Article
Das „New Normal“ in der Medizinischen Lehre: Digitale Lehre nach der Pandemie – wie kann aus einem virtuellem Notfallplan ein nachhaltiger Digitalisierungsschub im Medizinischen Curriculum München (MeCuM) werden?
Search Medline for
Authors
Published: | September 14, 2022 |
---|
Outline
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Im März 2020 zwang die Corona-Pandemie Lehrende weltweit, ihre Lehre innerhalb kürzester Zeit vollständig auf digitale Fernlehre umzustellen. Diese, in der Literatur auch als „Emergency remote Teaching“ [1] bezeichnete digitale Lehre war die Rettung des Sommersemesters 2020, löste jedoch durchaus unterschiedliche Reaktionen aus. Ziel unserer Studie ist es, die Erfahrungen der Lehrenden (und Studierenden) an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) mit der Corona-bedingten Umstellung auf digitale Lehre genauer zu analysieren, um folgende Fragen beantworten zu können:
- 1.
- Welche Aspekte digitaler Lehre bewerten die Dozierenden als Vor- bzw. Nachteile?
- 2.
- Stimmen die Erfahrungen der Lehrenden mit digitaler Lehre und ihre Vorstellungen für die Zukunft mit denen der Studierenden überein?
- 3.
- Wie könnte das „New Normal“ an der Medizinischen Fakultät der LMU aussehen und welchen Unterstützungsbedarf haben Lehrende, damit die Implementierung gelingen kann?
Methoden: Mit Hilfe halboffener Fragebögen wurden LMU-Lehrende zu zwei Zeitpunkten befragt. In einem zweiten Schritt wurden auch Medizinstudierende an der LMU befragt, um die Erfahrungen und Einschätzungen der Lehrenden mit den Wünschen und Bedürfnissen der Studierenden abzugleichen.
Ergebnisse: Ein Großteil der befragten Lehrenden gibt an, Teile der digitalen Konzepte beibehalten bzw. ausbauen zu wollen. Insgesamt ergibt sich Evidenz dafür, dass das Aneignen von theoretischem Wissen online gut möglich ist, während es für die Vermittlung praktischer Fertigkeiten oder direkten Patientenkontakt keine digitalen Alternativen zu geben scheint. Studierende wünschen sich vor allem, dass Vorlesungsaufzeichnungen auch zukünftig asynchron abrufbar bleiben, um ein flexibles Lernen zu ermöglichen.
Diskussion: Insgesamt ist trotz aller Herausforderungen und Belastungen, die mit der plötzlichen Digitalisierung einhergingen, eine positive Grundhaltung zu digitalen Lehrformaten festzustellen. Verschiedene Lehrformen haben unterschiedliche „Indikationen“ und oftmals sind auch Mischformen, wie Blended-Learning-Konzepte didaktisch sinnvoll. Das herauszuarbeiten ist die Chance, die uns die Erfahrungen der digitalen Semester bietet.
Take Home Messages: Die Erfahrungen aller Beteiligten zeigen, dass ein vollständiger Ersatz der Präsenzlehre durch digitale Angebote nicht funktioniert. Für den persönlichen Austausch gibt es keinen Ersatz, dazu müssen und sollen Menschen zusammenkommen. Dennoch haben die Erfahrungen mit den digitalen Alternativen auch deren Vorteile gezeigt, v.a. in Bezug auf flexible und individuell nutzbare Angebote zum Erarbeiten theoretischer Grundlagen.
Mit den Erfahrungen der letzten Jahre können Lehrende in Zukunft in einen erweiterten „Werkzeugkasten“ greifen, wenn sie bei der Konzeption ihrer Unterrichtsveranstaltung im Sinne des „Constructive Alignments“ Methoden und Formate auswählen, um die unterschiedlichsten Lernziele des Medizinstudiums zu vermitteln.