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„Kompetent Argumentieren mit Evidenzen” – Entscheidungen aufgrund wissenschaftlicher Evidenzen – eine domänenspezifische oder übergreifende Fähigkeit?
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Published: | September 11, 2014 |
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Fragestellung/Einleitung: Die Kompetenz zum evidenzbasierten Argumentieren ist für Ärzte in der Patientenversorgung von zentraler Bedeutung. Dabei ist die Fähigkeit zur kritischen Bewertung von wissenschaftlichen Evidenzen Voraussetzung, um aufgeklärte Entscheidungen für den Patienten zu treffen [1]. Diese sollten mit bestmöglicher subjektiver Sicherheit getroffen werden, um inkorrekte Diagnosen und Therapien zu vermeiden [2]. Unsere Studie untersucht, ob diese Fähigkeit domänenspezifisch oder -übergreifend ist und was den Zusammenhang von subjektiver Entscheidungssicherheit und objektiver Leistung bei der Beurteilung von Studien beeinflusst.
Methoden: Medizinstudierende (N=165) bearbeiteten je ein Szenario aus Medizin und Pädagogik, in denen sie sich für eine von zwei Handlungsalternativen entscheiden mussten. Nach dem Lesen von vier strukturierten Kurzfassungen von Artikeln sollten sie deren Relevanz für ihre Entscheidung bewerten. Die Bewertung wurde mit einer Expertenmeinung abgeglichen und die Abweichung als Testleistung berechnet. Außerdem sollte die subjektive Sicherheit bei der intuitiven Entscheidung vor und der informierten Entscheidung nach dem Bewerten der Kurzfassungen angegeben werden.
Ergebnisse: Es ergaben sich für die Bewertung von Studien objektiv bessere Leistungen in der fachfremden Domäne Pädagogik als in der Medizin (F(1,164)=31.98; η2=.16), während die subjektive Entscheidungssicherheit nach dem Bewerten der strukturierten Kurzfassungen in der eigenen Domäne signifikant anstieg und in der fachfremden sank (F(1,163)=11.51; η2=.07).
Diskussion/Schlussfolgerung: Offenbar fiel den Medizinstudierenden die korrekte Bewertung der pädagogischen Artikel leichter als der medizinischen, was eher gegen eine domänenspezifische Fähigkeit zum evidenzbasierten Argumentieren spricht. Die subjektive Entscheidungssicherheit verhielt sich gegenläufig zur tatsächlichen Leistung. Für eine erfolgreiche Integration von Evidenz-basierten Entscheidungen sind zuverlässigere Feedbackmechanismen erforderlich [3].
Literatur
- 1.
- Kuhn D. What is scientific thinking and how does it develop? In: Goswami U (Hrsg). Blackwell handbook of childhood cognitive development. Oxford: Blackwell Publishing; 2002. S.371-393.
- 2.
- Mann D. The relationship between diagnostic accuracy and confidence in medical students. Presented at the annual meeting of the American Educational Research Association. Atlanta: American Educational Research Association;1993.
- 3.
- Cavalcanti RB, Sibbald M. Am I Right When I Am Sure? Data Consistency Influences the Relationship Between Diagnostic Accuracy and Certainty. Acad Med. 2014;89(1):107-113. DOI: 10.1097/ACM.0000000000000074