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Chancen und Herausforderungen bei der Realisierung interprofessioneller Lehre im Bereich der Integrativen Medizin – eine qualitative Studie
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Published: | November 18, 2020 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die Zunahme chronischer, lebensstilbedingter Erkrankungen erfordert die aktive Partizipation von Patienten im Versorgungsprozess [1]. Interprofessionelle Zusammenarbeit und Integrative Medizin [2] sind zwei Konzepte die auf eine patientenzentrierte und umfassende Patientenversorgung zielen [3]. Eine Kombination beider Konzepte scheint für eine adäquate Ausbildung von Studierenden vielversprechend.
Fragestellung: Welche Aspekte sind bei der Entwicklung und Durchführung eines interprofessionellen Lehrangebots für komplementäre und integrative Medizin (KIM) zu berücksichtigen?
Methoden: Eine Delphi-Studie zum Thema: „Entwicklung eines interprofessionellen KIM- Curriculums an einer Universität bzw. Hochschule“ wurde mit Experten unterschiedlicher Berufsqualifikationen online durchgeführt. Zur Teilnahme an der dritten Delphi-Runde wurden vierzig Experten eingeladen und aufgefordert, die größten Chancen und Gefahren beim Angebot eines interprofessionellen KIM-Seminars in Freitextfeldern zu benennen. Die Aussagen wurden inhaltsanalytisch mit Maxqda ausgewertet.
Ergebnisse: Der Rücklauf betrug 90% (N=36). Für die Chancen konnten folgende Leitkategorien (Subkategorien) gebildet werden: Fakultätsentwicklung (Eröffnung neuer Perspektiven, Modernisierung der Ausbildung, Stärkung der wissenschaftlichen Ausrichtung), Patientenversorgung (Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit, …ganzheitlichen Patientenversorgung, …evidenzbasierten Versorgung und Implementierung von KIM in die Patientenversorgung), Lehren und Lernen (gemeinsames Lernen, Horizonterweiterung).
Für den Bereich Gefahren ergaben sich folgende Kategorien: Fakultätsentwicklung (fehlende Akzeptanz, …Übereinkunft, Verlust von Wissenschaftlichkeit), Implementierung (Schwierigkeiten in der Terminplanung, ungleiche Zusammensetzung der Teilnehmer, Rekrutierung der Lehrkräfte), Lehren- und Lernen (Inhaltsflut und Beliebigkeit, unkritische Lehre, unterschiedliche Lernvoraussetzungen, fehlende Offenheit und Motivation bei den Studierenden).
Diskussion: Von der Durchführung interprofessioneller KIM-Seminare werden neue Impulse für die Fakultätsentwicklung und positive Effekte auf die ganzheitliche Patientenversorgung und interprofessionelle Zusammenarbeit erwartet. Gleichzeitig werden hohe Anforderungen an die jeweiligen Dozenten gestellt, da diese sowohl mit heterogenen Lerngruppen, als auch mit der anschaulichen, kritischen und evidenzbasierten Vermittlung von KIM konfrontiert werden. Wie sich ein entsprechendes Seminar auf den wissenschaftlichen Ansatz der Hochschullehre auswirkt, wird kontrovers diskutiert.
Take home messages: Diese Ergebnisse können genutzt werden, um die Ziele und den Nutzen eines interprofessionellen KIM-Seminars zu verdeutlichen und potentiellen Gefahren bei der Entwicklung und Umsetzung des Curriculums zu begegnen.
Literatur
- 1.
- Pomey MP, Flora L, Karazivan P, Dumez V, Lebel P, Vanier MC, Débarges B, Clavel N, Jouet É. [The Montreal model: the challenges of a partnership relationship between patients and healthcare professionals]. Sante Publique. 2015;27(1 Suppl):S41-50.
- 2.
- Academic Consortium for Integrative Medicine & Health. Definition of Integrative Medicine and health. McLean (Virginia): Academic Consortium for Integrative Medicine & Health; 2018. Zugänglich/available from: http://www.imconsortium.org
- 3.
- Hollenberg D, Bourgeault IL. Linking integrative medicine with interprofessional education and care initiatives: challenges and opportunities for interprofessional collaboration. J Interprof Care. 2011;25(3):182-188. DOI: 10.3109/13561820.2011.552133