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Campus Health – Bedarf für zusätzliche, von Studierenden betriebene, universitäre Grundversorgung
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Published: | July 30, 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Das Wohlbefinden von Studierenden wird im universitären System bisher zu wenig berücksichtigt. Viele Studierende besuchen eine Universität ausserhalb ihrer Grundversorgung durch den Hausarzt. Insbesondere während der Coronapandemie konnten daher Vermeidungsstrategien oder Überversorgung durch sofortigen Gang zur Notaufnahme beobachtet werden. Um eine mögliche Versorgungslücke zu erkennen sowie gleichzeitig auch die Möglichkeit einer Studentenklinik zu prüfen, wurde eine umfangreiche Bedarfsanalyse an der ETH Zürich durchgeführt.
Methoden: Durch Studierende des Studiengangs Humanmedizin wurde in Zusammenarbeit mit den studentischen Fachverbänden eine ETH-weite Umfrage zum Versorgungsbedarf sowie möglicher Diagnostik und Behandlung durch Medizinstudierende durchgeführt. Dabei wurden gezielt Angaben zum Gesundheitsstatus, der bisherigen Versorgung sowie möglichen Campus Health Angeboten erfragt. Die Antworten wurden anschliessend geclustert und statistisch beschrieben.
Ergebnisse: 2778 Antworten konnten in die Analyse einbezogen werden. Auf Grund des Vergleichs mit der Gesamtkohorte aller Studierender der ETH (>20000) können sie als repräsentative Stichprobe angesehen werden. 45% davon benötigten mindestens eine Konsultation im letzten Jahr. Die häufigsten Gründe waren Lungenprobleme, psychiatrische Symptome sowie gastrointestinale, neurologische oder orthopädische Beschwerden. Nur 22% der Befragten haben einen Hausarzt in Zürich, 36% würden zum Hausarzt im Heimatort zur Behandlung gehen und 42% haben keine hausärztliche Versorgung. 85% aller Befragten fänden einen Gesundheitsservice auf dem Campus hilfreich, 87% würden sich auch von Medizinstudierenden unter Aufsicht untersuchen lassen. 89% aller Studierenden ohne Hausarzt in Zürich würden diesen Service in Anspruch nehmen 67% aller Befragten würde auch eine spezielle ETH-Versicherung dazu abschliessen. Die grössten Erwartungen wurden im Bereich finanzieller Erleichterung, einfacher Erreichbarkeit und Behandlung kleinerer Gesundheitsprobleme geäussert.
Diskussion: Unsere Umfrage bestätigt bereits beschriebene Versorgungslücken und Vermeidungsstrategien, die mit einem Campus Health Center adressiert werden können [1]. Die hohe Bereitschaft, sich von Medizinstudierenden untersuchen zu lassen, eröffnet die Möglichkeit einer Studentenklinik unter Supervision nach amerikanischem Vorbild [2]. Dabei kann diese ebenfalls zu Ausbildungszwecken im Medizinstudium genutzt werden [3]. Insbesondere eine Unterstützung der Studierenden durch KI-Entscheidungshilfen kann ebenfalls untersucht werden.
Literatur
- 1.
- Kraft AD, Quimbo SA, Solon O, Shimkhada R, Florention J, Peabody JW. The health and cost impact of care delay and the experimental impact of insurance on reducing delays. J Pediatr. 2009;155(2):281-5.e1. DOI: 10.1016/j.jpeds.2009.02.035
- 2.
- Smith S, Thomas 3rd R, Cruz M, Griggs R, Moscato B, Ferrara A. Presence and characteristics of student-run free clinics in medical schools. JAMA. 2014;312(22):2407-2410. DOI: 10.1001/jama.2014.16066
- 3.
- Seifert LB, Schaack D, Jennewein L, Steffen B, Schulze J, Gerlach F, Sader R. Peer-assisted learning in a student-run free clinic project increases clinical competence. Med Teach. 2016;38(5):515-522. DOI: 10.3109/0142159X.2015.1105940