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Implementierung eines digitalen Praxisunterrichts im Düsseldorfer Curriculum Medizin: Weiterentwicklung kommunikativer und wissenschaftlicher Kompetenzen trotz Kontaktrestriktionen in Zeiten der COVID-19-Pandemie
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Published: | September 15, 2021 |
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Zielsetzung: Ziel des Lehrprojektes war es, kompetenzorientierte Lehrformate mit digitalen Elementen zu etablieren, damit Studierende trotz der pandemiebedingten Kontaktrestriktionen wissenschaftliche und kommunikative Kompetenzen sowie Patientenorientierung weiterentwickeln können.
Methoden: Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) haben im Sommersemester 2020 auf Basis der vom IMPP entwickelten arbeitsplatzbasierten „Prüfung am Patienten oder an der Patientin“ einen digital unterstützten Praxisunterricht konzipiert, implementiert und explorativ erforscht. Gruppen von je 6 Studierenden beschäftigten sich, begleitet von je einer Lehrperson, im Laufe einer Woche mit einem Patienten. Sie bearbeiteten in Videokonferenzen adaptierte Elemente des Prüfformats (Anamnese, intraprofessionelle Übergabe, Open Book Exam, Befunddiskussion, evidenzbasierter und patientenverständlicher Patientenbericht) und erhielten formatives Feedback hierzu.
Ergebnisse: Das Lehrprojekt wurde am Universitätsklinikum Düsseldorf und einem akademischen Lehrkrankenhaus in insgesamt 36 Kliniken über 6 Wochen erfolgreich durchgeführt. 554 Studierende, 226 Lehrende und 250 Patienten nahmen an der Feldstudie teil. Im Laufe des Projekts sind 3546 Leistungsbewertungen, 781 Patientenberichte und 1533 Evaluationen von Patienten, Studierenden und Lehrenden eingegangen. Erste Analysen zeigen, dass die mit einer 6-stufigen Likert-Skala erfasste studentische Zufriedenheit mit dem digitalen Praxisunterricht (MW=1,8; SD=1,1; n=327) größer war als im Präsenzformat des Praxisunterrichts im Sommersemester des Vorjahres ohne Kontaktrestriktionen (MW=2,3; SD=1,3; n=1410). Abweichungen vom Unterrichtsformat des digitalen Praxisunterrichts waren mit geringerer studentischer Zufriedenheit assoziiert (MW=2,2; SD=1,2; n=367).
Diskussion: Durch den großen Einsatz und die effektive Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten wurde die Implementierung eines digitalen Praxisunterrichts ermöglicht. Die größere Zufriedenheit der Studierenden mit dem Format im Vergleich zum Präsenzunterricht ist überraschend, da praktische Fertigkeiten, die nur direkt am Patienten erworben werden können, im digitalen Setting nicht trainiert werden konnten. Dafür wurden Kompetenzen wie die wissenschaftliche Recherche zum realen Patientenfall und das Verfassen von Patientenberichten integriert, die zuvor nicht in dieser Breite vermittelt wurden. Die tiefergehende Auseinandersetzung mit spezifischen Fällen sowie die kontinuierliche Betreuung durch eine Lehrperson könnten die größere Zufriedenheit erklären.
Take Home Message: Auch während des pandemischen Geschehens ist bei intensiver Zusammenarbeit von beteiligten Institutionen und Personen (Dekanat, Lehrende, IMPP) ein Konzept mit wenigen Einschränkungen und neuen Potentialen für digitalen, kompetenzorientierten Praxisunterricht umgesetzt worden.