gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

08.10. - 10.10.2009, Freiburg

Ist Studienerfolg in Medizin genderabhängig? Analyse der ersten zwei Kohorten im Medizincurriculum Wien (MCW)

Poster

Search Medline for

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Freiburg im Breisgau, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmaT2P042

doi: 10.3205/09gma042, urn:nbn:de:0183-09gma0427

Published: September 2, 2009

© 2009 Himmelbauer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Fragestellung: Seit 2002 gibt es an der Medizinischen Universität Wien ein neues Prüfungssystem, welches sechs Summative Integrierte Gesamtprüfungen, die im Multiple-Choice-Format am Ende jedes Studienjahres abgehalten werden, umfasst. Zahlreiche Studien belegen, dass weibliche Studierende bessere Prüfungsleistungen im Fach Humanmedizin erbringen, vor allem bei Prüfungen gegen Ende des Studiums und insbesondere in klinischen Fächern wie Frauenheilkunde, Kinderheilkunde und Psychiatrie. Basierend auf dieser Befundlage soll untersucht werden, ob sich diese Untersuchungsergebnisse im Medizincurriculum Wien replizieren lassen.

Methodik: Es wurden die Prüfungs- und Sozialdaten der ersten zwei Kohorten (K1: 2002-2008 und K2: 2003-2009) des MCW herangezogen. Insgesamt werden pro Studienjahr vier Prüfungstermine angeboten; von diesen wurden für jedes Prüfungsereignis jeweils der erste und zweite Prüfungstermin analysiert (NK1 = 364; 64% weiblich; NK2 = 339; 56% weiblich). Die Datenauswertung erfolgte mittels multivariater Varianzanalyse.

Ergebnisse: Es zeigen sich Geschlechtsunterschiede in den Prüfungen des ersten Studienjahres (vorklinische Fächer wie Histologie, Physiologie, Biochemie und Anatomie) sowie des fünften (Innere Medizin, Notfallmedizin und Chirurgie) und sechsten Studienjahres (klinische Fächer wie Psychiatrie, Frauenheilkunde und Kinderheilkunde). Die Unterschiede sind jedoch gegenläufig. Während in den vorklinischen Fächern die männlichen Studierenden besser abschneiden, erzielen die weiblichen Studierenden in den anwendungsorientierten klinischen Fächern die besseren Leistungen.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse bestätigen, dass auch im Medizincurriculum Wien Studienerfolg genderabhängig ist. Es entspricht der Literatur, dass Frauen ihren männlichen Kollegen in klinischen Fächern voraus sind. Die Überlegenheit der männlichen Studierenden in den naturwissenschaftlich-orientierten Fächern des Medizinstudiums wird jedoch selten berichtet. Das leistungsmäßige Aufholen der weiblichen Studierenden vom ersten zum sechsten Studienjahr demonstriert die geringe prognostische Validität der Prüfungsleistungen zu Beginn des Studiums. Dieses Faktum zeigt die Problematik von Auswahlverfahren für das Medizinstudium, die ihren Fokus ausschließlich naturwissenschaftlich ausrichten. Im Sinne der Gender fairness ist daher der Einsatz zusätzlicher Eignungsverfahren, die ärztliche Schlüsselkompetenzen berücksichtigen, zu empfehlen.