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Interprofessionalität in Studium und Ausbildung – ein Zukunftsmodell
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Published: | August 31, 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Interprofessionelle Lehre – also das Lernen verschiedener Berufsgruppen mit-, von- und übereinander [2] – wird zunehmend für die medizinische Ausbildung gefordert [4], [6], [5], [1]. Auch die Medizinstudierenden selbst befürworten mit rund 60% nach einer aktuellen Umfrage des Hartmannbundes [3] solche Entwicklungen. An der Medizinischen Fakultät Freiburg wurde deshalb der „Longitudinale Strang Interprofessionalität (LongStI)“ etabliert.
Methoden: Aktuell werden 12 Lehrveranstaltungen in Kooperation mit anderen Einrichtungen der Universität Freiburg, aber auch externen Kooperationspartnern angeboten. Die Lehrveranstaltungen sind dabei im Studienverlauf der Humanmedizin vom ersten Semester bis einschließlich dem PJ, also longitudinal verortet. An der Durchführung und Konzeption der Lehrveranstaltungen sind zwölf verschiedene Berufsgruppen beteiligt. Sie richten sich aktuell an Studierende und Auszubildende aus 13 verschiedenen Berufsgruppen. Eine Evaluation der Veranstaltungen erfolgte für einige Veranstaltungen prä und post mit Hilfe von Items, die in Anlehnung an den NKLM entwickelt wurden, um mögliche Veränderungen durch den Besuch der Veranstaltung abbilden zu können.
Ergebnisse: Insgesamt besuchten im WS 2014/15 682 Studierende und Auszubildende eine Lehrveranstaltung im Rahmen des LongStI. Am stärksten vertreten waren Studierende des Fachs Humanmedizin (n=366), gefolgt von Studierende der Pflegewissenschaft (n=82) und der Zahnmedizin (n=80) sowie Auszubildenden der Physiotherapie (n=42). Ausführliche Evaluationsdaten liegen von 339 Studierenden vor. Die meisten Studierenden/Auszubildenden waren weiblich (74%). Das durchschnittliche Alter der Studierenden/Auszubildenden lag bei 23 Jahren. Insgesamt wurden die Veranstaltungen im WS 2014/15 mit der Note M=1.52 (SD=.66) bewertet. Bei Items zu Selbsteinschätzung der interprofessionellen Kompetenz gab es im Vergleich von prä und post signifikante Veränderungen, wobei sich diese z.T. nach Berufsgruppen unterscheiden. Positive signifikante Veränderungen zeigten sich beispielsweise bei dem Item „Ich fühle mich in der Lage, die Behandlung der Patienten zu koordinieren und dabei alle an der Versorgung beteiligten Personen einzubeziehen (Fachpersonal, Angehörige etc.)“ und bei dem Item „Ich kann mit anderen Teammitgliedern die Qualität der gemeinsamen Arbeit beurteilen“. In den Freitextangaben fand sich zusätzlich mehrfach die Forderung nach weiteren interprofessionellen Angeboten.
Diskussion/Schlussfolgerung: Die innovativen Lehrveranstaltungen des LongStI wurden von den Studierenden und Auszubildenden sehr gut angenommen und ebenso evaluiert. Wie auch die vom Hartmannbund befragten Medizinstudierenden wünschen sich unsere Studierenden aus verschiedenen Berufsgruppen mehr interprofessionelle Lehrangebote. Die Veranstaltungen werden im Sommer- und Wintersemester 2015/16 wieder angeboten und sollen im Längsschnitt evaluiert werden.
Literatur
- 1.
- Bundesärztekammer. Gesundheitsfachberufe für mehr gemeinsames Lehren und Lernen. Berlin: Bundesärztekammer; 2015.
- 2.
- CAIPE. Interprofessional Education in Preregistration Courses. A CAIPE Guide for Commissioners and Regulators of Education. Fareham: CAIPE; 2012.
- 3.
- Hartmannbund. Medizinstudium 2020 Plus. Umfrage des Hartmannbundes unter seinen Medizinstudierenden im Rahmen der Erstellung eines "Masterplan Medizinstudium 2020" der Bundesregierung. Berlin: Hartmannbund; 2015.
- 4.
- Sachverständigenrat. Gutachten 2007 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Kooperation und Verantwortung - Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung (Drucksache16/6339). Berlin: Sachverständigenrat; 2007.
- 5.
- Wissenschaftsrat. Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland auf Grundlage einer Bestandsaufnahme der humanmedizinischen Modellstudiengänge. Dresden: Wissenschaftsrat; 2014.
- 6.
- World Health Organization (WHO). Framework for Action on Interprofessional Education & Collaborative Practice. Geneve: World Health Organization; 2010.