gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Demonstrationsmodell für die rektale Arzneimittelanwendung – mehr Sicherheit für Patient:innen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Meike Ruschkowski - Universität Leipzig, ZAMS – Zentrum für Arzneimittelsicherheit und Klinische Pharmazie, Institut für Pharmazie, Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland
  • Gunter Flemming - Universitätsklinikum Leipzig, Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie, Leipzig, Deutschland
  • Astrid Bertsche - Universitätsklinikum Leipzig, Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Zentrum für pädiatrische Forschung, Leipzig, Deutschland; Universitätsmedizin Rostock, Kinder- und Jugendklinik, Neuropädiatrie, Rostock, Deutschland
  • Wieland Kiess - Universitätsklinikum Leipzig, Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Zentrum für pädiatrische Forschung, Leipzig, Deutschland
  • Thilo Bertsche - Universität Leipzig, ZAMS – Zentrum für Arzneimittelsicherheit und Klinische Pharmazie, Institut für Pharmazie, Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland
  • Martina Patrizia Neininger - Universität Leipzig, ZAMS – Zentrum für Arzneimittelsicherheit und Klinische Pharmazie, Institut für Pharmazie, Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocD3

doi: 10.3205/21gma187, urn:nbn:de:0183-21gma1875

Published: September 15, 2021

© 2021 Ruschkowski et al.
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Outline

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Rektale Darreichungsformen werden beispielsweise bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) oder bei Patient*innen, die keine orale Arzneimitteltherapie einnehmen können, verordnet. Jedoch sind die vorhandenen Demonstrationsmodelle, beispielsweise für proktologische Untersuchungen, oftmals nicht geeignet, die rektale Arzneimittelanwendung realitätsnah zu simulieren. Daher sollte ein Modell entwickelt werden, an dem mögliche Fehler bei der Anwendung identifiziert und Angehörige der Gesundheitsberufe sowie Patient:innen im richtigen Umgang mit rektalen Arzneimitteln geschult werden können.

Methoden: Wir entwickelten ein realitätsnahes und leicht nachbaubares Modell. Es stellt ein Gesäß dar, welches leicht nach vorne gebeugt ist, da die Anwendung rektaler Darreichungsformen häufig im Stehen oder Liegen erfolgt. Ein Schlauch führt auf die Vorderseite des Modells, somit kann der Austritt des angewendeten Arzneimittels beobachtet und überprüft werden (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Zudem wurde ein Beobachtungsbogen entwickelt, anhand dessen die Probleme bei der Anwendung standardisiert erfasst werden können.

Ergebnisse: Um das Modell auf praktische Anwendbarkeit zu testen, führten 120 Apotheker*innen und Pharmazeutisch-technisch Angestellte sowie 15 pädiatrische Patient*innen mit einer CED die Anwendung von rektalen Darreichungsformen selbstständig am Modell durch. Bei der Anwendung des Rektalschaums traten im Median 5,5 arzneimittelbezogene Probleme auf. Beispielsweise konnte anhand der wieder austretenden Menge des Schaums beobachtet werden, dass in 95% der Anwendungen der Pumpkopf des Rektalschaums zu schnell durchgedrückt wurde. Bei der Rektiole konnte durch die Anwendung am Modell beispielsweise beobachtet werden, dass die Rektiole in 11% der Anwendungen nicht tief genug eingeführt wurde.

Diskussion: Für Fachpersonal und Patient*innen bietet das entwickelte Demonstrationsmodell die Möglichkeit die Anwendung von rektalen Darreichungsformen zu üben. Auch potentielle Fehler bei der Anwendung der rektalen Darreichungsformen können anhand des Modells beobachtet werden. So kann zum einen die Beratungsqualität verbessert werden. Zum anderen ist die Anwendung der rektalen Darreichungsformen am Modell eine gute interaktive Möglichkeit, um bestehende Probleme mit den Patient*innen zu besprechen und gemeinsame Lösungen zu finden. Dies ist besonders relevant, da die Anwendung von rektalen Darreichungsformen als schambehaftet empfunden werden kann. Hier kann das Modell dazu beitragen, dass die Patient*innen mögliche Probleme bei der Anwendung ansprechen, die ansonsten nicht thematisiert würden.

Take Home Messages: Die Anwendung rektaler Darreichungsformen ist fehleranfällig. An einem einfach anzufertigenden Modell können Angehörige der Gesundheitsberufe trainiert und Patient*innen in der korrekten Anwendung unterwiesen werden, um so die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen.