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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

15.09. - 17.09.2022, Halle (Saale)

Analog zu Digital – von einer evaluierten Vortragsreihe zu einer eLearning Plattform für interkulturelle Kommunikation im Gesundheitswesen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marlene Fluch - Socius e.V., Rosenheim, Deutschland
  • presenting/speaker Johannes Niebuhr - Socius e.V., Rosenheim, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Halle (Saale), 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-02-06

doi: 10.3205/22gma012, urn:nbn:de:0183-22gma0128

Published: September 14, 2022

© 2022 Fluch et al.
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Hintergrund: Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten vor allem durch Zuwanderer aus muslimisch geprägten Herkunftsstaaten religiös und kulturell vielfältiger geworden. Mittlerweile leben in Deutschland mehr als 5 Mio. Muslime [1]. Eines der Bereiche, die unweigerlich mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen in Berührung kommen sind Medizin und die Pflege, wodurch oftmals Konflikte entstehen [2]. Im Jahr 2018 und 2019 fand eine vom Socius e.V. organisierte Vortragsreihe statt, die diese Problematik aufnahm und in Kooperation mit einer erfahrenen Dozentin für Sprach- und Kulturvermittlung, spezialisiert auf den orientalischen Raum, an verschieden Standorten in Sachsen-Anhalt durchführte. Hierbei fand im Jahr 2019 eine Evaluation statt, die neben Inhaltlichen und Fragen zur Vortragsweise, auch die Relevanz der Thematik aus Sicht der Auszubildenden auf dem Beruflichen Alltag klären und ggf. Information für weitere Projekte geben sollte. In einem Folgeprojekt soll nun eine digitale Lernplattform entwickelt werden, die die Inhalte aufgreift und in einer Pilotphase evaluiert.

Methoden: Als Erhebungsinstrument wurde ein Fragebogen mit geschlossenen, offenen und Hybriden Fragen entwickelt. Die Antwortmöglichkeiten der geschlossenen Fragen waren dichotom und in Ratingskalen vorformuliert. Die erhaltenen Informationen werden nun genutzt um eine digitale Lernplattform für Kultursensible Kommunikation im Gesundheitssystem zu entwickeln.

Ergebnisse: Mit einer Rücklaufquote der Fragebögen von 91,7% (n=154/168) kann das Ergebnis als repräsentativ betrachtet werden. 62,3% der TeilnehmerInnen waren Auszubildende in Pflegeberufen, 28,6% Auszubildende im Bereich Geburtshilfe/Hebammen und 7,1% waren Medizinstudenten, 1,3% waren sonstige Auszubildende oder bereits Ausgebildetes Fachpersonal. 85,7% der TeilnehmerInnen fanden die Veranstaltung im Allgemeinen Sehr Gut, oder Gut. Des Weiteren zeigte sich, dass 94,8% der TeilnehmerInnen die Inhalte des Vortrages für die Berufspraxis voll oder zumindest zum Teil relevant fanden. Von allen Befragten haben weniger als 6% bereits einen ähnlichen Kurs besucht. Dies zeigt, dass die Vortragsreihe einen relevante, jedoch weitestgehend, unterrepräsentierte Thematik behandelte. 79% hielten es dabei für sinnvoll, wenn die Thematik voll oder zum Teil als fester Bestandteil in die Ausbildung integriert wird und 54,5% könnten sich vorstellen, dass es dazu Fortbildungen gibt.

Diskussion: Die Veranstaltungsreihe wurde als positiv bewertet, sowohl die Inhalte, die thematisch aus Sicht der Teilnehmenden eine Praxisrelevanz hatten, als auch der Aufbau. Es besteht jedoch der Bedarf zur festen Integration im Ausbildungscurriculum, oder zumindest als Weiterbildungsveranstaltung. Diesem wollen wir in einem Folgeprojekt in digitaler Form nachgehen.

Take Home Message: Die Forderung kultursensibler Pflege und sogenannter Interkultureller Öffnung sind nicht neu, die vorliegende Evaluation zeigt jedoch, dass in der Ausbildung dies weitestgehend noch nicht angekommen ist und es weitere Schulungen bedarf, ob analog oder digital.


Literatur

1.
Pfündel K, Stichs A, Tanis K. Muslimisches Leben in Deutschland 2020. Forschungsbericht 38. Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge; 2020.
2.
Breitenseher D. Probleme im Krankenhaus- und Pflegealltag mit islamischen Patienten: Mit besonderer Berücksichtigung von Tabus [Diplomarbeit]. Wien: Universität Wien; 2009.