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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Rollenwartungen im Umgang mit Sterben und Tod: Eine Q-methodologische Studie mit PJ-Studierenden und Assistenzärztinnen und -ärzten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sabrina Lichtenberg - Technische Universität München, School of Medicine & Health, Ehem. Fakultät für Medizin, TUM Medical Education Center, München, Deutschland
  • Nana Jedlicska - Technische Universität München, School of Medicine & Health, Ehem. Fakultät für Medizin, TUM Medical Education Center, München, Deutschland
  • Kristina Schick - Technische Universität München, School of Medicine & Health, Ehem. Fakultät für Medizin, TUM Medical Education Center, München, Deutschland; Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Institut für Didaktik und Lehrforschung in der Medizin, Dresden, Deutschland
  • Johanna Anneser - Technische Universität München, School of Medicine & Health, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Funktionsbereich Palliativmedizin, München, Deutschland
  • Martin Gartmeier - Technische Universität München, School of Medicine & Health, Ehem. Fakultät für Medizin, TUM Medical Education Center, München, Deutschland
  • Pascal O. Berberat - Technische Universität München, School of Medicine & Health, Ehem. Fakultät für Medizin, TUM Medical Education Center, München, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-13-01

doi: 10.3205/24gma050, urn:nbn:de:0183-24gma0508

Published: July 30, 2024

© 2024 Lichtenberg et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Ein angemessener Umgang mit Sterben und Tod bei ärztlichen Tätigkeiten ist entscheidend für das Wohlbefinden der Patient*innen, Angehörigen und Mediziner*innen. Bisher gibt es jedoch wenig Evidenz zu den Rollenerwartungen von Mediziner*innen im Umgang mit Sterben und Tod, vor allem aus Sicht (angehender) Ärzt*innen [1], [2].

Diese Studie exploriert, mit welchen Rollenerwartungen sich PJ-Studierende und Assistenzärzt*innen im Umgang mit Sterben und Tod besonders identifizieren.

Methoden: Die Haltung von PJ-Studierenden und Assistenzärzt*innen zum Umgang mit Sterben und Tod wurde online mittels Q-Methode erfasst. An der Studie nahmen 33 PJ-Studierende (Alter: M=26 (SD=2,9) Jahre) und 30 Assistenzärzt*innen (Alter: M=31 (SD=4,8) Jahre) teil. Die Teilnehmenden ordneten 42 Aussagen in ein Normalverteilungsgitter mit den Kategorien „stimme sehr zu“ (+3 bis +1 Punkte), „stimme zu“ (0 Punkte) und „stimme eher nicht zu“ (-1 bis -3 Punkte). Die +3/-3-Statements wurden schriftlich begründet. Die Anzahl der Statements pro Kategorie nahm von den Endpunkten (+3/-3, je 3 Statements) zur Mitte (0, 10 Statements) zu. Es entstand ein individuelles Q-Sort pro Teilnehmenden. Die Analyse der Q-Sorts erfolgte durch Q-Faktoranalyse, wobei ähnliche Q-Sorts zu Faktoren zusammengefasst und anschließend inhaltsanalytisch interpretiert wurden.

Ergebnisse: Durch die Q-Faktoranalyse konnten sechs Faktoren identifiziert werden. Von insgesamt 63 wurden 45 individuelle Q-Sorts als signifikant für die Faktorenbildung erachtet. Damit erklären die Faktoren 54% der Gesamtvarianz der Studie (F1=12%, F2=15%, F3=8%, F4=4%, F5=6%, F6=9%). Zwischen einigen Faktoren ergab sich eine deutliche Korrelation (rmin=-0.012–rmax=0.656). Ein zentrales Thema der Faktoren stellt die Wahrung der Patient*innenwürde dar. Darüber hinaus unterscheiden sich die Faktoren darin, wie eine patient*innenzentrierte Kommunikation, die Arzt-Patienten-Beziehung, der ärztliche Zuständigkeitsbereich sowie individuelle Herausforderungen im Umgang mit Sterben und Tod ausgelegt werden.

Diskussion: Unsere Ergebnisse zeigen, wie Rollenerwartungen im Umgang mit Sterben und Tod durch (angehende) Ärzt*innen wahrgenommen werden. Dabei zeigen sich Haltungsunterschiede basierend auf gemeinsamen Prinzipien, wie der Wahrung der Würde am Lebensende. Einflussfaktoren auf relevante Rollenerwartungen, wie Arbeitsbedingungen, das Ausmaß an Praxiserfahrung und individuelle Merkmale, wie Persönlichkeit und Werte, könnten in Zukunft genauer untersucht werden.

Take Home Message: Diese Studie hebt Rollenerwartungen hervor, die die ärztliche Rolle für PJ-Studierenden und Assistenzärzt*innen im Umgang mit Sterben und Tod ausmachen. Ein besseres Verständnis der ärztlichen Rolle im Kontext von Sterben und Tod könnte dazu beitragen, die medizinische Ausbildung, die Unterstützung von Mediziner*innen im Gesundheitswesen und die Patient*innenversorgung zu optimieren.


Literatur

1.
Jedlicska N, Srnová D, Scheide L, Wijnen-Meijer M, Gartmeier M, Berberat PO. Medical Trainees’ Experiences With Dying and Death. Omega (Westport). 2021;83(1):64-83. DOI: 10.1177/0030222819843436 External link
2.
Chang YC, Xiao X, Nkambule N, Ngerng RY, Bullock A, Monrouxe LV. Exploring emergency physicians’ professional identities: a Q-method study. Adv Health Sci Educ Theory Pract. 2021;26(1):117-138. DOI: 10.1007/s10459-020-09973-y External link