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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Stereotypen in Pflege und Medizin – eine qualitative Untersuchung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Luisa Schels - Katholische Stiftungshochschule München, Pflegepädagogik, München, Deutschland
  • Birgit Wershofen - LMU, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, LMU Klinikum, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP072

doi: 10.3205/21gma267, urn:nbn:de:0183-21gma2670

Published: September 15, 2021

© 2021 Schels et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Der demografische Wandel gefolgt von einem Anstieg an chronischen Erkrankungen und Multimorbidität verlangt zukünftig nach einer neuen Versorgungskonzeption [1]. Um eine optimale Patientenversorgung weiterhin zu gewährleisten, bedarf es einer guten Zusammenarbeit der Berufsgruppen im Gesundheitswesen [2]. Die Zusammenarbeit und berufsübergreifende Kommunikation kann durch Stereotypen, die auch bereits durch die erste Sozialisation während der Ausbildung entstehen, negativ beeinflusst werden. Deshalb ist es von Bedeutung, Stereotypen im Gesundheitswesen zu betrachten, und zu erforschen, ob sie sich durch interprofessionelle Lehre, zum Beispiel in Form eines Workshops oder Seminars, verändern. So versucht unter anderem das Seminar „Förderung der interprofessionellen Kommunikationskompetenz für Pflege und Medizin“ (FInKo) durch gemeinsame Fallbesprechungen die Kommunikation der Berufe untereinander zu verbessern [3].

Im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Katholischen Stiftungshochschule München war es Ziel herauszufinden, in wie weit sich die Stereotypen der Teilnehmer*innen bezüglich der anderen Berufsgruppe durch das Seminar FInKo in einem Zeitraum von drei Lerneinheiten à vier Unterrichtsstunden verändert haben.

Methoden: Für die Arbeit wurde ein qualitatives Design gewählt, um ein in sich strukturiertes soziales Gebilde zu analysieren. In einem Zeitraum von vier Wochen haben Medizinstudierende und Pflegedualstudierende an einem FInKo-Seminar teilgenommen. Nach der dritten Seminareinheit wurde mit acht Teilnehmer*innen ein narratives Interview geführt. Die Auswertung erfolgte nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass stereotype Vorstellungen und Meinungen von Medizin und Pflege teilweise abgebaut wurden. Die Stereotypen, die durch strukturelle Gegebenheiten (z.B. die Hierarchie im Krankenhaus) oder persönlicher Erfahrung (z.B. negative Erlebnisse im Arbeitsalltag) zustande kamen, konnten nicht ausgeräumt oder verändert werden. Jedoch zeigte sich bei den Teilnehmenden, die weiterhin stereotype Vorstellungen hatten ein Wissenszuwachs über die jeweils andere Berufsgruppe.

Diskussion: Das Seminar FInKo war für viele der Teilnehmenden das erste Mal, dass sie eine längere Unterhaltung mit der anderen Berufsgruppe hatten. Hierdurch wurde ein Austausch ermöglicht, was beitrug ein gegenseitiges Rollenverständnis zu entwickeln und dabei Stereotypen abzubauen. Möglicherweise war für manche Teilnehmende die gemeinsame Unterrichtszeit zu kurz um eine Veränderung, z.B. bei persönlichen negativen Erfahrungen, zu bewirken.

Take Home Message: Die Ergebnisse aus der Arbeit weisen darauf hin, dass kurze Seminare bereits einen positiven Einfluss auf die stereotypen Vorstellungen von den Teilnehmenden haben können.

Keywords: Stereotypen, interprofessionelle Lehre, Gesundheitsberufe


Literatur

1.
Cichon I, Schmenger K. Gemeinsam besser werden für Patienten. Interprofessionelle Lehrkonzepte aus der Förderung der Robert-Bosch-Stiftung. Stuttgart: Robert-Bosch Stiftung; 2018.
2.
Klapper B, Schirlo C. Specialeditionbooklet: InterprofessionalTraining - Published by the Robert-Bosch Stiftung and the Gesellschaft für Medizinische Ausbildung. GMS J Med Educ. 2016;33(2):Doc38. DOI: 10.3205/zma001037 External link
3.
Wershofen B, Heitzmann N, Beltermann E, Fischer MR. Fostering interprofessional communication through cas discussions and simulated ward rounds in nursing and medical education: A pilot projekt. GMS J Med Educ. 2016;33(2):Doc28. DOI: 10.3205/zma001027 External link