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Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Selbst- und Fremdbeurteilung bei Medizinstudierenden
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Published: | August 31, 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Studierende (Stud.) gaben sich innerhalb von Kleingruppen anhand eines elektronischen Fragebogens (FB) anonym Peer-Feedback (P-FB) zu verschiedenen Kategorien des studentischen und künftigen ärztlichen Handelns (Fremdeinschätzung=FE). Anhand der gleichen Kategorien schätzt jede(r) Stud. sich selbst ein (Selbsteinschätzung=SE). Es soll untersucht werden, welche Unterschiede zwischen Männern (m) und Frauen (w) in der Wahrnehmung von P-FB bestehen und in welchen Kategorien sich die Geschlechter in der SE und FE unterscheiden.
Methoden: Im Wintersemester 13/14 führten n=141 Stud. (51 m, 90 w) eine SE durch. N=129 erhielten eine FE >3 Beurteilungen durch die Gruppenmitglieder. Anschließend erhielten sowohl die Teilnehmer, als auch die Nicht-Teilnehmer einen Fragebogen zur Wahrnehmung von P-FB mit einer 6-stufigen Likert-Skala (1=Trifft völlig zu; 6=Trifft gar nicht zu) (N=461). Unterschiede zwischen Frauen und Männern wurden mittels Mann-Whitney-U-Test und T-Test für unabhängige Stichproben untersucht.
Ergebnisse: W hatten in der Selbstwahrnehmung eher Schwierigkeiten mit der Annahme von FB als m (w: M=4,27 (SD=1,19), N=288; m: M=4,58 (SD=1,15), N=128; p=0,015). Sie schätzten sich allerdings im Verhalten gegenüber Dozierenden (w: M=4,45 (SD=,68), N=87; m: M=4,08 (SD=1,01), N=50; p=,03) und Kommilitonen (w: M=4,32 (SD=,72), N=90; m: M=3,92 (SD=,98), N=51; p=,009) zuvorkommender, sowie in der Patientenkommunikation (w: M=4,52 (SD=,56), N=71, m: M=4,19 (SD=,81), N=37; p=,038) angemessener als m ein. Auch in der Empathie gegenüber Patienten und deren Angehörigen schätzen sich w besser ein (w: M=4,51 (SD=,63), N=69; m: M=4,03 (SD=8,8), N=36; p=,004). In der FE gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen m und w.
In der FE wurden Sie im stud. Handeln (z.B. Bereicherung durch lehrreiche Beiträge (w: M=3,86 (SD=,64), N=78; m: M=4,14 (SD=,69), N=43; p=,03), kritisches Hinterfragen von Informationen (w: M=3,96 (SD=,51), N=73; m: M=4,23 (SD=,46), N=39; p=,007) und Sicherheit im Auftreten (w: M=3,88 (SD=,72), N=80; m: M=4,26 (SD=,5), N=42; p=,001) schlechter eingeschätzt als m. In der SE gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen m und w.
Diskussion/Schlussfolgerung: Das Geschlecht hat Einfluss auf die Durchführung und Wahrnehmung von P-FB.
Es fanden sich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Selbstwahrnehmung beim Annehmen von P-FB, was für die aus Feedback resultierende Verhaltensänderung bedeutsam sein kann. W werden von ihren Peers in der FE bezüglich Kommunikation ähnlich eingeschätzt wie m, obwohl sie sich in der SE besser einschätzten. Zur Beurteilung der allgemeinen Kommunikationsfähigkeit durch Peers gibt es bisher kaum Evidenz, jedoch wird w von Lehrenden eine bessere Kommunikationsfähigkeit bescheinigt [1]. Die Zugehörigkeit zur sozialen Gruppe (Peers versus Lehrende) scheint somit bei der Beurteilung von Kommunikation eine Rolle zu spielen. Inwieweit geschlechtsspezifische Unterschiede beim P-FB Einfluss auf eine Änderung des Verhaltens haben, soll künftig untersucht werden.