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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

„Mehr als nur ein Klopfkurs!“ – evidenzbasierte körperliche Untersuchung am Beispiel Abdomenuntersuchung im Famulaturreifekurs

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Felix Joachimski - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Neuroradiologie, Augsburg, Deutschland; Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Department of Medical Education (DEMEDA), Augsburg, Deutschland
  • Sebastian Reindl - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Augsburg, Deutschland
  • Thomas Rotthoff - Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, Department of Medical Education (DEMEDA), Augsburg, Deutschland
  • Markus Wehler - Universitätsklinikum Augsburg, IV. Medizinische Klinik, Augsburg, Deutschland
  • Ann-Kathrin Schindler - Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, Department of Medical Education (DEMEDA), Augsburg, Deutschland
  • Christoph Schindler - Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Department of Medical Education (DEMEDA), Augsburg, Deutschland
  • Alexander Eißner - Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Department of Medical Education (DEMEDA), Augsburg, Deutschland; Universitätsklinikum Augsburg, IV. Medizinische Klinik, Augsburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV26-02

doi: 10.3205/21gma099, urn:nbn:de:0183-21gma0993

Published: September 15, 2021

© 2021 Joachimski et al.
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Outline

Text

Einleitung: Der Körperlichen Untersuchung (KU) wird in Diagnostik und beim PatientInnenkontakt bis heute ein hoher Stellenwert im Medizinstudium beigemessen. Dennoch wird die Kompetenz der KU bei PJ-Studierenden in Untersuchungen als unzureichend bewertet [1], insbesondere bezüglich der Interpretation der erhobenen Befunde und deren Nutzung für weitere diagnostische Überlegungen [2]. Von Bedeutung ist auch die kritische Reflektion über diagnostischen Nutzen und Genauigkeit einzelner KU-Tests. Zielsetzung ist die Entwicklung eines kompetenzorientierten Ansatzes beim Erlernen der KU.

Methoden: Zur longitudinalen Vermittlung der Kompetenz zur KU werden die dafür wesentlichen Kompetenzfacetten systematisch adressiert und nach dem Kompetenzmodell von Blömeke et al. [3] in Beziehung gesetzt, wonach bei einer kompetenten Handlung neben Professionswissen und manuellen Fertigkeiten auch Haltungen sowie eine professionelle Wahrnehmung der Situation, deren Interpretation und das Treffen von Entscheidungen zum Tragen kommen. Die Studierenden werden zunächst über Simulationen an authentische Situationen mit steigender Komplexität herangeführt.

Projektbeschreibung: Im 2. Semester wird deklaratives und prozedurales Wissen zur KU in einem Blended-Learning Format vermittelt (Relevanz der KU, Teilschritte und der Untersuchungsablauf). In einem direkt anschließenden praktischen Kurs in wenig komplexen simulierten Situationen erfolgt die direkte Anwendung, sowie das Training manueller Fertigkeiten zur Abdomenuntersuchung (AU). Im Unterricht am Patienten (UaP) nutzen die Studierenden das erworbene Wissen, um eine KU erfahrener ÄrztInnen zu beobachten, zu interpretieren und zu reflektieren. In einem 2. Schritt führen sie die KU unter Aufsicht durch. Zur Zielsetzung der KU wurde ein Modell entwickelt, welches beim Treffen von Entscheidungen unterstützt:

  • hypothesengenerierende Funktion (Blickdiagnosen, Mustererkennung, Screening),
  • hypothesenprüfende Funktion (evidenzbasierte Testeigenschaften wie likelihood ratios, Vorhersagewerte),
  • getriggerte Routine (automatisierte Abläufe – ausgelöst durch klinische Situationen, z.B. ABCDESchema im Schockraum), mit Erfüllung beider Funktionen, und
  • Pflege der Arzt/PatientenBeziehung (Kontakt, Ritual, Embodiment).

Im 3. Semester wird das Modell erweitert und auf verschiedene Situationen angewendet und unterschiedlichen Zielsetzungen der KU diskutiert. In der fokussierten AU werden individuelle Patientenfälle mit KU-Befunden interpretiert und reflektiert. Die diagnostische Genauigkeit einzelner Tests wird am konkreten Fall diskutiert.

Ausblick: Es werden für das 5. Semester praktische UaP-Einheiten und begleitende theoretische Lehreinheiten entwickelt, in denen Studierende pathologische Befunde der KU unter Supervision erheben und interpretieren, um daraus Entscheidungen abzuleiten und in Reflexionseinheiten, die während der KU getroffenen Entscheidungen, unter Rückgriff auf das theoretische Wissen zur KU zu diskutieren.


Literatur

1.
Störmann S, Stankiewicz M, Raes P, Berchtold C, Kosanke Y, Illes G, Loose P, Angstwurm MW. How well do final year undergraduate medical students master practical clinical skills? GMS J Med Educ. 2016; 33(4):Doc58. DOI: 10.3205/zma001057 External link
2.
McGee S. Evidence-based physical diagnosis e-book. Elsevier Health Sciences; 2016.
3.
Blömeke S, Gustafsson JE, Shavelson RJ. Beyond dichotomies:Competence viewed as a continuum. Z Psychol. 2015;223(1):3-13. DOI: 10.1027/2151-2604/a000194 External link