gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Die Integration der Theorie zum selbstregulierten Lernen in die medizinische Ausbildungsforschung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Evelyn Steinberg - Veterinärmedizinische Universität Wien, Vizerektorat für Lehre, Wien, Österreich
  • Takuya Yanagida - Veterinärmedizinische Universität Wien, Vizerektorat für Lehre, Wien, Österreich; Universität Wien, Fakultät für Psychologie, Wien, Österreich
  • Franziska Perels - Universität des Saarlandes, Fachrichtung Bildungswissenschaften, Deutschland
  • Ulrike Auer - Veterinärmedizinische Universität Wien, Vizerektorat für Lehre, Wien, Österreich
  • Laura Dörrenbächer-Ulrich - Universität des Saarlandes, Fachrichtung Bildungswissenschaften, Deutschland
  • Lukas Schwarz - Veterinärmedizinische Universität Wien, Vizerektorat für Lehre, Wien, Österreich

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP017

doi: 10.3205/21gma212, urn:nbn:de:0183-21gma2122

Published: September 15, 2021

© 2021 Steinberg et al.
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Text

Medizinstudierende benötigen hohe Kompetenzen im selbstregulierten Lernen (SRL), nicht nur im akademischen Kontext, z.B. in der Vorbereitung auf schriftliche Prüfungen, sondern auch im klinisch-praktischen Kontext, also beim Lernen am Arbeitsplatz. Während es zahlreiche Studien zum SRL im akademischen Kontext gibt [1], weiß man noch wenig über SRL im klinisch-praktischen Kontext, obwohl Studien zeigen, dass viele Medizinstudierende vor allem beim Übergang vom theoretischen zum klinisch-praktischen Teil der Ausbildung Probleme haben [2].

Die Theorie zum SRL ist ein „educational framework“ der Pädagogischen Psychologie, anhand dessen sich das eigenverantwortliche Lernen beschreiben, erklären und vorhersagen lässt. Während sich der allgemeinere Begriff Selbstregulation auf verschiedenen Lebensbereiche bezieht, bezeichnet SRL „das vom/von der Lernenden aktiv initiierte Vorgehen, das eigene Lernverhalten unter Einsatz von verschiedenen Strategien zu steuern und zu regulieren“ ([3], S.46). In den vergangenen Jahren entstanden zahlreiche SRL-Modelle, vor allem für das Lernen im akademischen Kontext.

In der medizinischen Ausbildungsforschung gibt es bereits einige Studien, die das Lernen im klinisch-praktischen Kontext anhand der Modelle zum SRL beleuchten. Allerdings definieren viele dieser Studien ihr Verständnis von SRL nur vage oder beziehen sich auf Modelle und Instrumente, die für den akademischen Kontext entwickelt wurden. Auch fehlt derzeit noch die wissenschaftliche Grundlage, welche Art der Intervention in Übergangsphasen angesichts knapper Ressourcen am erfolgversprechendsten ist.

In diesem Kurzvortrag wird das Projekt „Self-regulated learning in medical education“ (FWF; P 33913-G; 01/2021-12/2023) vorgestellt. Es verfolgt drei aufeinander aufbauende Ziele:

1.
Erstellung eines umfassenden SRL-Modells für den klinisch-praktischen Kontext,
2.
Erstellung eines quantitativen Tagebuchs als Erhebungsinstrument, und
3.
die Analyse inwieweit SRL im klinisch-praktischen Kontext
(a) stabil oder
(b) situationsabhängig ist bzw.
(c) wie sich SRL über die Zeit hinweg verändert.

Das SRL-Modell und das SRL-Tagebuch für das klinisch-praktische Setting werden mittels eines Citizen-Science Ansatzes unter Beteiligung von Studierenden und Lehrenden entwickelt und validiert. Zur Analyse der Stabilität, Variabilität und der Stärke und des Verlaufs der Veränderung von SRL über die Zeit wird eine quantitative longitudinale Tagebuchstudie über ein Semester hinweg durchgeführt.

Das Projekt soll die wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung zielgerichteter Interventionen liefern und damit Hinweise, ob sich diese mehr auf

1.
verschiedene Lerntypen,
2.
Kontextfaktoren oder auf
3.
ein Training je nach Phase des Übergangs konzentrieren sollen.

Wir hoffen, damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Curricula vor allem hinsichtlich des Lernens im klinisch-praktischen Kontext zu liefern.


Literatur

1.
Schunk DH, Greene JA, editors. Handbook of self-regulation of learning and performance. Second edition. New York, NY, London: Routledge Taylor & Francis Group; 2018.
2.
Cleary TJ, Durning SJ, Gruppen LD, Hemmer PA, Artino AR. Self-regulated learning in medical education. In: Walsh K, editor. Oxford textbook of medical education. 1. ed. Oxford [u.a.]: Oxford Univ. Press; 2013. p.465-467.
3.
Perels F, Dörrenbächer-Ulrich L, Landmann M, Otto B, Schnick-Vollmer K, Schmitz B. Selbstregulation und selbtreguliertes Lernen. In: Wild E, Möller J, editors. Pädagogische Psychologie. 3rd ed. 2020. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag; 2020. p.46-68.