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Aktivierung von Vorwissen mit dem Progress Test Umweltmedizin: Ergebnisse zum QB 06 „Klinische Umweltmedizin“ im Pre/Post-Vergleich
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Published: | July 30, 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Umweltwissen und Umweltbewusstsein kann bei der derzeitigen, heterogenen Generation von Medizinstudierenden vorausgesetzt werden, da insbesondere die Auswirkungen von Umweltfragen auf die Gesundheit bereits in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wird [1]. Deshalb ist die Erfassung des Vorwissens der Studierenden i. S. des Constructive Alignments [2] wesentlich, wenn curricular in der Humanmedizin der Querschnittsbereich QB 06 „Klinische Umweltmedizin“ angeboten wird. Dies erfolgt an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) mit einem innovativen Lehr- und Prüfungskonzept, bei dem die zentrale Prüfungsveranstaltung durch das Abnehmen von Referaten im Plenum am Seminartag zugleich der Lehre der zuhörenden Kommiliton*innen des Jahrgangs dient. Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung ist es, die Erhebung des umweltmedizinischen Vorwissens und den Lernzuwachs der Studierenden im Pre/Post-Vergleich abzubilden.
Methoden: Im Wintersemester 2023/24 absolvierten 63 Medizinstudierende (Jg. 52) die umweltmedizinische Woche im QB 06 an der UW/H. Zur Erfassung des Vorwissens war von den Dozierenden im Peer-Review-Verfahren ein Progress Test Umweltmedizin (PTU) mit 70 Fragen im True/False-Format entwickelt worden, mit je 5 Items in insgesamt 14 Themenbereichen. Der PTU wurde zu Beginn und am Ende der Woche durchgeführt. Bei den Analysen wurden die PTU Gesamt-Scores „richtige“, „falsche“, „weiss nicht“ und Summe (richtige minus falsche) verwendet.
Ergebnisse: Im Pre-Test (Mitte Januar 2024) bearbeiteten insgesamt 37 Studierende (58.73%) freiwillig und anonym den PTU. Im Durchschnitt resultierten dabei 37.51±10.32 „richtige“ Antworten (Min. 6, Max. 54 Punkte), 8.32±4.63 „falsche“ (Min. 1, Max. 19 Punkte) und 24.16±13.81 (Min. 2, Max. 63 Punkte) „weiss nicht“. Die Summe zeigte bei den Themen Feinstaub (3.32), Mikroplastik (3.05) und Trinkwasser (2.95) das größte Vorwissen, bei elektromagnetischen Feldern (0.89), RLT-Anlagen (0.76) und Infektionskrankheiten durch den Klimawandel (0.54) das geringste. Die Aussage zu „Trinkwasserkontaminationen durch stehendes Wasser in Leitungen“ wurde von fast allen Studierenden korrekt bejaht (Itemschwierigkeit 0.95); die meisten falschen Antworten gab es zur „aktuellen Verbreitung von Stechmückenarten aus Südeuropa in Deutschland“ (Itemschwierigkeit -0.84).
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede im Vorwissen bzgl. der verschiedenen umweltmedizinischen Themen. Der beschriebene Effekt, dass der Lerngewinn bei einem breiten Vorwissen am größten ist [3], kann hier noch nicht geprüft werden, da die Ergebnisse der abschließenden Erhebung mit dem PTU (Post-Test) noch ausstehen. Dabei wird eine Zunahme der „richtigen“ Antworten bei einer Abnahme der „falschen“ und „weiss nicht“ Antworten erwartet.
Literatur
- 1.
- Kligler B, Pinto Zipp G, Rocchetti C, Secic M, Ihde ES. The impact of integrating environmental health into medical school curricula: a survey-based study. BMC Med Educ. 2021;21(1):40. DOI: 10.1186/s12909-020-02458-x
- 2.
- Biggs JB, Tang CS. Teaching for quality learning at university: What the student does. Columbus, OH: Open University Press; 2011.
- 3.
- Witherby AE, Carpenter SK. The rich-get-richer effect: Prior knowledge predicts new learning of domain-relevant information. J Exp Psychol Learn Mem Cogn. 2022;48(4):483-498. DOI: 10.1037/xlm0000996