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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Erfahrungen mit einem Virtuellen Anamnesekurs: Evaluation und Vergleich zu Präsenzlehre

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Silvan Lange - LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Nils Krüger - LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Maximilian Warm - LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland; LMU München, Medizinische Klinik und Poliklinik III, München, Deutschland
  • presenting/speaker Konstantinos Dimitriadis - LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland; LMU München, Neurologische Klinik und Poliklinik und Institute for Stroke and Dementia Research (ISD), München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV06-03

doi: 10.3205/21gma022, urn:nbn:de:0183-21gma0220

Published: September 15, 2021

© 2021 Lange et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Im Rahmen der COVID-19 Pandemie wurde der Anamnesekurs für Medizinstudierende an der LMU München in Präsenzform ausgesetzt und durch ein virtuelles Format ersetzt. Im Folgenden soll das virtuelle Format evaluiert werden, sowie die Frage beantwortet werden, ob der Onlinekurs einen adäquaten Ersatz zur Präsenzlehre darstellt.

Methoden: Insgesamt nahmen n=874 Studierende des dritten Semesters am virtuellen Anamnesekurs über die Kommunikationsplattform Zoom teil. Die Studierenden wurden in Dreiergruppen eingeteilt, um anhand von fiktiven Patientenfällen eine strukturierte Anamneseerhebung zu üben. Dabei rotierten die Studierenden jeweils durch die drei Rollen Patient*in, Ärztin*Arzt und Beobachter*in. Nach jedem Durchgang erfolgte eine Peer-Feedback-Runde. Der online Evaluationsbogen des Anamnesekurses bestand aus 31 Fragen zu den Themen „Organisation & Technik“, „Lerninhalte“, „Didaktik & Betreuung“, „Lernerfolg“ sowie „Gesamtbewertung“. Es gab unter anderem 19 Likert-skalierte Fragen (1=trifft voll zu; 5=trifft gar nicht zu), zwei dichotome Fragen und sieben offene Fragen. Die Ergebnisse des Fragebogens zum Onlinekurs (WS 20/21) wurden mit den Ergebnissen der übereinstimmenden Fragen zum Präsenzkurs aus dem Vorjahr (WS 19/20) mittels t-Test verglichen. Spezifische Fragen zur technischen Durchführung wurden separat ausgewertet.

Ergebnisse: Der Fragebogen wurde von n=162 Studierenden beantwortet, was einem Anteil von 18,5% aller Kursteilnehmer entspricht. Obwohl 85,3% der Studierenden die Kurs- Atmosphäre als produktiv bewerteten und 83,0% die Flexibilität bezüglich der Zeiteinteilung sehr schätzten, wünschten sich nur 27,8%, dass Lehrveranstaltungen in Zukunft verstärkt durch Online-Aktivitäten ergänzt werden. Bezogen auf die Fähigkeit, nach dem Kurs selbstständig eine strukturierte Anamnese erheben zu können, wurde der Onlinekurs signifikant schlechter bewertet als der Präsenzkurs (Mittelwert Onlinekurs: 2,4 mit SD: 1,1 vs. Mittelwert Präsenzkurs: 1,9 mit SD: 1,1; p<0,0001). In beiden Kohorten zeigte sich starke Zustimmung (44,9% im Onlinekurs vs. 43,4% im Präsenzkurs) hinsichtlich der Aussage, dass man durch den Kurs etwas gelernt hat, was für die Tätigkeit als Ärztin*Arzt hilfreich sein wird. Die Bewertung des Präsenzkurses fiel insgesamt signifikant besser aus als der Onlinekurs (Mittelwert Präsenzkurs: 1,8 mit SD: 1,1 vs. Mittelwert Onlinekurs: 2,2 mit SD: 1,0; p<0,0001).

Diskussion: Der virtuelle Anamnesekurs stellte im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten während der Corona-Pandemie einen guten, wenn auch nicht gleichwertigen Ersatz zur Präsenzlehre dar. Die Kursteilnehmer*innen schätzten die hohe Flexibilität und die Möglichkeit, sich dank der Onlinelehre ihre Zeit gut einteilen zu können. Eine reine Form der Onlinelehre ist in diesem Kurs jedoch schwer umzusetzen, und wird seitens der Studierenden kritisch beurteilt, da der sonst in Präsenzform vorhandene Patientenkontakt entfällt.