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20th Annual Meeting of the German Drug Utilisation Research Group (GAA)

Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie

05.12. - 06.12.2013, Düsseldorf

Teilen von Arzneimitteln – Risiken vermeiden! Entwicklung von Strategien zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit insbesondere in Alten- und Pflegeeinrichtungen – Projekt der Stadt Hamm

Parting drugs – Avoid Risks! Development of strategies to increase safety of pharmacotherapy, especially in nursing homes – Project of the city of Hamm

Meeting Abstract

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Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e.V. (GAA). 20. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie. Düsseldorf, 05.-06.12.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13gaa37

doi: 10.3205/13gaa37, urn:nbn:de:0183-13gaa374

Published: November 25, 2013

© 2013 Stapel.
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Hintergrund: Wenn Arzneimittel, z.B. Tabletten aufgrund von ärztlichen Verordnungen, geteilt werden, können Risiken für die Patienten entstehen; bspw. kann die Retard-Funktion verloren gehen oder die Wirksamkeit eines Arzneimittels wird herabgesetzt. In den stationären Alten- und Pflegeheimen werden die Arzneimittel für bis zu sieben Tage im Voraus gestellt. Die geteilten Tabletten verbleiben somit mehrere Tage außerhalb der Verpackung in Tages-/ Wochendispensern. Bei dieser Lagerung kann die Stabilität der Wirkstoffe wie auch die Qualität der Arzneimittel beeinflusst werden.

Ziel der Studie: Risiken in Verbindung mit der Teilung von Arzneimitteln sollen vermieden werden. Weiterhin soll die Medikationsfehlerrate bedingt durch die Teilung der Arzneimittel verringert und so unerwünschte Arzneimittelereignisse reduziert werden. Im Bereich „Teilen von Arzneimitteln" sollen Handlungsempfehlungen in Alten- und Pflegeeinrichtungen erarbeitet und umgesetzt werden mit dem Anspruch: Nur in medizinisch notwendigen wie auch pharmazeutisch möglichen Fällen werden Arzneimittel geteilt.

Die Arzneimitteltherapie soll optimiert und arzneimittelbezogene Probleme erkannt werden.

Material und Methoden: Phase I: Zunächst wurden in Alten- und Pflegeheimen der Stadt Hamm die gestellten Arzneimittel der Heimbewohner (1725 Bewohner in 23 Heimen) im Jahr 2012 anonymisiert erfasst. Dokumentiert wurden alle Arzneimittel mit Namen und Darreichungsform, die auf Grund einer ärztlichen Verordnung geteilt wurden. Zudem wurde geprüft, ob der jeweilige Wirkstoff in der verordneten Stärke als Fertigarzneimittel im Handel zur Verfügung stand und ob das Arzneimittel geteilt werden durfte. Die Ergebnisse wurden in den Fachkreisen diskutiert, und das Gesundheitsamt hat in Zusammenarbeit mit der Universität Münster, Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, einen Flyer zu Risiken beim Teilen von Arzneimitteln erstellt.

Phase II: Im Jahr 2013 wird eine erneute Erhebung unter Einbeziehung der versorgenden Apotheken durchgeführt. Mit Hilfe dieser Erhebung sollen die Entwicklungen und durchgeführten Maßnahmen der Phase I bewertet und analysiert werden.

Ergebnisse: Phase I: In den untersuchten Heimen wurde eine Gesamtzahl von 1322 Arzneimittel-Teilungen festgestellt. Es wurden insgesamt 267 unterschiedliche Arzneimittel geteilt. Für 154 (57,68%) dieser geteilten Arzneimittel standen im Handel passende Stärken zur Verfügung. In 113 Fällen stand der Wirkstoff nicht in der verordneten Stärke als Fertigarzneimittel zur Verfügung. Laut Fachinformation und Gelbe Liste durften 29 von den 267 Tabletten nicht geteilt werden. In diesen Fällen können Risiken nicht ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse wurden mit Ärzten, Apothekern, Pflegekräften und Heimvertretern diskutiert.

Schlussfolgerung: Durch das Teilen der Tabletten können Risiken entstehen. Gleichzeitig ist jedoch zu definieren, in welchen Ausnahmefällen die Anordnung der Teilung von Arzneimitteln vertretbar ist. Welche Kriterien sind zu berücksichtigen, falls im Einzelfall aus medizinischen Gründen ein Arzneimittel geteilt wird?

Das Teilen von Arzneimitteln wird häufig zu unkritisch angeordnet und kann zur Gefährdung der Patienten führen. Die Diskussion der Problematik auf der Basis einer Analyse der vor Ort gestellten Arzneimittel führt zu einem Bewusstseinswandel bei den Fachkräften. In der laufenden Projektphase werden erneut Daten erfasst, um zu prüfen, ob die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessert und das Teilen der Arzneimittel auf das medizinisch notwendige und pharmazeutisch vertretbare Maß reduziert werden konnte.