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Kann das gemeinsame Lernen diverser Professionen zur Routine werden? Strategien von Lehrenden und Lernenden im multiprofessionellen Lernen
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Published: | September 15, 2021 |
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Im Forschungsprojekt Normulität wurden mittels Normalisierungsprozesstheorie [1] förderliche und hinderliche Rahmenbedingungen für das gemeinsame Lernen von Gesundheits- und Nicht-Gesundheitsberufen erhoben. Durch die Normalisierungsprozesstheorie sind Aussagen möglich, wie sich unterschiedliche Lernprozesse verschiedener Professionen normalisieren und welche Faktoren das gemeinsame Lernen begünstigen können [2].
Zur Vorbereitung auf den Beitrag gibt es eine Kurzform der Theorie, einen Einblick in die Operationalisierung für die Befragung und eine Ergebnisübersicht, so dass die Diskussion der Ergebnisse mit Übertragungsansätzen erfolgen kann.
Fragestellung/Zielsetzung: Wie kann sich universitäres multiprofessionelles Lehren und Lernen von Gesundheits- und Nicht-Gesundheitsberufen im Rahmen eines Studiengangs normalisieren? Welche Faktoren begünstigen und erschweren multiprofessionelles Lehren und Lernen? Welchen Einfluss nehmen die Akteursgruppen Lernende, Lehrende und Universität?
Methoden: Leitfadeninterviews qualitativ-exploratives Querschnittsdesign,
- Sample: Lernende (n=15), Lehrende (n=11), Universität (n=6).
- Auswertung: strukturierende Inhaltsanalyse,
- Theorientriangulation zur Ergebnisinterpretation: Umgang mit Innovationen nach Rogers, die Kontakthypothese und selbsterfüllende Prophezeiung (Theorientriangulation) spielen kann, um Gestaltungsmöglichkeiten für die Lehre abzuleiten.
Ergebnisse: Die Ergebnisse werden anhand der vier Konstrukte
- 1.
- Kohärenz,
- 2.
- kognitive Partizipation,
- 3.
- kollektives Engagement,
- 4.
- reflexives Monitoring
präsentiert. Dabei wurden Strategien von Lehrenden, wie Rollenwechsel, Austausch und Reflexion initiieren, common ground herstellen und zum Perspektivabglich motivieren identifiziert. Lernenden wenden beim gemeinsamen Lernen einen Rollenwechsel zu Lehrenden an, stellen gemeinsames Verständnis her, managen Schwierigkeiten wie Langeweile aushalten etc. Die Ergebnisse werden vor dem theoretischen Hintergrund diskutiert, wie das gemeinsame Lernen sich normalisieren kann und welche Rolle dabei der Umgang mit Innovationen nach Rogers, die Kontakthypothese und selbsterfüllende Prophezeiung spielen kann, um Gestaltungsmöglichkeiten für die Lehre abzuleiten. Die Faktoren einer Normalisierung können letztendlich Hinweise zur lernförderlichen Gestaltung in anderen interprofessionellen Lehr-/Lernsettings liefern. In der Organisation muss es Kümmerer, individuelle Intentionen und kollektives Commitment geben.
Diskussion: Die NPT liefert Hinweise zur lernförderlichen Gestaltung des gemeinsamen Lernens und kann durch den Umgang mit Innovationen, die selbsterfüllende Prophezeiung und die Kontakthypothese zusätzlich den Einfluss der 3 Akteursgruppen erklären. Den größten Einfluss nehmen Lehrende und Lernende in der konkreten Ausgestaltung des zielführenden gemeinsamen Lernens.
Take Home Message: Die Normalisierungsprozesstheorie liefert Erklärungs- und Handlungsansätze für interprofessionelle Lehre.