gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Entwicklung und Implementierung eines integrierten Curriculums zur geschlechterspezifischen Medizin im Pflichtcurriculum der medizinischen Ausbildung an der Universität Ulm

Poster

  • corresponding author Anja Böckers - Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • Claudia Grab - Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • Tobias Böckers - Universität Ulm, Ulm, Deutschland
  • Wolfgang Öchsner - Universität Ulm, Ulm, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP02_06

doi: 10.3205/13gma017, urn:nbn:de:0183-13gma0171

Published: August 20, 2013

© 2013 Böckers et al.
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Text

Die Gender Medizin ist ein Aspekt medizinischer Tätigkeit, der in den vergangenen 20 Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Allerdings sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse der geschlechterspezifischen Patientenversorgung im Rahmen von Symptomatik, Diagnostik und Therapie bei Männern und Frauen bisher nur unzureichend in die Ausbildung angehender MedizinerInnen integriert worden. Hier seien beispielhaft Erkenntnisse aus den Bereichen Kardiologie, Psychiatrie oder der Schmerztherapie genannt. Inzwischen konnte belegt werden, dass das Wissen unter Studierenden und Lehrenden im Bereich Gender Medizin als defizitär einzustufen ist [http://campus.uni-muenster.de/fileadmin/einrichtung/gendmedlearning/Zusammenfassung_des_Workshops.pdf]. Diese Defizite gilt es im Hinblick auf eine optimierte Patientenversorgung zu beheben. An der Universität Ulm war es daher unser Ziel klinisch relevante Aspekte der Gender Medizin in das bestehende traditionell strukturierte Ausbildungscurriculum zu integrieren, ohne die study load zu erhöhen und zu einem natürlichen Bestandteil einer zeitgemäßen medizinischen Ausbildung werden zu lassen.

Unter Leitung des Studiendekanats wurde eine Arbeitsgruppe gegründet und mit o.g. Aufgabe beauftragt. In einem ersten Schritt wurde dazu die Vermittlung von Genderinhalten in der medizinischen Ausbildung schriftlich verankert (Fakultätenvertrag, Ulmer Ausbildungsprofil). Die Arbeitsgruppe analysierte das bestehende Curriculum auf bereits vorhandene geschlechts- bzw. genderspezifische Inhalte, definierte zu ergänzende Lehrinhalte und legte Zielkompetenzen fest. Aktuell wird allen Medizinstudierenden ein integriertes Basiscurriculum angeboten. Darüber hinaus wird mit Beginn des SS 2013 allen interessierten Studierenden ab dem 7. Fachsemester das fallbasierte Aufbaucurriculum „Lebensphasen – geschlechts- und genderspezifische Aspekte“ im Ulmer Wahlfachprogramm aufgenommen. Mit dem Studienbeginn bis hin zum PJ nehmen Studierende an jeweils ein bis zwei „Gender medicine“-Vorlesungen pro Semester teil, die zugleich auch Teil einer fachspezifischen Lehrveranstaltungsreihe sind. Eine Erhöhung der study load kann damit ausgeschlossen werden – die Expertise zu den Lehrinhalten verbleibt bei den jeweiligen Fachvertretern. Wurde mehr als 80% des angebotenen Curriculums besucht, wird dem/r Studierenden am Ende des Studiums der Erwerb der additiven Schlüsselqualifikation „Genderkompetenz“ auf der Gesamtleistungsübersicht attestiert.

Eine Evaluation und wissenschaftliche Begleitung des Projektes im Hinblick auf eine Stärkung der Gendersensibilität steht derzeit noch aus. Wir hoffen, erste Impulse zur Erneuerung der universitären Forschungs- und Karrierestrukturen oder zur Verbesserung unserer Lehre im Hinblick auf Gendergerechtheit setzen zu können. Erste persönliche Erfahrungen deuten daraufhin, dass unsere aktuellen Aktivitäten zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und Präsenz der geschlechter/genderspezifischen Medizin bei den beteiligten Einrichtungen geführt hat [1], [2] [3].


Literatur

1.
Oertelt-Prigione S, Regitz-Zagrosek V. Sex and Gender Aspects in Clinical Medicine. Heidelberg: Springer Verlag; 2011.
2.
Buddeberg-Fischer B, Klaghofera R, Vetscha E, Abelb T, Buddeberga C. Studienerfahrungen und Karrierepläne angehender Ärztinnen und Ärzte. Schweiz Ärztez. 2002.
3.
Stamm M, Buddeberg-Fischer B. How do physicians and their partners coordinate their careers and private lives? Swiss MedWkly. 2011;141:w13179.