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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Onlineinterventionen zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Medizinstudierenden: Ein Literaturreview

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Patrizia Romina Ungar - Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA, Augsburg, Deutschland
  • Ann-Kathrin Schindler - Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA, Augsburg, Deutschland
  • Sabine Polujanski - Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA, Augsburg, Deutschland
  • Thomas Rotthoff - Universität Augsburg, Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA, Augsburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV08-03

doi: 10.3205/21gma030, urn:nbn:de:0183-21gma0302

Published: September 15, 2021

© 2021 Ungar et al.
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Text

Fragestellung: Bei Medizinstudierenden wird von einem wachsenden Risiko für Depressivität und Burn-out im Verlauf des Studiums berichtet [1]. Im Hinblick auf die große Verantwortung, die der Arztberuf mit sich bringt, ist dies eine besorgniserregende Entwicklung. Dieser muss begegnet werden, um das im NKLM erklärte Ziel einer gesundheitsförderlichen ärztlichen Ausbildung zu erreichen [http://www.nklm.de]. Onlineinterventionen im Sinne von Verhaltensprävention werden als hilfreich eingeschätzt, um Studierende zeit- und ortsunabhängig in der Stärkung ihrer psychischen Gesundheit zu unterstützen [2]. Mit einem Literaturreview soll nach einem Überblick über aktuelle Onlineangebote für Studierende schließlich herausgefunden werden, ob es wirksame Onlineinterventionen speziell für Medizinstudierende gibt, die gezielt zur Stärkung ihrer mentalen Gesundheit entwickelt wurden.

Methoden: Für die Literatursuche wurden PubMed, ERIC, Cochrane und Web of Science genutzt. Die Interventionen mussten digital oder online angeboten werden und sich an Studierende oder Medizinstudierende richten. Die Angebote mussten auf die Verbesserung der psychischen Gesundheit oder des Wohlbefindens bzw. die Reduktion von Depressivität oder Burn-out abzielen. In den Publikationen sollten Informationen zur Wirksamkeit der jeweiligen Intervention zu finden sein.

Ergebnisse: Die Literatursuche ergab 355 Treffer. 65 Studien verblieben nach Sichtung der Titel, Abstracts und doppelter Ergebnisse, 47 nach weiterer Selektion aufgrund der genannten Filterkriterien. In 42 Artikeln richteten sich die Angebote allgemein an Studierende, adressierten überwiegend Depressivität, Angst oder Stress und zeigten meist kleine bis mittlere Effekte. Fünf Artikel enthielten speziell für Medizinstudierende entwickelte Interventionen mit Elementen der Kognitiven Verhaltenstherapie, Achtsamkeitstrainings oder Peer-Support. Dabei gab es in einer Studie signifikante Verbesserungen im wahrgenommenen Stress und Selbstmitgefühl, in zwei Publikationen wurden Copingmechanismen nachweislich gestärkt und ein Angebot zeigte keine signifikanten Wirkungen auf Burn-out und Empathie. Eine Maßnahme wurde qualitativ als hilfreich bewertet. Die Akzeptanz der Angebote war hoch.

Diskussion: Noch gibt es wenige publizierte Studien mit zurückhaltenden Wirksamkeitsnachweisen zu Onlineinterventionen zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Medizinstudierenden. Die hohe Akzeptanz der vorhandenen Angebote deutet auf ein Interesse an dieser Art der Unterstützung hin. Weitere Interventionen sollten auf der Basis einer Erhebung des konkreten Bedarfs von Medizinstudierenden gezielt entwickelt und bzgl. ihrer Wirksamkeit evaluiert werden. Erkenntnisse aus Studien zu Onlineangeboten, die es bereits für andere Studierendengruppen gibt, können dabei ergänzend genutzt werden. Diese bedarfsgerechte Prävention kann eine gesundheitsförderliche Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärzte unterstützen und so zu einer funktionierenden Patientenversorgung beitragen.


Literatur

1.
Dyrbye LN, West CP, Satele D, Boone S, Tan L, Sloan J, Shanafelt TD. Burnout among U.S. medical students, residents, and early career physicians relative to the general U.S. population. Acad Med. 2014;89(3):443-451. DOI: 10.1097/ACM.0000000000000134 External link
2.
Cuijpers P, Auerbach RP, Benjet C, Bruffaerts R, Ebert D, Karyotaki E, Kessler RC. Introduction to the special issue: The WHO World Mental Health International College Student (WMH-ICS) initiative. Int J Methods Psychiatr Res. 2019;28(2):e1762. DOI: 10.1002/mpr.1762 External link