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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Chirurgisches Tertial statt Chirurgie-Tertial?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anna Schloßbauer - WWU Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland
  • Thomas Geldmacher - WWU Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland
  • Bernhard Marschall - WWU Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland
  • presenting/speaker Jan Carl Becker - WWU Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV27-03

doi: 10.3205/21gma104, urn:nbn:de:0183-21gma1048

Published: September 15, 2021

© 2021 Schloßbauer et al.
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Text

Zielsetzung: Vorangegangene Studien (1,2) zeigten, dass PJ-Studierende sowohl die Gesamtzufriedenheit als auch den subjektiv empfundenen Lernerfolg im chirurgischen Tertial deutlich schlechter bewerten als in dem der Inneren Medizin und dem Wahlfach. Ziel der aktuellen Studie war ein dezidierter Vergleich der Bewertungen zwischen chirurgischem Pflicht- und chirurgischen Wahltertialen in Bezug auf o.g. Parameter sowie den für die Differenzen in großen Teilen ursächlichen Faktoren „Betreuung“ und „eigenständiges Arbeiten“.

Methoden: Es wurden retrospektiv Evaluationsdaten von Studierenden des PJs über insgesamt 7919 Tertiale, an Lehrkrankenhäusern der Med. Fakultät Münster zw. 2007-2020 ausgewertet. Die Evaluationen erfolgten online und waren anonym. Verglichen wurden unter der o.g. Fragestellung Mittelwerte von Bewertungen mittels Likert- (1-7) bzw. Rating-Skalen (1-100). Die Rücklaufquote betrug 60,6%.

Ergebnisse: Im o.g. Erhebungszeitraum bewerteten PJ-Studierende die Tertiale wie folgt: Chirurgie 69,3 [SD=23,9], Innere Medizin 76,6 [SD=20,5] und Wahlfach 84,6 [SD=17,8]. Der Vergleich zw. chirurgischen und konservativen Wahlfächern zeigt zwar eine signifikant bessere Bewertung letzterer (82,4 [SD=19,0] vs. 85,9 [SD=16,7]), jedoch wurden chirurgische Wahlfächer sowohl im Hinblick auf Gesamtzufriedenheit als auch subjektiven Lernerfolg (theoretisch: 5,3 [SD=1,5] vs. 4,4 [SD=1, 6]; praktisch: 5,7 [SD=1,6] vs. 4,7 [SD=1,7]) deutlich (signifikant) besser bewertet als das chirurgische Pflichttertial. Ähnliche signifikante Unterschiede konnten auch für die Faktoren „Stationsklima“ (6,0 [SD=1, 5] vs.5,4 [SD=1,4]), „Zeit für Ausbildung“ (5,0 [SD=1,7) vs. 4,3 [SD=1,6]), „Integration ins Team“ (5,8 [SD=1,4] vs. 5,0 [SD=1,5)) „Betreuung eigener Patient*innen“ (5,3 [SD=1,8] vs. 3,9 [SD=1,9]) und „Fallvorstellungen“ (5,2 [SD=1,9] vs. 3,9 [SD=1,9]) nachgewiesen werden. Studierende, die sich für ein chirurgisches Wahlfach entschieden hatten, bewerteten das Pflichttertial Chirurgie signifikant besser (70,4 [SD=23,2]) als diejenigen, die ein konservatives Fach bevorzugten (66,9 [SD=24,8]).

Diskussion: Wie zu erwarten, hat eine Affinität zu chirurgischen Fächern (hier definiert als Entscheidung für ein chirurgisches Wahlfach) einen Einfluss auf die Bewertung des chirurgischen Pflichttertials. Nichtsdestotrotz sind die Unterschiede in Gesamtbeurteilung und (subjektivem) Lernerfolg zwischen chirurgischem Pflicht- und Wahltertialen in chirurgischen Fächern so groß, dass vor dem Hintergrund der anstehenden Novellierung der Approbationsordnung die Frage aufgeworfen werden sollte, ob ein auf Allgemein- und Unfallchirurgie beschränktes Pflichttertial noch zeitgemäß ist. Stattdessen könnte eine Vielzahl chirurgischer Lernziele auch in einem chirurgischen Wahltertial erreicht werden – vermutlich mit höherer Zufriedenheit und besserem Lernerfolg. Von einem Wettbewerb um qualifizierte PJ-Studierende könnte wiederum die Ausbildung in allen chirurgischen Disziplinen profitieren.


Literatur

1.
Becker JC, Tennie M, Marschall B. Zufriedenheit und Lernerfolg im Praktischen Jahr - im Wesentlichen eine Frage der Betreuung. In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV16-276. DOI: 10.3205/16gma167 External link
2.
Schloßbauer A, Marschall B, Becker JC. Zunahme der studentischen Zufriedenheit im PJ - eine Auswirkung der Änderung von gesetzlichen Rahmenbedingungen? In: Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV25-05. DOI: 10.3205/19gma193 External link