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Joint congress of the Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) and the Arbeitskreis zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

30.09. - 03.10.2015, Leipzig

Ökonomische Aspekte in der Vorbereitung des Praktischen Jahres. Das Magdeburger Curriculum zur Versorgungskompetenz (MCV)

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Anke Spura - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Magdeburg, Deutschland
  • presenting/speaker Katrin Werwick - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Magdeburg, Deutschland
  • Bernt-Peter Robra - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Magdeburg, Deutschland
  • Rüdiger C. Braun-Dullaeus - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Magdeburg, Deutschland
  • presenting/speaker Philipp Stieger - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Magdeburg, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Leipzig, 30.09.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP10-143

doi: 10.3205/15gma174, urn:nbn:de:0183-15gma1749

Published: August 31, 2015

© 2015 Spura et al.
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Outline

Text

Fragestellung/Einleitung: Im Praktischen Jahr (PJ) sollen die Studierenden unter ärztlicher Anleitung ihre bisher erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten bezogen auf den „einzelnen Krankheitsfall“ [1] anwenden.

In der Seminarreihe zur Vorbereitung der Praxisphasen Famulatur [2] und PJ wurden im Jahr 2014 erstmalig Lernziele des „Magdeburger Curriculums zur Versorgungskompetenz“ (MCV) umgesetzt. Es berücksichtigt über den Einzelfall hinaus auch Aspekte des gesamten medizinischen Arbeitsbogens[3] innerhalb des Versorgungssystems. Lernziele des MCV sind:

1.
Fächerübergreifendes Verständnis klinischer Abläufe,
2.
Interprofession,
3.
Einzelfall- und Systembezug.

Dieser Beitrag greift gesundheitsökonomische Aspekte in der Vorbereitung des PJ auf.

Methoden: Zur Seminarvorbereitung „Fit für PJ“ wurde eine fragenbogengestützte Bedarfsanalyse bei DozentInnen, Studierenden, die 2014 das PJ antraten und potenzielle SeminarteilnehmerInnen waren, und Studierenden, die das PJ 2014 absolvierten, sowie eine Seminarevaluation durchgeführt [fünfstufige Likertskala (1=stimme voll zu bis 5=stimme nicht zu) und Freitextfragen]. Hierbei wurde das Lernziel „Einzelfall- und Systembezug“ hinsichtlich folgender Aspekte operationalisiert: allgemeine Versorgungsstandards vs. Einzelfall, sektorenübergreifende Versorgungsabläufe (stationär-ambulant), rechtlicher Rahmen PJ, Kosten-Nutzen-Abwägung medizinischer Versorgung.

Ergebnisse: Alle Befragtengruppen stuften bei der Bedarfsanalyse den Ausbildungsinhalt „Kosten-Nutzen-Abwägung“ am wenigsten relevant für das PJ und das Seminar „Fit für PJ“ ein. Im Freitextkommentar der Bedarfsermittlung wird deutlich, dass „Kosten-Nutzen-Abwägung“ als dem ärztlichen Tätigkeitsbereich diametral gegenüberstehend aufgefasst wird. Die Seminarevaluation zeigt dennoch eine Verbesserung des selbsteingeschätzten Vorbereitungsstandes der SeminarteilnehmerInnen für das PJ in diesem Punkt.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Bedarfsanalyse für das folgende Vorbereitungsseminar „Fit für PJ“ im August 2015 wird diesen Aspekt differenzierter aufgreifen und vorstellen. Es ist zu prüfen, inwiefern ökonomische Aspekte bei Nutzenabwägungen im Rahmen ärztlicher Tätigkeit tatsächlich als irrelevant, als professionsfremde „Ökonomisierung“ [3], [4], [5], [6], [7] oder gar als Tabubereich im ärztlichen Versorgungsauftrag verstanden werden und wie sie sinnvoll im Rahmen des MCV weiterentwickelt werden können, wenn Medizin Nutzen trotz begrenzter Mittel stiften muss.


Literatur

1.
Bundesministerium für Gesundheit. Approbationsordnung für Ärzte vom 27. Juni 2002. Bundesgesetzbl. 2002;2405-2435.
2.
Stieger P, Spura A, Werwick K, Nikendei C, Gottschalk M, Robra BP, Braun-Dullaeus RC. Klinische Abläufe, einzelfall- und systembezogenes Denken, Interprofession - das Magdeburger Curriculum zur Famulaturkompetenz. Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Hamburg, 25.-27.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocV144. DOI: 10.3205/14gma239 External link
3.
Strauss A. Creating sociological awareness. Collective images and symbolic representations. New Brunswick, London: Transaction Publishers; 1990. S.171ff
4.
Müller ML. Zur Nutzenbewertung im Gesundheitswesen. In: Hensen P, Kölzer C (Hrsg). Die gesunde Gesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2011. S.63-78
5.
Schimank V, Volkmann U. Ökonomisierung der Gesellschaft. In: Maurer A (Hrsg). Handbuch der Wirtschaftssoziologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2008. S. 382-393
6.
Bauer U. Die sozialen Kosten der Ökonomisierung von Gesundheit. Politik Zeitgesch. 2009;8-9:17-24
7.
Bode I. Der Zweck heil(ig)t die Mittel? Ökonomisierung und Organisationsdynamik im Krankenhaussektor. In: Endreß M, Matys T (Hrsg). Die Ökonomie der Organisation - die Organisation der Ökonomie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2010. S. 63-92