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Ein Inverted-Classroom Konzept im Querschnittsbereich Gesundheitssysteme, -ökonomie und öffentliche Gesundheitspflege. Lernen aus Fehlern durch Gruppendiskussionen und moderierten Austausch mit KommilitonInnen
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Published: | November 18, 2020 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Seit 2014 wurde in den Fächern Gesundheitssysteme -ökonomie und öffentliche Gesundheitspflege (GGG) ein neu konzipiertes, fallbasiertes Seminar erfolgreich implementiert [1]. Das Seminar 2 „Der einsame Patient“ basiert auf dem realen Patientenfall des Herrn P. und thematisiert das deutsche Gesundheitssystem aus der Patientenperspektive. Um mehr Raum für Diskussionen und den Austausch der Studierenden untereinander zu gewinnen, wurde das Seminar auf der Basis der Inverted-Classroom Methode (ICM) umgestaltet [2]. Laut einigen Studien zeigt die ICM bislang gute Erfolge bezüglich der Motivation, dem Engagement und dem Lernergebnis [3]. Daraus ergeben sich folgende Fragestellungen:
- Empfinden die Studierenden eine Lehrveranstaltung im IC-Format im Hinblick auf den Wissenserwerb als hilfreicher als eine traditionelle Lehrveranstaltung?
- Sind die Lehrvideos ein geeignetes Format zur Wissensvermittlung?
Methoden: Im WiSe 2018/19 wurde basierend auf der ICM eine ca. 15-minütige Online-Selbstlernphase entwickelt, in der sich die Studierenden zunächst einen Überblick über die Patientengeschichte verschaffen und sich mittels festgelegter Lernziele eigenständig Faktenwissen aneignen sollen. Zu diesem Zweck wurden die vorhandenen schriftlichen Lehrmaterialien (Patientenfall, Factsheets) in zwei- bis drei-minütige Lehrvideos umgestaltet. In der Präsenzveranstaltung werden die Themen der Videos mit Hilfe von Flipchart-Zusammenfassungen, Impulsreferaten der Dozierenden, Gruppendiskussionen, und eines Quizzes praxisbezogen vertieft und diskutiert.
Die Evaluation des Seminars erfolgte online am Ende der Lehrveranstaltung. Folgende Aspekte wurden mittels einer 5-Punkte-Likert-Skala (1=trifft voll zu bis 5=trifft gar nicht zu) und Freitextfragen erfasst: die technischen Rahmenbedingungen, die didaktische Gestaltung, den Wissenserwerb der Studierenden (Selbsteinschätzung) und das Interesse am Thema.
Ergebnisse: Vom WiSe 2018/19 bis zum WiSe 2019/20 haben 192 von 683 Studierenden an der Evaluation teilgenommen. Der Rücklauf lag bei 28%. 30% der Studierenden finden ein traditionelles Lehrkonzept besser als die IC-Methode. 31,6% finden beide Lehrkonzepte gleich gut und 38,4% bevorzugen eine IC-Methode. Die Lehrvideos wurden im Mittel mit 2,2 (s=1,2) als hilfreich im Hinblick auf die Vermittlung von Faktenwissen beurteilt.
Diskussion: Einerseits verdeutlichen die Evaluationsergebnisse, dass die IC-Methode auf Studierendenseite noch Erklärung und Akzeptanz bedarf. Andererseits zeigt sich, dass der gezielte Einsatz digitaler Elemente und das Verlagern von Faktenlernen aus der Präsenzphase in eine Selbstlernphase, durchaus als positiv empfunden wird.
Take home messages:
- Nutzung unterschiedlicher Medien hilfreich,
- gemischte Akzeptanz der ICM seitens der Studierenden,
- Schaffung von Akzeptanz bzgl. digitaler Konzepte bei den Studierenden ist ein langwieriger Prozess.
Literatur
- 1.
- Tolks D, Kiessling C, Wershofen B, Pudritz Y, Schunk M, Härtl A, Fischer MR, Huber J. Lernen aus Fehlern anhand eines fallbasierten Curriculums im medizinischen Querschnittsbereich Gesundheitssysteme/Gesundheitsökonomie und öffentliche Gesundheitspflege. Gesundheitswesen. 2019. DOI: 10.1055/a-0894-4583
- 2.
- Lage MJ, Glenn JP, Treglia M. Inverting the classroom: a gateway to creating an inclusive learning environment. J Econ Educ. 2000;31(1):30-43. DOI: 10.2307/1183338
- 3.
- Tolks D, Schäfer C, Raupach T, Kruse L, Sarikas A, Gerhardt-Szép S, Klauer G, Lemos M, Fischer MR, Eichner B, Sostmann K, Hege I. An introduction to the inverted/ flipped classroom model in education and advanced training in medicine and in the healthcare professions. GMS J Med Educ. 2016;33(3):Doc46. DOI: 10.3205/zma001045