gms | German Medical Science

Joint congress of the Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) and the Arbeitskreis zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Evaluation des „Selbstsicherheitstrainings für Studierende der Medizin“

Meeting Abstract

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP13-172

doi: 10.3205/15gma229, urn:nbn:de:0183-15gma2296

Published: August 31, 2015

© 2015 Berger et al.
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Text

Fragestellung/Einleitung: Studierende der Medizin sind verstärkten Belastungen ausgesetzt, die aufgrund von Leistungsdruck und maladaptive Kognitionen und Verhaltensweisen zu einer Reduktion der Empathie führen [1].

Das an der Philipps-Universität Marburg entwickelte „Selbstsicherheitstrainings für Studierende der Medizin“ (SST) basiert auf dem theoretischen Konzept der "Emotionalen Intelligenz", nach dem die emotionale Intelligenz die Fähigkeit der bewussten Wahrnehmung der eigenen Emotionen und die des Interaktionspartners, deren Verständnis sowie die Beeinflussung und Nutzung der eigenen und fremden Emotionen, um bestimmte Ziele zu erreichen und soziale Probleme zu lösen [2].

Das SST geht davon aus, dass die Erlangung von Selbstsicherheit ein Prozess des „decision making“ darstellt. Danach wird Selbstsicherheit als die Wahl zwischen verschiedenen Verhaltensstrategien verstanden. Es wird zwischen gehemmtem, gehemmt-aggressivem, aggressivem und kooperativem Durchsetzungsstrategien unterschieden. Die Studierenden trainieren in Kleingruppen von 10-12 Teilnehmern in 24 Trainingssitzungen über 12 Wochen die folgenden Fertigkeiten verbal als auch non-verbal unterstützt durch Videofeedback:

1.
Bitten und Forderungen äussern
2.
Auseinandersetzungen führen
3.
Bitten und Forderungen ablehnen
4.
Hemmungen überwinden
5.
Konflikte partnerschaftlich lösen.

Das Ziel der Studie bestand darin zu testen, ob Studierende der Medizin ihre Durchsetzungsstrategien und Empathiefähigkeit nach SST verändern können.

Methoden: Vor und nach dem SST führten 130 Studierende ein 8-minütiges Arzt-Patient-Gespräch als standardisierte Verhaltensbeobachtung durch, in der sie die Aufgabe erhielten, mit dem Patienten ein Non-Compliance-Problem zu lösen.

Die Gespräche wurden aufgezeichnet und nach einem reliablen Kodierschema ausgewertet. Das Kodierschema umfasst nonverbale und verbale Durchsetzungsstrategien, zielführende und nicht-zielführende Strategien, die Erfassung von Kriterien der Empathie und der Soziopathie auf Verhaltensebene.

Die Videos wurden verblindet und von 3 Beurteilern ausgewertet, die zuvor an 40 Videos trainiert wurden.

Mit Hilfe des Videographen wurden die 8-minütigen Aufnahmen in 30 Sekunden-Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt wurde nach dem Vorhandensein von 32 Kriterien des Kodierschemas analysiert. Die gebildeten Mittelwerte pro Kriterium wurden als Prä-Post-Vergleich mit Hilfe von Chi-quadrat-Tests auf Signifikanz untersucht.

Ergebnisse: Nach dem SST zeigten die Studierenden einen signifikanten Strategiewechsel von gehemmt-aggressiver zu kooperativer Strategien im verbalen (p<0.01) und im non-verbalen (p<0.001) Bereich. Des Weiteren fand sich eine signifikante Reduktion von nicht-zielführendem Verhaltens nach Therapie (p<0.01), zugunsten von zielführendem Verhalten. Das empathische Verhalten nahm signifikant zu (p<0.01). Im soziopathischen Verhalten zeigten sich keine Veränderungen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Das SST kann die Empathie des Studierenden erhöhen und ist relevanter Prädiktor für Therapieerfolg [3] [4].


Literatur

1.
Hojat M, Vergare MJ, Maxwell K, Brainard G, Herrine SK, Isenberg GA, Veloski J, Gonnella JS. The Devil is in the Third Year: A Longitudinal Study of Erosion of Empathy in Medical School. Aca Med. 2009;84(9):1182-1191. DOI: 10.1097/ACM.0b013e3181b17e55 External link
2.
Braun S, Thieme K. Selbstsicherheitstrainings für Studierende der Medizin. 2014. Unveröffentlichtes Lehrmaterial.
3.
Salovey P, Mayer JD. Emotional intelligence. Imag Cog Pers. 1990;9(3):85-211.
4.
Siu E, Reiter HI. Overview: what´s worked and what hasn´t as a guide towards predictive admissions tool development. Adv Health Sci Edu. 2009;14(5):759-775. DOI: 10.1007/s10459-009-9160-8 External link