gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Interaktive Lehre in Online-Formaten: Video-Anamnese

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Mirdita Useini - ETH Zürich, Department of Health Sciences and Technology, Zürich, Schweiz
  • Stefan Andrej Markun - Universitäts Spital Zürich, Institut für Hausarztmedizin, Zürich, Schweiz
  • Stefan Michael Neuner-Jehle - Universitäts Spital Zürich, Institut für Hausarztmedizin, Zürich, Schweiz
  • Marzio Sabbioni - Psychosomatische und Psychosoziale Medizin FA APPM, Innere Medizin FMH / Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Schweiz
  • presenting/speaker Jörg Goldhahn - ETH Zürich, Department of Health Sciences and Technology, Zürich, Schweiz

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP102

doi: 10.3205/21gma297, urn:nbn:de:0183-21gma2972

Published: September 15, 2021

© 2021 Useini et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die Lernforschung zeigt auf, dass interaktive Elemente in der Lehre zu einem vertieften Verständnis der Inhalte führen. Im Curriculum des BSc Humanmedizin an der ETH Zürich sind interaktive Elemente fest verankert, entsprechend hat der Ausbruch der Corona-Pandemie die Umsetzung dieser Elemente in Online Formate vor Herausforderungen gestellt. Insbesondere das Lernen und Üben der ärztlichen Gesprächsführung mit Patient*innen.

Methoden: Bereits im ersten Semester lernen die Studierenden im Modul „Ärztliche Anamnesetechnik“ die Grundlagen der ärztlichen Gesprächsführung. In Kleingruppen und verteilt auf verschiedene Pflegezentren dürfen sie erste Anamnesegespräche führen. Als Folge der Umstellung auf Online-Unterricht im Herbstsemester 2020 sind alle Gespräche auf Zoom verlegt worden: Studierende wie auch Patient*innen und Ärzte haben sich in vorbereiteten Breakout Rooms getroffen. Im Frühlingssemester 2021 wird das Modul „Psychosomatische & Psychosoziale Medizin“ komplett online durchgeführt. Auch hier werden die Gespräche mit Patient*innen mit psychosomatischen Beschwerden in Kleingruppen und in enger Betreuung durch die Tutor*innen via Zoom durchgeführt. Den Kliniken sind vorinstallierte iPads bereitgestellt worden, so dass die Patient*innen dazugeschaltet werden können.

Ergebnisse: Die Gesprächsführung mit Patient*innen ist durchaus ein interaktives Element, welches in Online Formate übertragen werden kann. Neben dem inhaltlichen, verbalen Austausch können verschiedene Aspekte der nonverbalen Kommunikation erfasst, analysiert und angewendet werden. Die Studierenden können via Videoübertragung den Ausdruck der Patient*innen lesen, hören die Stimmlage und können die Gestik nachverfolgen. Trotz der physischen Distanz erhalten beide Gesprächspartner*innen einen ersten Eindruck und merken, wie das Gegenüber auf Fragen und Anmerkungen reagiert. Jedoch fehlt der Gesamteindruck einer Person, beispielsweise wie die Person auf dem Stuhl sitzt und in welcher Gesamtstimmung sie sich befindet. In der Evaluation des Moduls „Ärztliche Anamnesetechnik“ haben die Studierenden (n=62) die Interaktivität im Unterricht gut bewertet. Sie fühlten sich befähigt aktiv mitzuarbeiten und konnten die Lerninhalte verstehen und einsetzen (4.6-4.9 von max. 5 Punkten).

Diskussion: Der Einsatz von Videoanamnesen wird aufgrund neuer gesellschaftlicher Veränderungen zu einem zentralen Aspekt in der Medizinausbildung. Was als Notlösung für die Pandemie angefangen hat, kann in Zukunft gezielt in der Lehre eingesetzt werden. Interaktive Elemente müssen so umgedacht und eingesetzt werden, dass sie in der Durchführung flexibel bleiben können. Nur so ist es möglich, die Qualität der Ausbildung zu jeder Zeit zu gewährleisten.

Take Home Messages: Die ärztliche Gesprächsführung via Zoom (o.ä.) hat sich als eine durchaus erfolgreiche Methode erwiesen. Trotz ihrer Einschränkungen ermöglicht sie einen Patientenkontakt, von dem die Studierenden profitieren können.