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Beratungsanlässe bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen in der hausärztlichen Versorgung in Sachsen – Ergebnisse der SESAM-4-Studie (4. Sächsische Epidemiologische Studie der Allgemeinmedizin) der Sächsischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM)
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Die Prävalenz von chronischen Lungenerkrankungen in Deutschland steigt [1]. Bei Asthma liegt sie bei 5% für Erwachsene [2] und für COPD (chronic obstructive pulmonary disease) wird sie bei >40 Jährigen mit >10 % geschätzt [3]. Ziel der vorliegenden Studie war die Erfassung von Beratungsanlässe von Patienten mit Asthma bronchiale und COPD in der allgemeinmedizinischen Praxis.
Material und Methoden: 73 Allgemeinmediziner dokumentierten im Rahmen der SESAM-4 insgesamt 2.529 Arzt-Patienten-Kontakte mittels eines teilstandardisierten Fragebogens. Der Zeitraum umfasste ein Jahr von 01.04.2008 bis 31.03.2009, wobei jeder zehnte Konsultationsanlass an einem vorher bestimmten Tag pro Woche erfasst wurde.
Ergebnisse: Für 7,9% (n=199) aller erfassten Arzt-Patienten-Kontakte wurde eine chronische Lungenerkrankung als Dauerdiagnose dokumentiert: davon 4,1% COPD und 3,8% Asthma bronchiale. Bei 0,47% der Patienten wurde eine chronische Lungenerkrankung neu festgestellt.
Das Durchschnittsalter der Patienten mit COPD lag bei 71,9±10,7 s.d. Jahren, wobei 50,5% der Patienten 75 Jahre oder älter waren. Asthmatiker waren im Mittel deutlich jünger (49,8±21,1 s.d. Jahre). Ein Großteil der Patienten (49% COPD, 57% Asthma) kam mit einem BA zum Hausarzt, dabei waren am Häufigsten Betreuung chronischer kardiovaskulärer Erkrankungen (18,3% COPD, 12,6% Asthma), Betreuung mehrerer chronischer Erkrankungen (21,2% COPD, nicht bekannt bei Asthma), Medikamentenverordnung (5,8% COPD, 11,6% Asthma) und Husten (7,7% COPD, 9,5% Asthma). Die COPD-Patienten wiesen im Durchschnitt weitere 6, aber mindestens eine Dauerdiagnose auf. Für die Patienten mit Asthma wurden im Mittel 4 zusätzliche Dauerdiagnosen dokumentiert. Es dominierten dabei essentielle Hypertonie (65,7% bei COPD; 42,1% bei Asthma), sowie Diabetes mellitus Typ 2 (38,4% bei COPD, 13,7% bei Asthma) und die allergische Rhinopathie (nicht dokumentiert für COPD; 15,8% bei Asthma) auf. In der Langzeitbetreuung durch den Hausarzt befanden sich ca. 85% der COPD- und 58% der Asthmapatienten.
Diskussion: Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen wiesen eine hohe Anzahl an Komorbiditäten auf. Bei den COPD-Patienten dominierte die Betreuung von BA in Zusammenhang mit nicht näher spezifizierter Multimorbidität, wobei das höhere Alter eine Rolle spielen könnte. Bei den Asthmatikern stand die BA Betreuung kardiovaskulärer Erkrankungen im Vordergrund.
Schlussfolgerungen: Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen befinden sich in hohem Maße in regelmäßiger hausärztlicher Langzeitbetreuung. Zu den wichtigsten Aufgaben des Hausarztes gehört die leitliniengerechte Betreuung der Patienten vor dem Hintergrund der häufig gleichzeitig bestehenden Multimorbidität.