse J, Zimmermann A, Fuchs M, Rotzoll D. Deaf awareness workshop for medical students – an evaluation. GMS J Med Educ. 2021;38(7):Doc118. DOI: 10.3205/zma001514