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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Science-POL. Wissenschaftsgeschichtliche Fallvignetten als Basis eines wissenschaftlichen Curriculums

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Celina Proch-Trodler - RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • Helen Nagel - RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • Catrin Nimphius - RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • Gudrun Färber-Töller - RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
  • Melanie Simon - RWTH Aachen, Aachen, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP053

doi: 10.3205/21gma248, urn:nbn:de:0183-21gma2482

Published: September 15, 2021

© 2021 Proch-Trodler et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Der AACHENER MODELLSTUDIENGANG MEDIZIN verfolgt seit Beginn an das übergeordnete Ziel, die Studierenden zu wissenschaftlichem Denken und Handeln zu befähigen. Analog zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrates (2014) und dem Masterplan 2020, die wissenschaftlichen Kompetenzen der Studierenden stärker zu fördern, wurde ein longitudinales, wissenschaftliches Curriculum in den Studiengang implementiert, das regelmäßig weiterentwickelt wird. Das Fundament dieses Curriculums stellt eine Lehrveranstaltung im ersten Semester dar: Das Science-POL (Problemorientiertes Lernen), durch das Studierende bereits von Beginn an zu wissenschaftlichem Denken und Handeln befähigt werden sollen.

Methoden: POL ist eine Lehrmethode, in der die Studierenden neue Lerninhalte anhand von klinischen oder wissenschaftlichen Fallvignetten selbstständig erarbeiten können. POL zeichnet sich besonders durch seine Interdisziplinarität und den hohen Grad an Eigenverantwortlichkeit aus. Problemorientiertes Denken wird im gleichen Maße wie Hypothesengenerierung und Literaturrecherche erlernt. Dies hilft, Grundlagenwissen in die Entwicklung klinischen und wissenschaftlichen Denkens zu integrieren. Das Science POL beschäftigt sich explizit mit Fragestellungen aus der Wissenschaftsgeschichte, um den Studierenden schon früh die Relevanz von wissenschaftlichem Arbeiten zu verdeutlichen.

Ergebnisse: Das Wissenschafts-POL-Konzept wird seit 2019 erfolgreich mit Medizinstudierenden umgesetzt. Unter der Anleitung von Peers und Ärzten arbeiten Studierende unabhängig voneinander in Kleingruppen (ca. 10 Studierende) an wissenschaftsgeschichtlichen, medizinischen Fallvignetten. Sie lernen dabei historische Meilensteine in der Medizin und deren Relevanz für die heutige medizinische Praxis kennen. Der Kurs wird auf einer Skala von 1 (sehr gut) - 6 (unbefriedigend) bewertet. Regulär nehmen jährlich 282 Studierende des 1. Semesters teil, bisher haben 243 Studierende den Kurs evaluiert (Median 2,0).

Diskussion: Die zunehmende Digitalisierung und eine Vielfalt von Informationsquellen erhöhen die Notwendigkeit, verlässliche Quellen definieren zu können und Hypothesen kritisch zu hinterfragen. Das Science-POL wurde entwickelt, um ab dem 1. Semester gezielt Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens zu fördern und die Studierenden auf zukünftige wissenschaftliche Forschung vorzubereiten. Das Konzept hat sich für unser wissenschaftliches Curriculum als erfolgreich erwiesen und wird fortgesetzt. Nach den Erfahrungen der ersten beiden Durchgänge, wäre es interessant, die genutzten Fallvignetten einer Revision zu unterziehen und ggf. zu überarbeiten.

Take Home Messages: Interaktives, wissenschaftliches Arbeit kann frühzeitig in das Studium integriert werden, um eine Basis für anschließendes wissenschaftliches Arbeiten zu schaffen. Das Format des Science-POL ist zur Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenzen in besonderer Weise geeignet.