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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Effekte von rigiden Persönlichkeitskonstrukten bei Studierenden im 4. Studienjahr Humanmedizin im Rahmen eines 360° Peer-Feedback Lehrprojektes

Poster

  • Bianca Raski - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Düsseldorf, Deutschland
  • Mateja Böhm - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Düsseldorf, Deutschland
  • Matthias Schneider - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Düsseldorf, Deutschland; Universitätsklinikum Düsseldorf, Poliklinik und Funktionsbereich Rheumatologie, Düsseldorf, Deutschland
  • corresponding author Thomas Rotthoff - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Düsseldorf, Deutschland; Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Endokrinologie und Diabetologie, Düsseldorf, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP08_06

doi: 10.3205/13gma073, urn:nbn:de:0183-13gma0730

Published: August 20, 2013

© 2013 Raski et al.
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Text

Hintergrund: Obwohl die Effektivität von Peer-Feedback (P-FB) zur persönlichen Entwicklung wissenschaftlich gut belegt ist, findet P-FB im Medizinstudium kaum statt. In einem Lehrprojekt geben sich die Studierenden innerhalb von Kleingruppen anhand eines elektronischen Fragebogens anonym P-FB zu verschiedenen Kategorien des studentischen und künftigen ärztlichen Handelns. Gleichzeitig schätzt jede(r) Studierende sich selbst zu den einzelnen Kategorien ein. Es sollte untersucht werden, welche Effekte das Konstrukt Rigidität als „eingeschränkte Fähigkeit eines Menschen, sich (...) von einmal eingeschlagenen Handlungs- und Denkwegen zu lösen (...)“ (Drever, 1971, S. 231) auf das P-FB hat.

Methode: 47 Studierende nahmen freiwillig an einer Onlinebefragung mit dem Test of Behavioral Rigidity (TBR-FR) von Schaie (1975) teil. Anschließend erfolgte online eine Selbsteinschätzung sowie eine anonyme Fremdeinschätzung der Gruppenmitglieder im Rahmen des P-FB. Es wurde der Einfluss von Rigidität auf Selbst- und Fremdeinschätzungen mittels multifaktorieller Varianzanalyse und Zusammenhangsmaßen geprüft.

Ergebnisse: Es konnten keine signifikanten Einflüsse des Konstrukts Rigidität auf die Selbsteinschätzung nachgewiesen werden. Personen mit hohem TBR-FR Score wurden jedoch signifikant von ihren KommilitonInnen als besser auf den Unterricht vorbereitet beurteilt (r=.38; p=.012) und Ihnen wurde tendenziell eine höhere Problemlösekompetenz attestiert. Für die Kategorien Empathie und Kommunikationsfähigkeit zeigten sich keine relevanten Zusammenhänge. Studierenden mit höheren Rigiditätswerten wurde aber eine geringere Fehlerakzeptanz zugeschrieben (r=–.13). Größere Abweichungen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung in Abhängigkeit vom TBR-FR Score lagen nicht vor. Je positiver sich die Studierenden in der Selbsteinschätzung beurteilten, desto kritischer wurden sie von ihren KommilitonInnen wahrgenommen.

Diskussion: Das mit dem TBR-FR ermittelte Konstrukt Rigidität hat Einfluss auf die Fremdwahrnehmung von Studierenden besonders in Bezug auf die Kategorien „Vorbereitung“ und „Umgang mit eigenen Fehlern“. Personen mit rigiderem Verhalten werden starke subjektive Wertvorstellungen zugesprochen, die im Vergleich zu weniger rigiden Personen schwieriger situationsabhängig angepasst werden können [1]. Die Tendenz an bestimmten Einstellungen festzuhalten, kann den Gruppendiskurs erschweren. Hier bietet insbesondere das anonyme P-FB die Möglichkeit der ehrlichen Rückmeldung, der Selbstreflexion und somit dem Feedbacknehmer die Chance, Rückmeldungen für die persönliche Weiterentwicklung zu nutzen.


Literatur

1.
Steinmetz JP, Loarer E, Houssemand C. Rigidity of attitudes and behaviors: A study on the validity of the concept. Ind Diff Res. 2011; 9(2):84-106.