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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Richtig schnell und gründlich falsch - histologischen Blickdiagnosen von Experten und Anfängern. Eine Eye-Tracker-Pilotstudie mit Anatomiedozenten.

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  • corresponding author presenting/speaker Gertrud Klauer - Goethe Universität Frankfurt, FB Medizin, Anatomisches Institut, Dekanat, Frankfurt, Deutschland
  • Alexander Tillmann - Goethe-Universität Frankfurt, Studiumdigitale - zentrale eLearning Einrichtung, Frankfurt, Deutschland
  • Richard Melamed - Goethe-Universität Frankfurt, FB Medizin, Dekanat, Frankfurt, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma182

doi: 10.3205/10gma182, urn:nbn:de:0183-10gma1829

Published: August 5, 2010

© 2010 Klauer et al.
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Fragestellung: Voraussetzung zur diagnostischen Beurteilung von Gewebeschnitten, CTs, MRTs und Röntgenbilder etc. ist die Fähigkeit zur visuellen Mustererkennung. Diese medizinische Schlüsselkompetenz wird bisher im Medizinstudium systematisch gefördert. Zur Vorbereitung unserer Studie: "Prozess und Entwicklung der visuellen Diagnosefähigkeit bei Studierenden der Medizin. Eine Eye-Tracker Studie" analysierten wir in einer Pilotstudie die visuelle Kompetenz der Anatomiedozenten der Universität Frankfurt. Dazu wurden Blickbewegungen (Sakkaden) und Fixationen bei der Betrachtung ausgewählter Bildmaterialien (histologische Gewebeschnitte) mit einem "Eye-Tracker" erfasst. Ziel war, die automatisierte visuelle Attraktion von Bildelementen gegenüber wissensgesteuerten Blickbewegungen (diagnostische Merkmale) einschätzen zu können, um die Auswahl der Bildobjekte und -kriterien für die geplante Studie festzulegen.

Methodik: N=21 (4 weibl./17 männl.; 4 Prof., 14 wiss. Mitarb., 3 Doktoranden) Anatomiedozenten nahmen an der Eye-Tracker Pilotstudie teil. Die Probanden konnten je 42 (2 x 21) Ausschnitte aus histologischen Kurspräparaten auf einem 21 Zoll Monitor ohne zeitliche Einschränkung betrachten. Dabei wurden von einem in den Monitor integriertem Eye-Tracker (Tobii 120; Tobii Systems©) die Augenbewegungen aufgezeichnet und anschließend statistisch ausgewertet. Zusätzlich wurden Wortprotokolle (Informationen zum Bild; Gewebe-/ Organdiagnose) der Probanden nach jedem einzelnen Bild über ein Mikrofon registriert und nach einem Schema (0 Punkte = falsche / keine Antwort bis 5 Punkte = korrekte und vollständige Antwort) bewertet. Vorerfahrungen sowie Lehrerfahrungen und Nutzung wissenschaftlicher Methoden wurden über einen Fragebogen erfasst.

Ergebnisse: Die Eyetrackerdaten (gesamte Beobachtungs- und Fixationsdauer) in Kombination mit den bewerteten Wortprotokollen erlauben eine Kategorisierung der Dozenten in "Top-Experten (N=4)", "Experten (N=8)" und "Anfänger (N=5)". Top-Experten analysieren die Bildobjekte sehr rasch bei gleichzeitig hohen Punktwerten bei der diagnostischen Bewertung [Mittelwerte/Bild: G Gesamtbetrachtungsdauer; F Fixationsdauer; P = Punktwert; Top-Experten: G 13.2s; F 11,7s; P 4,35±0,2; Experten: G 21.8s; F 18,7s; P 3,52±0,2; Anfänger: G 18,3s; F 14,6s; P 1,97±0,4]. Dies entspricht der Erwartung der visuellen Kompetenz von Fachexperten. Sie analysieren sehr rasch und korrekt (holistisch) konzentriert auf die diagnostischen Bildmerkmale. Die analysierten Bilder konnten entsprechend den mittleren Punktwerten in Kategorien von leicht bis schwer eingeordnet werden.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse unserer Pilotstudie ermöglicht auf der Basis der visuellen Kompetenz der Dozenten (Experten, Anfänger) die Auswahl der Abbildungen für die geplante Studie (siehe oben). Sie ergab darüber hinaus auch ein Ranking histologischer Bilder nach Schwierigkeitsgrad.