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Patienten mit bösartigen Tumorerkrankungen in der allgemeinmedizinischen Sprechstunde. Ergebnisse der SESAM-4 (Sächsische Epidemiologische Studie in der Allgemeinmedizin) der Sächsischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM)
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Bedingt durch den demographischen Wandel aber auch durch die verbesserten Krebstherapien steigt die Zahl von Patienten mit Krebs. Im Jahre 2010 lag die 10-Jahres-Prävalenz bei etwa 2,7% der deutschen Bevölkerung [1]. Die vorliegende Studie fokussiert sich auf die Beratungsanlässe (BA) bei Patienten mit bösartigen Tumoren bei der hausärztlichen Sprechstunde.
Material und Methoden: An der SESAM-4 Studie beteiligten sich 73 von 253 eingeladenen Allgemeinärzten (SGAM-Mitglieder) und dokumentierten mittels eines standardisierten Fragebogens an einem vorgegebenen Erfassungstag jeweils den 10. Arzt-Patienten-Kontakt. Die Erhebung wurde im Zeitraum 1.4.2008 bis 31.3.2009 durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 2.529 Sprechstundenkontakte dokumentiert und ausgewertet. Anhand der bekannten Dauerdiagnosen wurden 184 Tumorpatienten identifiziert (7,3% der Gesamtpopulation). Bei 5,6% (n=142) wurden nach ICD-10 bösartige Neubildungen (C00-C97) codiert. Patienten mit bösartigen Tumoren waren durchschnittlich 68,9±4,2 s.d. Jahre alt; 56,4% waren weiblich, 40,8% männlich (2,8% k.A.). Die am häufigsten vorhandenen Krebsdiagnosen waren bösartige Neubildung der Brustdrüse (1,2%) und bösartige Neubildung des Kolons (0,5%). 96,5% der Krebspatienten hatten weitere (durchschnittlich 5,1 ± 3,35) Dauerdiagnosen; am häufigsten kamen essentielle Hypertonie (14,6%) und Typ 2-Diabetes (7,9%) vor. Ähnlich wie bei Patienten ohne Krebsdiagnose, wurden bei einem Krebspatient im Mittel 1,8±0,79 BA, zunehmend mit dem Alter, dokumentiert. Die häufigsten BA waren Betreuung chronischer kardiovaskulärer Erkrankungen (10,2%), Medikamentenverordnung/Injektion (5,5%), Betreuung chronischer Erkrankungen allgemein (5,1%) und Blutuntersuchung bei chronischen Stoffwechselkrankheiten (5,1%). 23,1% der Begleit-BA hatten chronischen Charakter, 89,7% der Patienten suchte regelmäßig einen Hausarzt auf. 57% der Krebspatienten wurden wiederbestellt, 30% erhielten eine Beratung, 3,5% bekamen eine AU-Bescheinigung, 6,3% eine Einweisung und 22,5% eine Überweisung. 24,6% der Patienten erhielten eine neue Medikamentenverschreibung und 27,5% wurde ein Medikament wieder verschrieben.
Diskussion: Bösartige Neubildungen kamen in SESAM-4 meist bei älteren Patienten, die mehrere chronische Begleiterkrankungen vorwiesen, vor. Die Krebspatienten besuchten die allgemeinmedizinische Sprechstunde regelmäßig, Überweisungen erfolgten häufig. Bei ca. einem Viertel wurden bekannte oder neue Medikamente verordnet.
Schlussfolgerungen: Der Allgemeinarzt muss in der Behandlung von Krebspatienten auf die multiplen chronischen Begleiterkrankungen achten.