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Brain drain oder Brain gain – was bringen Auslandsaufenthalte dem deutschen Gesundheitswesen?
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Received: | June 11, 2008 |
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Revised: | August 6, 2008 |
Accepted: | August 6, 2008 |
Published: | August 19, 2008 |
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Fragestellung: Nach Angaben der Bundesärztekammern wandern jedes Jahr ungefähr 2.439 (2007; 2.575 in 2006) Ärztinnen und Ärzte ins Ausland ab. Bei ca. 9.000 Absolventen der Humanmedizin pro Jahr wird das Defizit gröβtenteils durch Zuwanderer gedeckt [Ref. 1]. Die Talent-Studie (BMBF 2001) zeigte, dass besonders für Auswanderer eine doppelte Bestenauswahl besteht. Die Motiviertesten und Talentiertesten wandern ab z.B. in die USA. Wieviele kommen zurück und wie werden sie im deutschen Gesundheitssystem integriert?
Methodik: Basierend auf der 'Alumni Database' der Universitaet Witten/Herdecke (UWH) haben wir untersucht, welche Effekte eine Rückkehr aus dem Ausland auf die weitere berufliche Entwicklung hat.
Ergebnisse: Insgesamt waren 25,8% (68 von 264) der UWH-Alumni länger als 6 Monate im Ausland tätig. Von diesen sind 31% (21 von 68) nach einer durchschnittlichen Aufenthaltszeit von 23,5±18 Monaten wieder nach Deutschland zurück gekehrt. Hauptsächlich waren sie in den USA (38%) der Schweiz (14%) oder Großbritannien (14%) tätig. Dagegen haben 183 (69%) UWH Alumni nie im Ausland gearbeit. Vergleicht man Alumni, die aus dem Ausland zurück gekehrt sind mit denen, die nie im Ausland tätig waren, zeigt sich, dass die Rückkehrer häufiger während des Studiums auch im Ausland waren (100% vs. 78%, p=0,02), häufiger in Führungspositionen sind (43% vs. 20%, p=0.02) und postgraduiert vermehrt in der Forschung tätig sind (76% vs. 40%, p=0.002). Dagegen haben Rückkehrer seltener Kinder (56% vs. 78%, p=0.04) und sind weniger in der Ausbildung tätig (14% vs. 37%, p=0.04). Das Bekleiden einer Führungsposition ist eng korreliert mit der Länge der Arbeitserfahrung (r2=0,2, β=4,9, p<0,0001). In der multivariaten Analyse zeigte sich jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit in einer Führungsposition zu sein mit jedem Jahr Arbeitserfahrung um ca. 20% zunimmt (OR 1,23; CI 95% 1,1-1,3) wohingegen eine postgraduierten Tätigkeit im Ausland von länger als 6 Monaten diese Wahrscheinlichkeit um fast das Dreifache erhöht (2,9 OR; CI 95% 1,02-8,0).
Schlussfolgerung: Es gehen 26% der UWH Alumni ins Ausland und fehlen zunaechst dem deutschen Gesundheitssystem. Aber gute Köpfe kehren auch wieder zurück (31%). Die Arbeit im Ausland führt dazu, dass die Wahrscheinlichkeit später eine Führungsposition zu bekleiden deutlich erhöht wird. Ebenso führt eine längere Arbeitserfahrung zu einer Erhöhung dieser Wahrscheinlichkeit, jedoch geringer ausgeprägt. Zusätzlich konnten wir zeigen, dass Rückkehrer wesentlich häufiger wissenschaftlich tätig sind. Damit die deutsche Gesellschaft weiter von diesen Erkenntnissen profitiert, sollte weiter geforscht werden, was dazu führt, dass eine Tätigkeit im Ausland angestrebt wurde und warum diese Absolventen zurück nach Deutschland kommen.