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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Online- oder Präsenzprüfung? Vergleich der Prüfungsleistung und Einschätzung der Objektivität durch teilnehmende Medizinstudierende

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Markus Berndt - LMU Klinikum, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Christian P. Sommerhoff - LMU Klinikum, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Monika Merkle - LMU München, Dekanat der Medizinischen Fakultät, München, Deutschland
  • Martin R. Fischer - LMU Klinikum, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland; LMU München, Dekanat der Medizinischen Fakultät, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV28-02

doi: 10.3205/21gma107, urn:nbn:de:0183-21gma1077

Published: September 15, 2021

© 2021 Berndt et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Pandemiebedingt standen die deutschen Universitäten im Jahr 2020 vor der Aufgabe, Online-Prüfungsformate zu entwickeln. Neben juristischen und technischen Abwägungen war die Vergleichbarkeit der Prüfungsleistungen mit in den vorausgehenden Semestern verwendeten Präsenzprüfungen ein zentrales Thema. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden die Ergebnisse von Online- und Präsenzprüfungen verglichen und durch eine Meinungsumfrage unter Medizinstudierenden begleitet. Folgende Forschungsfragen wurden untersucht:

1.
Unterscheiden sich die Prüfungsleistungen zwischen inhaltlich identischen Online- und Präsenzprüfungen?
2.
Wie bewerten Studierende die Objektivität einer Online-Prüfung?

Methoden: Am LMU Klinikum legen Medizinstudierende im 2. und 3. Semester des klinischen Studienabschnitts im sog. klinischen Basisjahr eine fächerübergreifende „mid-term“ Klausur ab. Diese ist thematisch in acht Blöcke untergliedert, wobei jeder Block mehrere Fächer mit jeweils ca. 30 Multiple-Choice Fragen abdeckt. Im Sommersemester 2020 wurde ersatzweise eine freiwillige mid-term online-Prüfung angeboten. Die Bearbeitungszeit betrug 45 Minuten, auf eine Überwachung („Proctoring“) z.B. durch Video wurde verzichtet. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden die Prüfungsleistungen der mid-term Online-Prüfung (n=486) mit den Ergebnissen der mid-term Präsenzklausur im Sommersemester 2019 (n=543) verglichen. Am Ende der Online-Prüfung beantworteten die Teilnehmenden Fragen zur Angemessenheit des Online-Prüfungsformats.

Ergebnisse: Über alle Blöcke hinweg sind die Prüfungsleistungen in den Präsenz- und Online-Prüfung nahezu identisch, F(1,1027)=0.351, p=.554, MPräsenz=.779 (SD=0.11), MOnline=.774 (SD=0.15). Paarweise Vergleiche der korrespondierenden thematischen Blöcke zeigten jedoch signifikante Unterschiede zwischen Präsenz- und Online-Format. Dabei bewegte sich das Delta in den Prüfungsleistungen zwischen 4.2-6.6%, p=.0001 - .009. Die erzielten Prüfungsleistungen waren dabei, je nach Block, entweder im Präsenzformat oder im Onlineformat höher. Die Studierenden bewerteten die Objektivität der Online-Prüfung nur bedingt vergleichbar zu einer Präsenzklausur, M=3.65 (SD=1.49; Rating-Skala 1-6, siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Diskussion und Schlussfolgerungen: Der Vergleich der beiden Formaten Online vs. Präsenz lässt keinen globalen Effekt des Formats auf die Prüfungsleistung erkennen. Im Blockvergleich sind Unterschiede in den Prüfungsleistungen sichtbar, die jedoch nicht einseitig gerichtet sind und daher nicht durch das Prüfungsformat hervorgerufen zu sein scheinen. Die Studierenden wurden nicht überwacht und konnten jederzeit Hilfsmittel verwenden. Daher erscheint die von den teilnehmenden Studierenden als begrenzt eingeschätzte Objektivität des Online-Formats besonders aussagekräftig in Bezug auf die erbrachte Prüfungsleistung.