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„Ich weiß einfach nicht, wo ich anfangen soll…“ – Was fördert und was hindert das Lernen im Medizinstudium?
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Published: | August 31, 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Universitäten und ihre Hochschuldidaktik haben es zur Aufgabe, sich fortwährend weiterzuentwickeln. Dieses geschieht in Orientierung an Fortschritten und Veränderungen in Technologie, Demographie, Gesellschaft und Wirtschaft [1]. Zu erfahren, wie und unter welchen Umständen Studierende am besten lernen, ist von großer Bedeutung für Universitäten und daher ein wichtiger Forschungsgegenstand. Im Zuge der Bologna-Reform, dem stetig wachsenden Einfluss neuer Medien und des G8-Abiturs sind tiefgreifende Änderungen im Bildungssystem geschehen [2]. Diese fordern eine Neugestaltung didaktischer Konzepte heraus. Dieses gilt insbesondere für das Studium der Humanmedizin. Die vorliegende Studie ermöglicht einen aktuellen Einblick in die lernfördernden und lernhindernden Faktoren bei Studierenden. Sie kann zur Weiterentwicklung von z.B. didaktischen Konzepten beitragen.
Fragestellung: Welche Faktoren beeinflussen das Lernen der Studierenden?
Methoden: Fragebogenerhebung mit offenen Fragen. Im Rahmen der fakultativen Veranstaltung „Die Lernwerkstatt“ wurden 138 Studierende der UWH fakultätsübergreifend (Humanmedizin (N=88, 79% in Semester 1-4) zu lernfördernden und lernhindernden Faktoren befragt. Qualitative Inhaltsanalyse der Antworten nach Mayring unter Verwendung der Software AtlasTI. V.7.
Ergebnisse: Vorläufig: Fördernde Faktoren: Interesse, Zeit, Motivation, Leistungsdruck und Schlaf. Hindernde Faktoren: Stress, persönliche Probleme, mangelnde Struktur, Ablenkung (u.a. Internet) und Überforderung.
Die qualitative Analyse der Antworten ergibt folgende richtungsweisenden Faktoren für gutes Lernen, geordnet in verschiedene Dimensionen (Codefamilien): I. Gestaltung der Lerninhalte: Interesse, Motivation II. Physiologische und psychologische Ausgeglichenheit/ Gesundheit: ausreichender Schlaf, gesunder Lebensstil, wenig Stress und emotionale Belastungen und III. Selbststeuerung: Strukturierung der Lernzeiten, Umgang mit Ablenkungen
Diskussion/Schlussfolgerung: Für eine erfolgreiche Weiterentwicklung von didaktischen Konzepten, insbesondere im Fachgebiet der Humanmedizin scheint es angezeigt, die durch Studierende benannten Faktoren im Bereich der Gestaltung der Lerninhalte, der physiologischen und psychologischen Ausgeglichenheit/ Gesundheit und der Selbststeuerung in Weiterentwicklungsansätze zu integrieren. Diese könnten z.B. in der Studieneingangsphase stärker berücksichtigt werden um die Bildung von Lernkompetenz von Beginn an besonders zu stimulieren. Gleichzeitig könnte hemmenden Faktoren wie Stress, mangelnder Struktur und Überforderung frühzeitig begegnet werden und ein intensiveres Lernen ermöglicht werden [3].
Literatur
- 1.
- Nickel S. Der Bologna- Prozess aus Sicht der Hochschulforschung: Analysen und Impulse für die Praxis. Gütersloh: Bundesministerium für Bildung und Forschung; 2011. S. 8-17
- 2.
- Thye M, Edelhäuser F, Scheffer C, Weger U, Tauschel D. Meditation und Pausentag als Instrumente zum selbstgesteuerten Lernen. In: Krämer M, Weger U, Zupanic M (Hrsg). Psychologiedidaktik und Evaluation X. Aachen: Shaker-Verlag; 2014.
- 3.
- Behrenbeck S. Effekte der Bologna-Reform auf die Hochschultypen. Wissenschaftsrecht. 2011;44(2):156-179.