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Student Counselling: Unterstützung des psychosozialen Wohlbefindens Medizinstudierender durch die Implementierung einer niederschwelligen Beratungsstelle von Medizinstudierenden für Medizinstudierende an der Medizinischen Hochschule Hannover
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Published: | July 30, 2024 |
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Zielsetzung: Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Medizinstudierende ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung psychischer Erkrankungen haben [1]. Ein Umdenken ist daher notwendig, um in den Erhalt der psychischen Gesundheit von Medizinstudierenden zu investieren. Daher gibt es an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) seit 2020 ein niederschwelliges Beratungsangebot (Student Counselling) von Medizinstudierenden für Medizinstudierende.
Methoden: Vier Studierende der Zahn- und Humanmedizin aus unterschiedlichen Semestern stehen den Studierenden bei Anliegen aller Art zur Verfügung. Sie dienen als erste Ansprechpartner*innen bei persönlichen Schwierigkeiten im Studienverlauf und bilden eine Schnittstelle, um die Studierenden mit Beratungs- und Hilfsangeboten zu vernetzen. Die Studierenden sind als studentische Hilfskräfte angestellt. Sie erhalten vor Aufnahme der Tätigkeit eine mehrstündige Kommunikationsschulung über die Notfallseelsorge der Hannoveraner Krankenhausseelsorger*innen, sind supervisorisch an die Klinik für Psychosomatik angebunden und erhalten bei Schwierigkeiten Unterstützung durch Mitarbeitende des Studiendekanats. Die Beratung der ratsuchenden Studierenden erfolgt persönlich vor Ort, telefonisch, per Mail und über eine datenschutzkonforme Videoplattform. Finanziert wird das Projekt über Studienqualitätsmittel der Hochschule.
Ergebnisse: Etwa 50 Studierende nahmen im Jahr 2023 die Beratung in Anspruch. Viele davon wurden mehrfach oder über einen längeren Zeitraum unterstützt. Die Anzahl an ratsuchenden Studierenden ist dabei steigend. Die Anliegen, mit denen sich Studierenden an die Beratungsstelle wendeten waren divers: Schwierige Lebensumstände, Belastungen durch die COVID-19-Pandemie, Fragen zur Studienorganisation, Probleme bei der Studienfinanzierung, psychische Erkrankungen, Fragen zur Bewerbung um einen Studienplatz und nicht näher bezeichnete Anliegen. Die Student Counsellor vernetzten sich seit Beginn des Projekts intensiv mit hochschulinternen und -externen Hilfs- und Beratungsstellen. Dadurch wird ratsuchenden Studierenden ein niederschwelliger und schneller Zugang zu bereits vorhandenen Beratungsangeboten ermöglicht. Schon jetzt wird aus Umfragen unter den ratsuchenden Studierenden sichtbar, dass viele Studierende die Beratungsstelle an Kommiliton*innen weiterempfehlen.
Diskussion: Das Student Counselling ließ sich mit geringem organisatorischem und finanziellem Aufwand aufbauen und konnte seither Studierende in Notlagen niederschwellig unterstützen. Noch sind die Zahlen ratsuchender Studierender nicht repräsentativ genug. Eine intensivere Bewerbung des Projekts soll in Zukunft eine größere Zielgruppe ansprechen. Zudem soll das Angebot noch weiter ausgebaut werden, indem neben Beratungen ratsuchender Studierender auch Workshops zum Thema Zeitmanagement, Resilienztraining, Studienorganisation und Entspannungstechniken in Kooperation mit Expert*innen angeboten werden sollen.