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Reflexionsräume eröffnen: Das Lehrportfolio des LET ME-Programms am TUM Medical Education Center an der Schnittstelle von Professional Identity Formation und Narrativer Medizin
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Published: | July 30, 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Wie lassen sich die theoretisch gehaltenen Vorgaben der Professional Identity Formation [1] in Form konkreter Lehrangebote in ein medizinisches Curriculum integrieren? Welcher Stellenwert kann dabei vor allem den Ausarbeitungen der Narrativen Medizin [2] zukommen? Diesen Fragen soll anhand des Portfolios des LET ME-Programms (Lettered Medicine) am TUM Medical Education Center nachgegangen werden.
Methoden: Das LET ME-Programm gestaltet Lehrangebote für Medizinstudierende, deren Themenbereiche einen ausschließlich auf Fachwissen und -können rekurrierenden Horizont transzendieren. Stattdessen werden Fragen nach individuellen Aneignungsformen des ärztlichen Berufsbildes, Antizipation existenzieller Erfahrungshorizonte sowie eine Auseinandersetzung mit der Kultur- und Diskursgeschichte der Medizin in den Fokus genommen. Diese, der Professional Identity Formation verschriebene Ausrichtung wird ergänzt um eine Methodik, die der Narrativen Medizin entlehnt ist. Das Programm arbeitet mit Impulsen aus den Bereichen Literatur, Kunst, Film, Philosophie, etc. sowie mit dem Einsatz gezielter Schreibübungen, um hierdurch gewohnte Denkmuster zu durchkreuzen und neue Perspektiven auf die Medizin und das ärztliche Rollenverständnis zu eröffnen. Die LET-ME-Lehrveranstaltungen setzen somit Lehrmethoden zur Förderung von Professional Identity Formation mit Mitteln der Narrativen Medizin um.
Ergebnisse: Das LET ME-Programm hat seit 2016 ein weitreichendes Portfolio unterschiedlicher Veranstaltungsformate entwickelt. Die Bandbreite reicht dabei von diversen fakultativen Angeboten sowie der Beteiligungen an Vorlesungen und Seminaren bis hin zum eigenen Wahlfach und der Modulgestaltung für einen Elite Master-Studiengang. Ebenfalls zum Programm gehören ein Blog und eine Online-Plattform. Die Veranstaltungsbeteiligungen, Evaluationen und direktes Feedback zeichnen ein Bild nicht nur der jeweiligen Akzeptanz der einzelnen Formate, sondern auch der Interessen und Bedürfnisse der Studierenden.
Diskussion: Anhand des LET ME-Programms lassen sich die Übertragungspotenziale der Professional Identity Formation an konkreten Beispielen diskutieren. Weiterhin können allgemeine Bezugspunkte und Rahmenbedingungen entwickelt werden, die für eine erfolgreiche Implementierung solcher Inhalte von Bedeutung sind (bspw. Vor- und Nachteile von Pflichtveranstaltungen und fakultativen Angeboten). Schließlich lassen sich aus den Praxisbeispielen Rückfragen an die Theorie der Professional Identity Formation stellen, um dieser eine klarere, anwendungsbezogenere Kontur im Medizinstudium zu verleihen.
Literatur
- 1.
- Cruess RL, Cruess SR, Steinert Y, editors. Teaching Medical Professionalism. Supporting the Development of a Professional Identity 2nd ed. Cambridge: Cambridge University Press; 2016. DOI: 0.1017/CBO9781316178485
- 2.
- Wohlmann A, Teufel D, Berberat PO. Narrative Medizin. Praxisbeispiele aus dem deutschsprachigen Raum. Köln: Böhlau Verlag; 2021. DOI: 10.7788/9783412523619