Article
Prä-post-Evaluation von Emotionen und Handlungsmotivation Medizinstudierender gegenüber dem Klimawandel in der Hauptvorlesung Planetare Gesundheit im QB Umweltmedizin sowie im Wahlpflichtfach Planetare Gesundheit an der Medizinischen Fakultät Würzburg
Search Medline for
Authors
Published: | July 30, 2024 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Der Klimawandel stellt die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert dar [1]. Medizinstudierende spielen als zukünftige Mitarbeitende im Gesundheitswesen eine wichtige Rolle bei der Förderung nachhaltiger Verhaltensweisen [2]. Diese Verhaltensweisen sind eng mit der emotionalen Reaktion des Einzelnen auf den Klimawandel verbunden [3]. Am Universitätsklinikum Würzburg werden seit 2021 ein einsemestriges Wahlpflichtfach mit 40 Lerneinheiten zum Thema Planetare Gesundheit und 3 Vorlesungseinheiten im Querschnittsbereich Umweltmedizin unterrichtet. Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen der Lehrveranstaltungen auf die Emotionen und die Handlungsmotivation der Studierenden gegenüber dem Klimawandel.
Methoden: Medizinstudierende aus beiden Lehrveranstaltungen wurden in vier aufeinanderfolgenden Semestern 2021-2023 mit einem Prä-Post-Design unter Verwendung eines anonymen Online-Fragebogens mit EvaSys® befragt. Die Umfrage bestand aus 20 geschlossenen Fragen auf einer 5-stufigen-Likert-Skala (5=positiver Pol) und sechs offenen Fragen. Die quantitativen Daten wurden mit IBM SPSS Statistics Version 28.0.1.1 ausgewertet, die qualitativen Daten mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 285 Studierende an den Vorlesungen und 109 an den Wahlpflichtfächern teil. Die durchschnittliche Rücklaufquote lag bei 85% für die Vorbefragung und 80% für die Nachbefragung. Medizinstudierende gaben initial hohe Raten unangenehmer Emotionen gegenüber dem Klimawandel wie „Hilflosigkeit“ (65%) „Angst“ und „Enttäuschung“ (jeweils 48%) an. Der Prä-Post-Vergleich zeigte statistisch signifikante Veränderungen mehrerer Emotionen und der persönlichen Handlungsmotivation: Unter anderem stiegen die Angaben für „Zuversicht“ nach der Vorlesung an (Mittelwert-Differenz +0,96, SD=1,15, p<.001, Cohen’s d=0,84) während die mittleren Werte für „Hilflosigkeit“ sanken (-0,63, 1,16, <.001, -0,54). Dies begründeten die Studierenden in den offenen Fragen mit in der Vorlesung besprochenen konkreten Handlungsoptionen. Die Einschätzung der Studierenden bezüglich der Wirksamkeit von Handlungsoptionen für Menschen in Gesundheitsberufen insgesamt stieg auf 3,8 (+0,72, 0,97, <.001, 0,74) und die Einschätzung der Wirksamkeit der eigenen Handlungsoptionen auf 3,5 (+0,56, 0,87, <.001, 0,64).
Diskussion: Die befragten Medizinstudierenden zeigten eine hohe initiale emotionale Belastung zu Fragen des Klimawandels. Gleichzeitig impliziert unsere Studie, dass in Vorlesungen und Wahlpflichtfächern gleichermaßen signifikante positive Veränderungen von Emotionen und Handlungsmotivation möglich sind. Studierende sollten durch Lehrende darin begleitet werden, ihre Emotionen als hilfreich anzuerkennen und geeignete Ausdrucksformen durch wirksame Handlungsoptionen, z.B. in der Dekarbonisierung des Gesundheitswesens zu finden.
Literatur
- 1.
- Costello A, Abbas M, Allen A, Ball S, Bell S, Bellamy R, Friel S, Groce N, Johnson A, Kett M, Lee M, Levy C, Maslin M, McCoy D, McGuire B, Montgomery H, Napier D, Pagel C, Patel J, Puppim de Oliveira J A, Redclift N, Rees H, Rogger D, Scott J, Stephenson J, Twigg J, Wolff J, Patterson C. Managing the health effects of climate change: Lancet and University College London Institute for Global Health Commission. Lancet. 2009;373(9676):1693-733. DOI: 10.1016/S0140-6736(09)60935-1
- 2.
- Wabnitz K, Galle S, Hegge L, Masztalerz O, Schwienhorst-Stich EM, Eichinger M. Planetare Gesundheit – transformative Lehr- und Lernformate zur Klima- und Nachhaltigkeitskrise für Gesundheitsberufe [Planetary health-transformative education regarding the climate and sustainability crises for health professionals]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2021;64(3):378-383. DOI: 10.1007/s00103-021-03289-x
- 3.
- Brosch T. Affect and emotions as drivers of climate change perception and action: a review. Curr Opinion Behav Sci. 2021;42:15-21. DOI: 10.1016/j.cobeha.2021.02.001