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Die Bereitschaft Studierender, im Rahmen einer notfallmedizinischen Simulation die "Arztrolle" zu übernehmen, hängt von den Ergebnissen des Eingangstests ab, hat aber keine Auswirkung auf die Abschlussprüfung
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Published: | August 5, 2010 |
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Fragestellung: Der praktische Teil der notfallmedizinische Ausbildung des 6. klinischen Semesters der Charité findet im Rahmen interdisziplinärer Simulationen statt, während der die Studierenden eine Woche lang in 3er-Teams das Notfallmanagement an Patientensimulatoren eintrainieren. Dabei übernimmt ein Student oder eine Studentin einer 9er Gruppe jeweils verantwortlich die "Arztrolle" und zwei weitere Studierende assistieren. Die übrigen 6 Studierenden beobachten die Teams bei ihrer "Arbeit" und wirken bei der Nachbesprechung der Fälle, dem so genannten "Debriefing" mit. Die Meldung zu den Rollen erfolgt freiwillig und direkt vor Beginn des jeweiligen Szenarios aus der gesamten 9er Gruppe heraus.
Mit dieser prospektiven Untersuchung sollte den Fragen nachgegangen werden, ob diejenigen Studierenden, die sich besonders oft freiwillig melden,
- 1.
- beim Kurs-Eingangstest, der die kardio-pulmonale Wiederbelebung umfasst, besser abgeschnitten haben
- 2.
- bei der Kurs-Abschlussprüfung schriftlich und praktisch bessere Ergebnisse zeigen
Methoden: Alle Studierenden legten zu Beginn der Kurswoche eine standardisierte praktische Prüfung in kardio-pulmonaler Wiederbelebung ab, deren Durchführung bereits in voran gegangenen Semestern trainiert wurde. Die Note dieser Eingangsprüfung wurde den Studierenden direkt im Anschluss bekannt gegeben. Anschließend startete die Kurswoche, während der die Studierenden jeweils in 15 Doppelstunden à 90 Minuten verschiedene komplexe, notfallmedizinische Szenarien in den oben beschriebenen 3er Teams trainierten. Für jeden Einsatz als "Arzt/Ärztin" oder "Assistent/in" wurden verschiedenfarbige Punkte vergeben und auf das Namensschild geklebt. Nach dem Kurs nahmen alle Studierenden wieder an einer standardisierten praktischen Prüfung sowie an einer multiple-choice Klausur teil, die sich zu 100% auf die Kursinhalte bezogen
Für die Rollen "Arzt/ Ärztin" und "Assistent/in" wurde jeweils der Median der erarbeiteten Punkte pro Studierendem ermittelt und anschließend anhand des Medians der Gesamtgruppe (> Median bzw. ≤ Median) gruppiert. Die Prüfungsergebnisse wurden bezogen auf "Arzt/ Ärztin" und "Assistent/in" jeweils mittels Mann Whitney Test verglichen.
Ergebnisse: 136 Studierende wurden erfasst. Der Median der Einsätze als "Arzt/ Ärztin" betrug 5, der Median als "Assistent/in" betrug 7. 62 Studierende übernahmen mehr als 5 mal die Rolle als "Arzt/Ärztin" und 64 Studierende übernahmen mehr als 7 mal die Rolle als "Assistent/in". Während diejenigen Studierenden, die >5 mal die Arztrolle übernommen haben, signifikant bessere Noten in der Eingangsprüfung hatten (Median 1,7 vs. 2,3, p=0,007), als diejenigen Studierenden, die die Rolle ≤5 mal innehatten, unterschieden sich die praktischen und theoretischen Ergebnisse der Abschlussprüfungen nicht. Die Anzahl der Rollen als "Assistent/in" zeigte keinerlei statistischen Zusammenhang mit Eingangs- oder Abschlussprüfungen.
Schlussfolgerungen: Die Studierenden, die in der Eingangsprüfung besonders gut abgeschnitten haben, trauen sich offenbar während des folgenden Simulationstrainings, in dem es um komplexe Fälle geht, mehr zu, als diejenigen, die eingangs nicht so gute Noten erhalten haben, und übernehmen häufiger die Rolle als "Arzt/ Ärztin". Auf die Abschlussprüfungen scheint die Häufigkeit der der Übernahme dieser Rolle aber keinen Einfluss zu haben. Dies widerlegt unsere These, dass - analog der "Miller-Pyramide" - das häufigere eigenständige "Notfallmanagement" zu besseren Prüfungsergebnisse führt.