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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Warum möchten Medizinstudierende nicht (mehr) promovieren?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Chantal Klemmt - Universtitätsklinikum Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland
  • Sarah König - Universtitätsklinikum Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP145

doi: 10.3205/21gma340, urn:nbn:de:0183-21gma3401

Published: September 15, 2021

© 2021 Klemmt et al.
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Fragestellung/Zielsetzung: An der Medizinischen Fakultät Würzburg ist die Zahl der Promotionen seit 2010 um etwa 32% rückläufig. Da die Ärzteschaft aktuelle Fragestellung aus der direkten Verantwortung für die Patientinnen und Patienten generieren, sind wissenschaftliche Arbeiten für medizinische Innovationen notwendig [1]. Die Doktorarbeit stellt eine wichtige Gelegenheit dar, eine wissenschaftlich fundierte Arbeit anzufertigen und nachhaltiges Interesse an Forschung zu entwickeln. Die vorliegende Studie befasst sich mit der Frage, weshalb Studierende der Humanmedizin nicht (mehr) promovieren möchten bzw. eine geringere Motivation für die medizinische Doktorarbeit aufweisen.

Methoden: Es wurde vier narrative Interviews mit Humanmedizin-Studierenden geführt, diese wurde wortwörtlich transkribiert und nach der inhaltlich strukturierten Inhaltsanalyse in Anlehnung an Kuckartz ausgewertet.

Ergebnisse: Als zentrale Ergebnisse wurden zwei Argumentationsstrukturen erkannt, die zum einen mit ideellen Faktoren zum Stellenwert der medizinischen Doktorarbeit und zum anderen mit den Rahmenbedingungen begründet wurden. Der Stellenwert der Doktorarbeit wird von den Studierenden durch das von außen zugeschriebene Ansehen der medizinischen Promotion kritisiert, so sei die Qualität im Vergleich zu anderen Doktorarbeiten geringer. Ferner sei der Titel für die Ausübung des Arztberufes nicht relevant und wird nur bei einer universitären Laufbahn benötigt. Für die Interviewten war der Doktortitel zum Zeitpunkt der Studie nicht wichtig, andere Dinge (Lebensqualität/Freizeit/Zusatzstudium) erhielten mehr Relevanz. Die Rahmenbedingungen, spezifischer die Betreuung, Vergabe und Anforderungen an die Doktorarbeit wurden als Gründe gegen eine Promotion benannt.

Diskussion: Interessierte und Motivierte sollten die Möglichkeit zur Promotion erhalten und nicht aufgrund von mangelnden Rahmenbedingungen abgehalten werden. Um den Informationsfluss zu verbessern, wurde bereits in einer Pflichtveranstaltung im ersten Semester das Thema Doktorarbeit, Rahmenbedingungen und Möglichkeiten integriert, damit die Studierenden einen ersten Berührungspunkt mit dem Thema erhalten. Überdies wurde ein weiteres Pflichtseminar zum Anfertigen von Doktorarbeiten in das Curriculum implementiert, in diesem wird Basiswissen zur Erstellung von wissenschaftlichen Texten vermittelt. Diese Maßnahmen sollen nicht primär zu einer medizinischen Doktorarbeit lenken, sondern Forschungsinteresse und wissenschaftliches Arbeiten fördern.

Take Home Messages: Studierende begründen ihre Entscheidung gegen eine medizinische Doktorarbeit mit ideellen Aspekten und mangelnden Rahmenbedingungen. Aus diesem Grund wurden Inhalte zur Promotion in zwei Veranstaltung integriert, um den Studierenden einen Überblick/Einblick in das Thema Doktorarbeit zugeben und das Interesse für Wissenschaft zu wecken.


Literatur

1.
Baum C, Förster R, Schmidt RE. Weiterentwicklung des Promotionsverfahrens in der Medizin [Advancement of the medical doctorate] Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz. 2009;52(8):856-861. DOI: 10.1007/s00103-009-0903-8 External link