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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Das Konzept der Anamnesegruppe in den Skills Labs der Ruhr-Universität Bochum: NKLM-basiert, digital und unter Einsatz von Simulationspatient*innen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniela Angelika Pietsch - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Lea Katharina Ebner - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Michael Stumpp - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Georg Grethe - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Jannis Achenbach - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Matthias Joswig - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland
  • Thorsten Schäfer - Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Zentrum für Medizinische Lehre, Bochum, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP135

doi: 10.3205/21gma330, urn:nbn:de:0183-21gma3303

Published: September 15, 2021

© 2021 Pietsch et al.
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Text

Hintergrund: Studentische Anamnesegruppen weisen eine über 50-jährige Geschichte auf und sind bundesweit an medizinischen Fakultäten vertreten. Medizin- und teilweise Psychologie-Studierende schulen dabei innerhalb eines geschützten Peer-Teaching-Rahmens Gesprächsführungs- und Selbstreflexionskompetenzen im Umgang mit realen Patient*innen [1]. Auf Grundlage dieses etablierten Konzepts und bestehender Lernziele des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) [http://www.nklm.de] erarbeitete die Bochumer Anamnesegruppe sechs zentrale kursspezifische Lernziele. Im Wintersemester 2020/21 startete eine konzeptbasierte Anamnesegruppe digital als Pilotprojekt mit Simulationspatient*innen (SP) und eigens entwickelten Fallvignetten.

Methoden: In Abgleich mit dem NKLM wurden Lernziele bezüglich Gesprächsführungstechniken, Strukturierung eines Erstgespräches, Umgang mit Emotionsausdruck des*r Patienten*in, Selbstreflexion, interdisziplinärer Zusammenarbeit und Feedback erarbeitet. An sieben Terminen führte jeweils ein*e Teilnehmer*in ein 45-minütiges Gespräch per Videokonferenz, an drei Terminen stand Methodentraining im Fokus. Die Fallvignetten enthielten Informationen zu aktueller klinischer Symptomatik, Krankheitsgeschichte, psychosozialen Faktoren und Schauspielanweisungen. Mithilfe einer longitudinalen Prä-/Post-Evaluation wurde der reflektierte Lernerfolg der Teilnehmenden in Bezug auf die sechs entwickelten Lernziele abgefragt.

Ergebnisse: Die von den Teilnehmenden selbsteingeschätzte Fertigkeitsausprägung in den Bereichen der Lernziele verbesserte sich im Vergleich zum Befragungszeitpunkt vor dem Kurs. Es wurde berichtet, dass während der Gespräche ein immersiver Eindruck entstand und die Gesprächsführung effektiv geübt werden konnte. In Hinblick auf das Teilen eigener Emotionen der Studierenden herrschte auch innerhalb des digitalen Formats eine vertrauensvolle Atmosphäre.

Diskussion: Das Konzept der Bochumer Anamnesegruppe konnte erfolgreich digital umgesetzt werden. Die Standardisierung förderte die Fokussierung auf praktische Kompetenzen und dient der langfristigen Qualitätssicherung. Ausgewählte NKLM-Lernziele ließen sich durch Peer-Teaching und den Einsatz von SP erreichen. Die Fallvignetten ermöglichten eine hohe didaktische Steuerbarkeit und das Erleben ausgeprägter Psychopathologie bei gleichzeitig hoher Gesprächsbereitschaft.

Durch das digitale Format entstand für die Teilnehmenden eine zusätzliche Herausforderung im professionellen Beziehungsaufbau mit den SP. Hinsichtlich der zunehmenden Bedeutung der Telemedizin in Deutschland [2] trägt das Konzept der Bochumer Anamnesegruppe daher dazu bei, Gesprächsführungskompetenzen und Selbstsicherheit im Patientenkontakt per Videokonferenz zu trainieren.

Take Home Messages: Ausgewählte NKLM-Lernziele lassen sich sinnvoll mit dem Grundkonzept der Anamnesegruppen verknüpfen. Darüber hinaus trägt eine digitale Anamnesegruppe unter Einsatz von SP zur Schärfung des Absolvent*innenprofils bei.


Literatur

1.
Köllner V, Foltin Y, Speidel V, Müller AK, Jäger J. Anamnesegruppen als Einstieg in die Gesprächsführung und Arzt-Patient-Beziehung. Med Welt. 2016;67(1):9-13.
2.
Beckers R. Status quo und Potenzial der Telemedizin in Deutschland. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2017;52(02):90-93. DOI: 10.1055/s-0042-108711 External link