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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Widerstände bei Veränderungen in der Curriculumsentwicklung verstehen und überwinden: Ein Fallbeispiel zum Versuch der Integration digitaler Kompetenzen im Brandenburgischen Modellstudiengang Medizin (BMM)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Weiss - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Deutschland
  • Olaf Ahlers - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Institut für Gesundheitswissenschaftliche Ausbildungsforschung, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Deutschland; Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Deutschland
  • Julia Schendzielorz - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Deutschland
  • Stefan Reinsch - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Deutschland
  • Stefanie Oess - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Deutschland; Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Institut für Biochemie, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-18-01

doi: 10.3205/24gma066, urn:nbn:de:0183-24gma0662

Published: July 30, 2024

© 2024 Weiss et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die medizinische Ausbildung steht angesichts der Digitalisierung im Gesundheitswesen vor einem Paradigmenwechsel. Vor dem Hintergrund des digitalen Transformationsprozesses im Gesundheitssektor wird die Vermittlung digitaler Kenntnisse und Kompetenzen in der ärztlichen Ausbildung zunehmend gefordert [1]. Die Herausforderung besteht darin, Ärzt*innen mit digitalen Kompetenzen auszustatten [2]. Ebendiese Kompetenzen werden derzeit in den medizinischen Curricula nicht systematisch vermittelt; eher lässt sich eine Unterrepräsentation ableiten [3].

Methoden: Zur Untersuchung der Rolle von Beziehungsdynamiken und Machtverhältnissen bei der digitalen Transformation wird im vorliegenden Fallbeispiel eine Arbeitsgruppe bei dem Versuch begleitet, das Thema „Digitale Transformation im Gesundheitswesen“ im Rahmen einer interdisziplinären Projektarbeit in ein bestehendes Curriculum zu implementieren. Es wurden zwei Studienausschusssitzungen, in denen das Projekt vorgestellt und diskutiert wurde, aufgezeichnet. Anschließend wurden sieben Einzelinterviews mit beteiligten Stakeholdern aus den Gruppen der Studierenden (n=2), Wissenschaftler*innen (n=3) sowie Mitgliedern der Arbeitsgruppe (n=2) durchgeführt. Die Sitzungen und Hintergrundinterviews mit Protagonisten wurden als Tonspur aufgezeichnet und vollständig wörtlich transkribiert. Zunächst wurde nach Sichtung des Materials eine thematische Analyse vorgenommen und erste Rollen identifiziert. In einem weiteren Schritt wurden die Veränderungen in den Beziehungsdynamiken innerhalb des Netzwerks der Akteure untersucht.

Ergebnisse: Unsere Analyse zeichnet nach, wie die Gruppe der Entscheidungsträger einen strategisch konzipierten Überzeugungsweg der Befürworter der Digitalisierung nicht angenommen haben. Eine anfängliche Einigkeit über die Thematik brach bei einer Diskussion über die Verortung des Projekts zusammen. Dieser als Kipppunkt zu bezeichnende Moment führte zu einer Verschiebung von Zielen sowie zu einer neuen Anordnung von Beziehungen und Allianzen. Aus der geplanten Diskussion über die konkrete Implementierung entwickelte sich eine grundlegende Diskussion über die Verortung von digitalen Kompetenzen im Curriculum.

Diskussion: Die Arbeit zeigt konkrete Schwierigkeiten bei der Integration eines neuen Themas in ein bestehendes Curriculum anhand des konkreten Anwendungsbeispiels der Digitalisierung. Selbst bei einem Thema, dessen Implementierung große Unterstützung in der Literatur, innerhalb der GMA und des NKLM hat, zeigten sich Widerstände.

Take Home Message: Bei der Digitalisierung handelt es sich um einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der medizinischen Ausbildung und Versorgung. Viele der Widerstände werden durch diese übergeordnete Bedeutung der Veränderung eines Curriculums verständlich.


Literatur

1.
Aulenkamp J, Mikuteit M, Loffler T, Schmidt J. Overview of digital health teaching courses in medical education in Germany in 2020. GMS J Med Educ. 2021;38(4):Doc80. DOI: 10.3205/zma001476 External link
2.
Haag M, Igel C, Fischer MR; German Medical Education Society “Digitization – Technology-Assisted Learning and Teaching”; Joint working group “Technology-enhanced Teaching and Learning in Medicine (TELL)” of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (gmds) and the German Informatics Society (GI). Digital Teaching and Digital Medicine: A national initiative is needed. GMS J Med Educ. 2018;35(3):Doc43. DOI: 10.3205/zma001189 External link
3.
Foadi N, Koop C, Behrends M. Medizinische Ausbildung: Welche digitalen Kompetenzen braucht der Arzt? Dtsch Arztebl. 2020;117(12):A-596/B-511.