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Bewusstsein für Diversität, Gleichstellung und Inklusion in der Medizinischen Ausbildung schärfen: Ein binationales Kooperationsprojekt von Studierenden und Dozierenden aus Hannover und Amsterdam
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Published: | September 15, 2021 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines von Studierenden und Dozierenden geleiteten Workshops an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), um einen geschützten Rahmen für die kritische Auseinandersetzung mit den Themen Diversität, Gleichstellung und Inklusion zu schaffen, und so die Workshopteilnehmenden für Ungerechtigkeiten, Diskriminierung und Ausgrenzungen am eigenen Standort zu sensibilisieren.
Methoden: In Zusammenarbeit mit einer Expertin für Gender und Diversität vom Amsterdam University Medical Center-VUmc, die das Institut für Allgemeinmedizin von Januar bis Juni 2019 als Gastprofessorin besucht hat (Maria-Goeppert-Mayer-Programm, Nds. MWK), wurde mit Studierenden der Projektgruppe Kritische Mediziner*innen sowie Dozierenden an der MHH ein „Teach-the-Teacher“-Workshop zum Thema „Diversität, Gleichstellung und Inklusion in der Medizinischen Ausbildung“ ausgearbeitet. Hierzu wurden aus dem Projekt „Equal Opportunities“ am Standort Amsterdam ausgewählte Unterrichtseinheiten in die deutsche Sprache übersetzt und angepasst. Die Unterrichtseinheiten bestanden u.a. aus dem Kurzlehrfilm „Variations on White“ und vier Fallvignetten für Kleingruppenarbeit. Zusätzlich wurden auf Grundlage von Befragungsergebnissen zum Thema sexuelle Diskriminierung sowie eigenen Erfahrungen der Studierenden an der MHH reale Fallvignetten mit Rollenspielen und Fragen für das Plenum ausgearbeitet. Der Workshop richtete sich gleichermaßen an Studierende und Dozierende, die persönlich eingeladen wurden. Dabei wurde auf eine nahezu paritätische Zusammensetzung der Teilnehmenden geachtet.
Ergebnisse: Insgesamt drei Workshops mit ca. 50 Studierenden aus verschiedenen Studienjahren sowie Dozierenden mit unterschiedlichem beruflichem Hintergrund und aus verschiedenen Abteilungen der MHH konnten innerhalb eines Jahres (2019/20) durchgeführt werden. Der erste Workshop erfolgte zusätzlich mit Studierenden und Dozierenden aus Amsterdam. Die Mehrzahl der Teilnehmenden konnte bestätigen, die in den Fallvignetten geschilderten Ereignisse im beruflichen Umfeld in ähnlicher Form bereits selbst (mit)erlebt zu haben. Teilweise erzeugten die persönlichen Fallvignetten bei den Teilnehmenden Betroffenheit aus. Aus den abschließenden Feedbackrunden wurde deutlich, dass die Teilnehmenden ein erstes Bewusstsein für Ungerechtigkeiten am eigenen Standort entwickeln konnten. Weiterhin fühlten sie sich ermutigt, Diskriminierung und Ausgrenzung aktiv zu identifizieren und anzusprechen.
Diskussion: In dem beschriebenen Workshop konnte eine geschützte Atmosphäre geschaffen werden, um eine kritische Diskussionskultur zwischen Studierenden und Dozierenden auf Augenhöhe zu ermöglichen und das Bewusstsein für oben genannte Themen zu schärfen.
Take Home Message: Durch eine gleichberechtigte Zusammenarbeit können sich Studierende und Dozierende gegenseitig für die Themen Diversität, Gleichstellung und Inklusion in der medizinischen Ausbildung sensibilisieren.