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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Ärztliche Kompetenzen für den Berufsstart aus Sicht von Ärzt*innen in Weiterbildung: Implikationen für die Curriculumsentwicklung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Miriam Müller - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland
  • Maike Twelker - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland
  • Claudia Hornberg - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland
  • Anja Bittner - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP014

doi: 10.3205/21gma209, urn:nbn:de:0183-21gma2099

Published: September 15, 2021

© 2021 Müller et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Der Aufbau eines neuen Modellstudiengangs, wie aktuell an der Universität Bielefeld [1], erfordert eine zukunftsgerichtete Curriculumsentwicklung, die die notwendigen ärztlichen Kompetenzen für den Beginn einer fachärztlichen Weiterbildung fokussiert. In Ergänzung zu den Reformvorschlägen der neuen ÄApprO wurde untersucht, welche Kompetenzen aus Sicht junger Ärzt*innen für den Berufseinstieg benötigt werden und wie diese im Studium erlernt werden können.

Methoden: In vier Fokusgruppen wurde im Herbst 2019 anhand des CanMEDs-Frameworks [2], ergänzt um die Achse des*der Visionär*in [3], untersucht, wie relevant die ärztlichen Rollen und die entsprechenden Kompetenzen für den Berufseinstieg sind. Leitfadenbasiert wurden dazu 25 Ärzt*innen in Weiterbildung mit unterschiedlichen Studienorten aus den drei Kliniken des Universitätsklinikums OWL sowie dem ambulanten Bereich befragt.

Ergebnisse: Alle CanMEDs-Rollen werden von den Befragten als relevant für den Berufsstart bewertet, wobei die Rollen des*der Arztes*Ärztin als Kommunikator*in und als Mitglied eines Teams in allen Fokusgruppen besondere Bedeutung erhalten. Auf die Tätigkeiten, die mit den Rollen des*der Gelehrten sowie des*der Verantwortungsträger*in und Manager*in assoziiert werden, fühlen sich die befragten Ärzt*innen durch das Studium nicht ausreichend vorbereitet. Zudem werden einige Rollenkompetenzen im ambulanten und stationären Sektor unterschiedlich bewertet (z. B. können Klinikärzt*innen bei Unsicherheiten schneller auf Expertise im Team zurückgreifen als Einzelpraxeninhaber*innen). Auch sei eine stärkere Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis wünschenswert. Dafür sollten die Lehrformate interaktiver konzipiert werden, z. B. durch interprofessionelle Anteile, mehr Peer-Teaching- und Gruppentätigkeiten sowie Feedback- oder Mentoring-Anlässe. Besonders Kommunikationskurse seien aufgrund der großen Praxisrelevanz in verschiedenen Formaten und mit differenzierten Lernzielen relevant.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass wesentliche ärztliche Rollen, wie die des*der Gelehrten, in den Curricula bisher nicht ausreichend adressiert werden. Darüber hinaus könnte ein höherer Praxisbezug einen größeren Lernerfolg unterstützen und im Studium übergeordnete soziale oder personale Kompetenzen der Studierenden fördern, wie bspw. Empathie oder interprofessionelle Zusammenarbeit. Gleichzeitig sollte im Studium aufgezeigt werden, dass sich die Anwendung ärztlicher Kompetenzen im Berufsalltag sektorenbezogen unterscheiden kann.

Take Home Messages: Um Mediziner*innen zu professionellen Ärzt*innen, Forscher*innen und Lehrenden auszubilden, ist der Einsatz innovativer didaktischer Methoden im Rahmen einer zukunftsfähigen Medizinlehre erforderlich. Es erscheint zudem sinnvoll, die Besonderheiten ärztlicher Kompetenzen im stationären und ambulanten Kontext zu thematisieren, um Absolvent*innen sowohl auf eine Tätigkeit in der Klinik als auch in der Niederlassung vorzubereiten.


Literatur

1.
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Land genehmigt Modellstudiengang Humanmedizin. Düsseldorf: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Leben des Landes Nordrhein-Westfalen; 2021. Zugänglich unter/available from: https://www.mags.nrw/pressemitteilung/land-genehmigt-modellstudiengang-humanmedizin External link
2.
Frank JR, Snell L, Sherbino J, editors. CanMEDS 2015 Physician competency framework. Ottawa: Royal College of Physicians and Surgeons of Canada; 2015. Zugänglich unter/available from: http://canmeds.royalcollege.ca/uploads/en/framework/CanMEDS%202015%20Framework_EN_Reduced.pdf External link
3.
Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. Erweiterung des NKLM um die Achse des Visionärs/ der Visionärin. Positionspapier. Greifswald: bvmd; 2018. Zugänglich unter/available from: https://www.bvmd.de/fileadmin/redaktion/Grundsatzentscheidung_2018-11_Erweiterung_NKLM_-_Vision%C3%A4r.pdf External link