gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Ärztliche Kommunikation online trainieren – Möglichkeiten und Grenzen digitaler Lehrformate anhand des Ausbildungsmodules „Let’s talk about Sex: HIV/STI-fokussierte Sexualanamnese“

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Mirja Leibnitz - Deutsche Aidshilfe, Medizin und Beratung, Deutschland
  • Stephan Scherzer - Goethe-Universität Frankfurt/Main, Medizin, Fachbereich 16, Zentrum Innere Medizin, Frankfurt/Main, Deutschland
  • presenting/speaker Annette Elisabeth Haberl - Universitätsklinikum Frankfurt/Main, HIVCENTER, Medizinische Klinik II/Infektiologie, Frankfurt/Main, Deutschland
  • Armin Wunder - Goethe-Universität Frankfurt/Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt/Main, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV08-02

doi: 10.3205/21gma029, urn:nbn:de:0183-21gma0291

Published: September 15, 2021

© 2021 Leibnitz et al.
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Fragestellung/Zielsetzung: Die SARS-CoV-2-Pandemie stellte die Lehre vor die Herausforderung, Lehrinhalte wie z.B. ärztliche Kommunikation zu digitalisieren, die gemeinhin als schlecht digitalisierbar gelten. Wir zeigen anhand von zwei erfolgreich etablierten Kommunikationsmodulen zur Sexualanamnese [1], die als „offline“ Kurse in der Longkomm-Toolbox zu finden sind, wie digitales Lernen in der Vermittlung und Übung ärztlicher Kommunikationskompetenzen eingesetzt werden kann.

Methoden: Auch wenn beide Module bezogen auf die Lernziele deckungsgleich sind, ist die Verankerung im Curriculum unterschiedlich. Dies führt zu verschiedenen didaktischen Designs in der Kurskonzeption.

Am Universitätsklinikum Frankfurt (UKF) wurde ein Blended Learning Szenario, bestehend aus drei aufeinander aufbauenden Lernphasen, entwickelt. Lernphase I und II sind asynchron von den Studierenden zu bearbeiten. Lernphase III findet synchron als Videoseminar mit Simulationspatient*innen statt. Aufgrund der Verankerung des Kurses im Blockpraktikum Innere Medizin besuchen hier jedes Semester ca. 180 Studierende den Kurs.

An weiteren Universitäten wird das Modul von einem Trainer*innenteam als 3- bis 6-stündiger Wahlpflichtkurs mit Rollenspielen angeboten.

Um den Herausforderungen der Online-Kommunikation (reduzierte Aufmerksamkeitsspannen, Distraktoren wie Schweigen, wenige non-verbale Signale etc.) [2] zu begegnen, wurde Frontalunterricht gekürzt und interaktiver gestaltet. Soziometrische Übungen und Erwartungsabfragen wurden auf online Tools wie Mentimeter übertragen und Rollenspiele in Breakout-Räumen umgesetzt.

Ergebnisse: 91% der 126 Studierenden in den rein synchronen Wahlpflichtkursen sind der Meinung, dass die Seminarinhalte für ihre zukünftige Tätigkeit von Nutzen sind. Die Seminare wurden mit einer durchschnittlichen Gesamtnote (Schulnote) von 1,4 bewertet. Besonders positiv hervorgehoben wurde in freien Kommentaren das interaktive Seminarformat, die Umsetzung der Rollenspiele und das offene Sprechen über Sexualität/sexuelle Praktiken in ärztlicher Kommunikation, das in dieser Form im Studienangebot sonst nicht enthalten sei.

Am UKF haben im Sommersemester 174 Studierende den Kurs im Blended Learning absolviert. Die Evaluation zeigt, dass der überwiegende Anteil der Studierenden (85%) die Vermittlungsmethode als sinnvoll für den zu vermittelnden Inhalt hält. 87% der Teilnehmer *innen bewerten den Kurs mit der Schulnote 1 oder 2.

Diskussion: Die positive Bewertung der digitalen Kurse mit ähnlichen Zufriedenheitswerten wie in den Präsenzkursen zeigt, dass man Seminare zu ärztlichen Kommunikation erfolgreich digitalisieren kann. Voraussetzung ist eine intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen des E-Learnings inkl. Schulung der Dozent*innen im Hinblick auf die Umsetzung der Seminarziele in Online-Formaten.

Take Home Message: Auch sehr stark interaktiv aufgebaute Seminarformate zur ärztlichen Kommunikation können erfolgreich in E-Formate umgewandelt werden.


Literatur

1.
Taubert S, Schafberger A, Mörsch K. Let’s talk about Sex! - Aufklärung, Beratung, Diagnosemitteilung und Verständnissicherung. In: Jünger J, editor. Ärztliche Kommunikation - Praxisbuch zum Masterplan Medizinstudium 2020. Stuttgart: Schattauer Verlag; 2018. p.59-169
2.
Kunert S. Grenzen der Online-Kommunikation. Zur Kommunikationspsychologie virtueller Coachings und Meetings. Coaching-Magazin. 2020. Zugänglich unter/available from: https://www.coaching-magazin.de/beruf-coach/grenzen-der-online-kommunikation External link