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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Das kann ich (noch) nicht! – Eine Bedarfsanalyse vor Implementierung von anvertraubaren professionellen Tätigkeiten in der Famulatur

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniela Kampmeyer - UKSH – Campus Lübeck, Medizinische Klinik 1, Lübeck, Deutschland
  • Inge Derad - UKSH – Campus Lübeck, Medizinische Klinik 1, Lübeck, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - UKSH – Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP103

doi: 10.3205/21gma298, urn:nbn:de:0183-21gma2984

Published: September 15, 2021

© 2021 Kampmeyer et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Für die Implementierung von anvertraubaren professionellen Tätigkeiten (APT) für Famulaturen ist die Analyse des Ist-Zustandes eine wesentliche Grundlage [1]. Ziel der Studie war die Ermittlung der Kompetenz von Studierenden des dritten Studienjahrs hinsichtlich der Durchführung von praktischen Fertigkeiten, die für eine Famulatur essenziell sind.

Methoden: In einem ersten Schritt wurden die essenziellen praktischen Fertigkeiten für eine Famulatur definiert. Hierzu wurden solche des Levels 3a/3b aus dem Kapitel 14b „klinisch-praktische Fertigkeiten“ des nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) [http://www.nklm.de] herangezogen, die der Basiskompetenz zugeordnet werden. Die Itemliste wurde zudem um Fertigkeiten ergänzt, die mindestens von zwei Lehrverantwortlichen aus den Gebieten Allgemeinmedizin, Inneren Medizin, Anästhesie und Chirurgie genannt wurden. Die so entwickelten 17 Items (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]) konnten nach einer Pilotierung mit den vier Antwortmöglichkeiten („Kann ich nicht“, „Kann ich, wenn ich direkte Supervision habe“, „Kann ich, wenn ich bei Bedarf Supervision habe“, „Kann ich selbstständig durchführen“ [2]) eingeschätzt werden.

Im Januar 2021 führten wir eine anonyme, freiwillige, Moodle-basierte Umfrage durch, zu der die Studierenden des dritten Studienjahrs (N=227) mittels E-Mail eingeladen wurden.

Ergebnisse: Es nahmen 117 Studierende (52%) an der Umfrage teil. Während die große Mehrheit der Studierenden angab, eine Händedesinfektion selbständig durchführen zu können, antworteten ca. ¾ aller Studierenden (n=89) eine Unterarmgipsschiene nicht anlegen zu können. Bei zunehmendem Anteil der Studierenden, die eine Fertigkeit mit „kann ich nicht“ einschätzen, schwand der Anteil der Studierenden, die angaben, eine Fertigkeit selbstständig durchführen zu können. Die mittleren Kategorien wurden fast konstant ausgewählt. Acht der 17 Fertigkeiten wurden von mehr als der Hälfte der Studierenden auf den unteren beiden Niveaustufen eingeschätzt.

Diskussion: Obwohl der NKLM einige praktische Fertigkeiten als Basiskompetenz zum Zeitpunkt der Famulatur vorsieht, schätzen sich viele Studierende eher uneigenständig in deren Durchführung ein. Zudem weisen die Studierenden eine große Bandbreite bei der selbsteingeschätzten Eigenständigkeit auf. Es besteht ein großer Bedarf für ein curriculares Lehrangebot zur einerseits grundlegenden Vermittlung, andererseits Vertiefung der genannten Fertigkeiten. Zudem sollte überprüft werden, inwieweit die Selbsteinschätzung und eine objektive Beobachtung der genannten Fertigkeiten übereinstimmen.

Take Home Messages: Aktuell klaffen Anspruch an die Studierenden des dritten Studienjahrs und deren Selbsteinschätzung bezüglich definierter praktischer Fertigkeiten in der Famulatur weit auseinander. Diese Diskrepanz muss bei der Implementierung von APTs berücksichtigt werden.


Literatur

1.
Thomas PA, Kern DE, Hughes MT. Curriculum Development for Medical Education: A Six-Step Approach. Baltimore, MA: Johns Hopkins Universität; 2016.
2.
Mulder H, Cate OT, Daalder R, Berkverns J. Building a competency-based workplace curriculum around entrustable professional activities: The case of physician assistant training. Med Teach. 2010:32(10):e453-e459. DOI: 10.3109/0142159X.2010.513719 External link