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Longitudinale Implementierung allgemeinmedizinischer Lehre: Fälle aus der hausärztlichen Praxis im Peer-Teaching-Format
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Published: | September 15, 2021 |
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Fragestellung/Zielsetzung Der Entwurf der neuen Approbationsordnung nach dem Masterplan 2021 sieht eine longitudinale Integration allgemeinmedizinischer Lehre im Studium vor [1]. Über die gesamte Ausbildung hinweg sollen Blockpraktika in Lehrpraxen durchgeführt und durch vorbereitenden und begleitenden Unterricht ergänzt werden. Peer-Teaching kann praktische Fertigkeiten studierendenorientiert und mit hohem Übungsanteil vermitteln [2] und bietet so die Möglichkeit, praktisch klinische hausärztliche Kompetenzen für diese Praktika zu vermitteln. Im Rahmen des Tutorienprogramms der Charité wurden zwei Tutorien mit hausärztlichen Fällen entwickelt und deren Akzeptanz und Lerneffekte evaluiert.
Methoden: Die Teilnahme an studentischen Tutorien ist für Studierende im Modellstudiengang 2.0. verpflichtend. Seit 2013 wird das Tutorium „Private Practice“ angeboten: anhand von 4 Simulationspatientenfällen werden typische Patientenkonsultationen in einer Hausarztpraxis geübt. Ende 2018 wurde ein weiterführendes Tutorium „Private Practice II“ von Peer-Teaching-Tutorinnen, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Instituts für Allgemeinmedizin und dem Simulationspatientenprogramm der Charité entwickelt. Das Tutorium beinhaltet komplexere Fälle aus der Allgemeinmedizin mit größeren kommunikativen und inhaltlichen Herausforderungen für Studierende der höheren Semester. Für die praktische Durchführung steht im Lernzentrum eine „Simulationshausarztpraxis“ zur Verfügung. Die Tutorien werden regelhaft mit einem standardisierten Fragebogen direkt nach der Veranstaltung evaluiert.
Ergebnisse: Das Tutorium „Private Practice“ wird viermal im Semester angeboten und ist regelhaft ausgebucht. Für das Tutorium „Private Practice II“ wurden vier Simulationspatientenfälle entwickelt, anhand derer Gesprächs- und Untersuchungsstrategien im Praxisalltag (Umgang mit fordernden Patienten, unklare Bauchschmerzen, Beratung bei Diabetes, unklare Gedächtnisstörung) erprobt werden können. Das Tutorium wird seit dem Wintersemester 2018 für Studierende höherer Semester angeboten. Die Tutorien werden durchgehend sehr gut evaluiert. Gelobt werden vor allem die Möglichkeit des praktischen Übens einer vollständigen Anamnese und körperliche Untersuchung bis zur Diagnosestellung und Therapieplanung und die positive Lernatmosphäre. Ein Ausbau dieses Tutorienangebots wird gewünscht.
Diskussion: Die Tutorien „Private Practice I und II“ bieten die Möglichkeit, hausärztliche Fertigkeiten longitudinal im Studium zu vermitteln und werden von Studierenden sehr positiv angenommen. Limitierend sind hoher Aufwand für Training und Organisation der Simulationspatienten und begrenzte Kapazität durch das Kleingruppenformat.
Take Home Message: Mehr Peer-Teaching für die Allgemeinmedizin!
Literatur
- 1.
- Wissenschaftsrat. Neustrukturierung des Medizinstudiums und Änderung der Approbationsordnung für Ärzte. Empfehlungen der Expertenkommission zum Masterplan Medizinstudium 2021. Dresden: Wissenschaftsrat; 2018. Zugänglich unter/available from: https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7271-18.html
- 2.
- Ten Cate O, Durning S. Peer teaching in medical education: twelve reasons to move from theory to practice. Med Teach. 2007;29(6):591-599. DOI: 10.1080/01421590701606799