gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

„Let’s talk about sex!“ – Longitudinales Curriculum zum Thema Sexualität im Studium der Humanmedizin

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Katharina Knie - Universität Witten Herdecke, Fakultät für Gesundheit/ Lehrstuhl für die Ausbildung personaler und interpersonaler Kompetenzen im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
  • presenting/speaker Laura Schwarz - Universität Witten Herdecke, Fakultät für Gesundheit/ Lehrstuhl für die Ausbildung personaler und interpersonaler Kompetenzen im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
  • Josephine Solbach - Universität Witten Herdecke, Fakultät für Gesundheit/ Lehrstuhl für die Ausbildung personaler und interpersonaler Kompetenzen im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
  • Christian Emmel - Universität Witten Herdecke, Fakultät für Gesundheit/ Lehrstuhl für die Ausbildung personaler und interpersonaler Kompetenzen im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
  • Claudia Kiessling - Universität Witten Herdecke, Fakultät für Gesundheit/ Lehrstuhl für die Ausbildung personaler und interpersonaler Kompetenzen im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP057

doi: 10.3205/21gma252, urn:nbn:de:0183-21gma2523

Published: September 15, 2021

© 2021 Knie et al.
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Outline

Text

Zielsetzung: Viele Ärzt*innen gehen davon aus, dass Patient*innen Beschwerden im Bereich der Sexualität von sich aus ansprechen und berücksichtigen diese daher nicht explizit in ihrer Anamnese. Dass Patienten*innen dies tun, ist tatsächlich eher selten der Fall [1], obwohl sexuelle Störungen [2] und sexuelle übertragbare Infektionen (STI) [3] häufig sind. So gehen den Ärzt*innen wichtige Informationen verloren. Ebenfalls häufig vernachlässigte Themen sind die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität der Patient*innen. Dabei können dauerhaft ungelöste Konflikte bei der Entfaltung der eigenen Sexualität erhebliche gesundheitliche Folgen haben.

Um die Ausbildung in diesem Bereich zu stärken, sind diese Themen seit dem SoSe 2019 Bestandteil des longitudinalen Kommunikationscurriculums im Medizinstudium der Universität Witten/ Herdecke (UW/H). Startpunkt für die Entwicklung dieses spezifischen Teilcurriculums war das Projekt „Let’s talk about sex“ der Deutschen Aidshilfe. Mittlerweile werden die drei Veranstaltungen „Sexualanamnese“, „Gespräche über STI“ und „Sprechstunde LGBTQ“ angeboten.

Lernziele: Die Studierenden sind in der Lage

  • eine Sexualanamnese zu erheben und in eine Systemanamnese zu integrieren,
  • die wichtigsten Fakten bezüglich STI zu benennen,
  • die wichtigsten geschichtlichen, rechtlichen, statistischen und gesundheitsrelevanten Fakten zum Thema LGBTQ zu benennen,
  • die Gesprächsführung patientenzentriert und empathisch zu gestalten,
  • eine gender-neutrale Sprache anzuwenden und deren Relevanz für den klinischen Alltag zu erkennen.

Methodische Umsetzung:

1.
Sexualanamnese, 3. Semester
  • Diskussion in Kleingruppen/Plenum: Bedeutung von Sexualität für die Gesundheit, guter Gesprächseinstieg, günstige Gesprächstechniken/Formulierungen, idealtypisches Setting.
  • Input: Definition Sexualität, Auswirkungen von Erkrankungen (auch nicht primär sexuellen) auf sexuelle Aktivität/Zufriedenheit, STI und deren Bedeutung.
  • Üben einer Sexualanamnese im Rollenspiel
2.
Gespräche über STI, 4. Semester
  • Interaktiver Vortrag über STI.
  • Entwicklung hilfreicher Gesprächstechniken/-strukturen.
  • Üben der Gesprächsführung bei Verdacht auf STI im Rollenspiel.
3.
Sprechstunde LGBTQ (stud. Projekt): Interaktiver Workshop, der sich an von Studierenden eingereichten Themen orientiert.

Ergebnisse: Die Veranstaltungen wurden evaluiert (Fragebogen). Die Evaluation ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse werden auf der Tagung präsentiert.

Fazit: Die Teilnehmerzahlen waren insgesamt sehr hoch, obwohl die Veranstaltungen fakultativ angeboten wurden. Ein erstes mündliches Feedback der Studierenden machte deutlich, dass die gesamte Reihe insgesamt sehr positiv wahrgenommen wurde.


Literatur

1.
Meystre-Agustoni G, Jeannin, A, De Heller K, Pecoud A, Bodemann P, Dubois-Arber F. Talking about sexuality with the physician: are patients receiving what they wish? Swiss Med Wkly. 2011;141:w13178. DOI: 10.4414/smw.2011.13178 External link
2.
Dekker A, Matthiesen S, Cerwenka S, Otten M, Briken P. Gesundheit, sexuelle Aktivität und sexuelle Zufriedenheit. Dtsch Ärztebl Int. 2020;117:645-652. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0645 External link
3.
Jansen K, Gyde S, Ziesenis AK, Bremer V, Tieman C. Influence of HIV and PrEP use on high STI prevalences in MSM in Germany, 2018. In: CROI 2018. Seattle, Washington. March 4-7, 2019, Abstract Number 850. Zugänglich unter/available from: https://2jg4quetidw2blbbq2ixwziw-wpengine.netdna-ssl.com/wp-content/uploads/sites/2/posters/2019/1430_Jansen_0850.pdf External link