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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Die Perspektive von Studierenden im Studiengang Interprofessionelle Gesundheitsversorgung. Eine qualitative Studie

Poster

  • corresponding author Cornelia Mahler - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • Sven Karstens - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • Dajana Napiralla - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Halle, Deutschland
  • Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • Katja Götz - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP06_09

doi: 10.3205/13gma057, urn:nbn:de:0183-13gma0570

Published: August 20, 2013

© 2013 Mahler et al.
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Text

Hintergrund: Der Studiengang Interprofessionelle Gesundheitsversorgung an der Medizinischen Fakultät Heidelberg startete im Wintersemester 2011/12 mit 25 Studierenden aus verschiedenen Gesundheitsberufen. Das neue und innovative Studiengangskonzept ist ausbildungsintegrierend angelegt [1]. Besondere Herausforderungen für die Koordination des Studiums stellen die Integration verschiedener Ausbildungen in ein Studium sowie die Gestaltung der Lernprozesse für Studierende/Auszubildende verschiedener Gesundheitsberufe dar. Das Ziel der vorliegenden Studie war, die Perspektive der Studierenden der ersten Kohorte bezüglich der Besonderheiten des innovativen Studiengangkonzepts, der Wahrnehmung ihrer Vorreiterrolle und ihrer beruflichen Perspektiven zu erfassen.

Methode: Um einen Einblick in das subjektive Erleben der Studierenden hinsichtlich des neuen Lehrkonzepts zu erhalten, wurden Fokusgruppen durchgeführt. Drei leitfadengestützte Fokusgruppen wurden mit 17 Studierenden (1 männlich, 16 weiblich) der ersten Kohorte im Juli 2012 durchgeführt. Es haben fünf bis sieben Studierende pro Fokusgruppe teilgenommen. Sie kamen aus sechs unterschiedlichen Gesundheitsberufen. Neben den Erfahrungen zur Studierbarkeit, zur beruflichen und studentischen Rollenfindung im ersten Studienjahr wurden auch die Einstellungen zum Konzept des interprofessionellen Lernens erfragt. Die Fokusgruppen wurden digital aufgenommen, transkribiert und inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet [2].

Ergebnisse: Die Studierenden erlebten die Doppelbelastung (Ausbildung und Studium) als machbar und sahen die Möglichkeit zu studieren als wichtig für ihre berufliche Perspektive. Im beruflichen Alltag wurden sie einerseits mit Skepsis und Unsicherheit unter den Kollegen konfrontiert und erlebten andererseits auch Akzeptanz und Respekt. Sie erachteten das in den Lehrveranstaltungen im Studium Erlernte als wichtig für ihr berufliches Handeln und profitierten davon in ihrer beruflichen Ausbildung. Das Rollenbild eines Studierenden beinhaltete aus ihrer Perspektive keine Gruppenarbeit, große Hörsäle und eine unpersönliche Atmosphäre. Das Lernen mit Studierenden anderer Gesundheitsberufe empfanden sie als positiv und bereichernd. Konstruktive Verbesserungsvorschläge zur Weiterentwicklung des ersten Moduls wurden angeführt.

Fazit: Einige Studierende erachten das innovative Studiumskonzept als eine Chance „über den Tellerrand“ zu blicken. Andere sind unsicher aufgrund der in der Praxis vorherrschenden Rahmenbedingungen. Die Ergebnisse müssen unter Einbezug der Tatsache betrachtet werden, dass die Studierenden kaum auf die Erfahrungen von Studierenden aus höheren Semestern bzw. akademisch qualifizierte Kollegen in der Praxis zurückgreifen können. Anpassungen im ersten Modul wurden auch auf Rückmeldungen der Studenten vorgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Studierenden in ihrer Vorreiterrolle weiter im Studiengang gestärkt werden müssen.


Literatur

1.
Mahler C, Karstens S, Roos M, Szecsenyi J. Interprofessionelle Ausbildung für eine patientenzentrierte Versorgung der Zukunft. Die Entwicklung eines Kompetenzprofils für den Bachelor-Studiengang "Interprofessionelle Gesundheitsversorgung". Z Evid Fortbild Qual Gesundhwesen. 2012;106:523-532.
2.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Beltz: Weinheim; 2007.