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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Erste Ergebnisse der longitudinalen Evaluation des Brandenburger Wissenschaftscurriculums

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Schendzielorz - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Studiengangweiterentwicklung und Ausbildungsforschung, Deutschland
  • Philipp Jaehn - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Deutschland; Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Gemeinsame Fakultät der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg, der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane und der Universität Potsdam, Deutschland
  • Tim Holetzek - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Deutschland
  • Christine Holmberg - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Deutschland; Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Gemeinsame Fakultät der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg, der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane und der Universität Potsdam, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV34-02

doi: 10.3205/21gma130, urn:nbn:de:0183-21gma1309

Published: September 15, 2021

© 2021 Schendzielorz et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die Novelle der ärztlichen Approbationsordnung [1] sieht die Implementierung eines longitudinalen Curriculums zur Vermittlung wissenschaftlicher Konzepte und Methoden vor, welches zudem eine verpflichtende wissenschaftliche Arbeit inkludiert. Darüber hinaus spezifiziert sie die zu unterrichtenden medizin-wissenschaftlichen Fertigkeiten umfassend, um wissenschaftlich kompetente Ärzt*innen auszubilden, die dann eine qualitativ hochwertige und an den neuesten Stand der Wissenschaft orientierte Patientenversorgung leisten sollen.

Im Rahmen der Konzeption des Brandenburger Modellstudiengang Medizin wurde ein solches Wissenschaftscurriculum bereits etabliert, das aus der Seminarreihe „Methoden Wissenschaftlichen Arbeitens (MWA)“ und den Modulen „Biometrie“ sowie „Wissenschaftspraktikum“ besteht. Die Evaluierung des Curriculums und die Erfassung der erreichten wissenschaftlichen Kompetenzen erfolgt dabei seit 2018 mit einem Critical Health Competence (CHC) Test [2], der die Kompetenzbereiche Verständnis medizinischer Konzepte, Fähig- und Fertigkeiten in der Literaturrecherche, Grundlagen der Statistik und Umgang mit statistischen Daten sowie Design von Experimenten und Studien misst.

Methoden: Die 4 Testszenarien (S1-S4) werden im 1., 6., 7. und 10. Semester im Rahmen von MWA (Längsschnittuntersuchung) eingesetzt. Die Teilnahme ist freiwillig und die Datenerhebung erfolgt pseudonymisiert. Zur Beschreibung der Stichprobe werden soziodemographische Daten wie Alter und Geschlecht erhoben. Mittels SPSS 23.0 erfolgt die Berechnung der Item-Variablen und Personenparameter (PP) je Kohorte und Szenario.

Ergebnisse: Bis zum Wintersemester 2020 wurde S1 an 5 Erstsemesterkohorten mit einer durchschnittlichen Teilnahmequote von 85% eingesetzt (n=182). Das Durchschnittsalter betrug 23 Jahre und der durchschnittliche Frauenanteil 70%. Des Weiteren wurde S2 erstmalig in einem 6. Semester mit einer Teilnahmequote von 29% (n=14) angewendet. Die für S1 über alle Kohorten gemittelten PP lagen bei 477±18 (MW±SD, n=5). Zwischen S1 und S2 der 1. Kohorte wurde ein Anstieg der PP von 477±67 (MW±SD, n=37) auf 526±66 (MW±SD, n=14) verzeichnet.

Diskussion: Die Ergebnisse der gemittelten PP von S1 für alle 5 Kohorten sind mit anderen Studien vergleichbar. So erreichten Kurs-Teilnehmer*innen zur Evidenzbasierten Medizin im pre-Test 463 PP [3], während untrainierte Oberstufen-Schüler*innen 470 PP erzielten [2]. Es konnte für die 1. Kohorte zwischen S1 und S2 ein Anstieg der PP um 49 Punkte erreicht werden. Die Aussagekraft ist durch die geringe Teilnehmerzahl limitiert, was insbesondere durch den Wegfall der Präsenzlehre auf Grund der Corona-Pandemie induziert scheint. Daher müssen für S3 zum Sommer 2021 Überlegungen zur Erhöhung der Teilnahmequote angestellt werden.

Take Home Message: Erste Ergebnisse zeigen, dass die Wissenschaftskompetenz der Medizinstudierenden im Verlauf des Brandenburger Wissenschaftscurriculums ansteigt.


Literatur

1.
Bundesministerium für Gesundheit. Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit. Verordnung zur Neuregelung der ärztlichen Ausbildung. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit; 2020.
2.
Steckelberg A, Hülfenhaus C, Kasper J, Rost J, Mühlhauser I. How to measure critical health competences: development and validation of the Critical Health Competence Test (CHC Test). Adv Health Sci Educ Theory Pract. 2009;14(1):11-22. DOI: 10.1007/s10459-007-9083-1 External link
3.
Berger B, Gerlach A, Groth S, Sladek U, Ebner K, Mühlhauser I, Steckelberg A. Competence training in evidence-based medicine for patients, patient counsellors, consumer representatives and health care professionals in Austria: a feasibility study. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2013;107(1):44-52. DOI: 10.1016/j.zefq.2012.11.013 External link